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Schmidt will Arzneimittelinspekteure einsetzen

BERLIN (ks). Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt will die Marketingaktivitäten von Pharmakonzernen künftig besser kontrollieren. Sie erklärte in der vergangenen Woche, sie "neige dazu, wie in den Niederlanden einen Arzneimittelinspekteur einzusetzen, der die Vergünstigungen der Industrie für Ärzte und Apotheken überprüft".

Die Ministerin reagiert mit diesem Plan auf die in den vergangenen Wochen öffentlich gewordenen Korruptionsfälle in Krankenhäusern und Arztpraxen. Sie erklärte, nicht länger hinnehmen zu wollen, dass die Pharmaindustrie doppelt so viel Geld in das Marketing stecke wie in die Forschung.

Auch die an Apotheken gewährten Naturalrabatte sollen genauer unter die Lupe genommen werden. Die Arzneimittelinspekteure sollen nach dem Willen der Ministerin die Aktivitäten der Pharmafirmen gegenüber Ärzten und Apothekern untersuchen und der Bundesregierung jährlich einen Bericht über die Ergebnisse vorlegen.

In den Niederlanden inspizieren bereits seit drei Jahren spezielle Kontrolleure die Praktiken der pharmazeutischen Industrie und ermitteln ähnlich wie Staatsanwälte gegen illegale Aktivitäten.

Kritik der Pharmaindustrie

Der Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) warnte unterdessen davor, in den ohnehin bereits hoch regulierten Arzneimittelmarkt weitere bürokratische Reglementierungen einzuführen.

Mit dem Heilmittelwerbegesetz, dem Arzneimittelgesetz, den Standesregeln der Heilberufler und den Kodices der Industrie stünden bereits ausreichend Instrumente zur Arzneimittelaufsicht zur Verfügung. Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) erklärte, die Einführung eines Arzneimittelinspekteurs "wäre ein weiterer staatlicher Eingriff in den Arzneimittelmarkt und würde die Gängelung der Pharma-Industrie erneut verstärken".

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