Arzneimittel und Therapie

Maligne Lymphome: Neue Therapieoptionen bei Non-Hodgkin-Lymphomen

Im Vergleich mit anderen Tumoren wie Brust-, Darm-, Lungen- oder Prostatakrebs sind maligne Lymphome relativ selten, sie machen in Deutschland etwa 5% aller Krebsfälle aus. Dennoch erkranken jährlich etwa 1900 Menschen an Morbus Hodgkin, 6000 an einem Non-Hodgkin-Lymphom. Durch den Einsatz des monoklonalen Antikörpers Rituximab (MabThera®) erhofft man sich bessere Therapieerfolge bei der Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen.

Maligne Lymphome

Non-Hodgkin-Lymphome und Hodgkin-Lymphome (Morbus Hodgkin) sind Krebserkrankungen des lymphatischen Systems. Während Non-Hodgkin-Lymphome meist erst nach dem 60. Lebensjahr auftreten, gibt es bei den Hodgkin-Lymphomen eine Häufung um das 25. Lebensjahr. Unterscheiden lassen sich die beiden Gruppen nur durch die histologische Untersuchung befallener Lymphknoten. Hodgkin-Lymphome werden in vier Krankheitsstadien eingeteilt und nach festen Therapieschemata behandelt.

Bei den Non-Hodgkin-Lymphomen gibt es eine fast unüberschaubare Zahl von Formen, die in der Kiel-Klassifikation zusammengestellt sind (siehe Tabelle). Einmal unterscheiden sie sich dadurch, ob sie von B- oder T-Zellen ausgehen, zum anderen gibt es Unterschiede in der Wachstumsgeschwindigkeit, der Malignität und der Ausbreitungsart.

Neue Therapieschemata

Hochmaligne Lymphome sprechen besser als niedrigmaligne auf eine Chemotherapie an. Etwa 25 Jahre lang wurde in der Chemotherapie hochmaligner Non-Hodgkin-Lymphome das so genannte CHOP-Schema verwendet, eine Kombination aus Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison mit einer Behandlungsdauer von drei Wochen.

Gegenwärtig testet man in großen randomisierten internationalen Studien neue Therapieschemata, teilweise liegen bereits vielversprechende Ergebnisse vor. Die Deutschen Studiengruppe für hochmaligne Non-Hodgkin-Lymphome (DSHNHL) konnte beispielsweise in dem Projekt "CHOP-14" die Therapieintervalle von drei auf zwei Wochen verkürzen, wobei sich bei älteren Patienten sowohl die Remissions- als auch die Überlebensraten nach vier Jahren um jeweils 14% steigern ließen.

Rituximab bei hoch- und niedrigmalignen Lymphomen

Rituximab (MabThera®) ist ein gegen das CD20-Oberflächenantigen der Tumorzellen gerichteter chimärer monoklonaler Antikörper. Er wird zur Behandlung von Patienten mit follikulärem Lymphom eingesetzt, die gegen eine Chemotherapie resistent sind oder nach einer solchen ein Rezidiv erlitten haben.

Rituximab ist sowohl bei niedrigmalignen als auch hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen wirksam. Gegenwärtig wird in kontrollierten Studien geprüft, ob die Kombination von Rituximab mit den herkömmlichen Regimes die bisherigen Therapieoptionen noch weiter verbessert.

In der fast abgeschlossenen französischen GELA-Studie (Groupe d'Etude des Lymphomes de l'Adulte) verglich man bei etwa 400 älteren Patienten (60 und älter) das klassische CHOP-21-Schema in acht Zyklen mit acht Zyklen einer Kombination von CHOP-21 und Rituximab. Die Ergebnisse zeigten, dass die Zugabe von Rituximab zum klassischen Therapieschema bei nicht signifikant höherer Toxizität sowohl zu einer signifikanten Verlängerung des rezidivfreien Überlebens als auch zu einer signifikanten Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit führte. Die Remissionsraten lagen bei der Kombinationstherapie bei 76%, bei der herkömmlichen Therapie nur bei 63%.

Verbesserung der Therapieschemata

Zwei weitere Studien sollen derzeit prüfen, ob sich diese Therapieoptionen noch weiter verbessern lassen. Außerdem denkt man international darüber nach, sich in naher Zukunft auf einen einheitlichen Therapiestandard zu einigen.

Die RICOVER-60-Studie prüft zur Zeit die Effektivität der Kombination von CHOP-14 und Rituximab. Verglichen werden 6 bis 8 Zyklen CHOP-14 jeweils mit oder ohne achtmalige Gabe von Rituximab. Für eine sichere statistische Aussage werden in dieser Studie fast 900 Patienten benötigt, es sind jedoch erst 300 rekrutiert worden, so dass die Ergebnisse noch nicht in greifbarer Nähe sind. Die MINT-Studie (MabThera International Trial Group), an der kooperative Studiengruppen aus 20 Ländern teilnehmen, soll zeigen, ob Rituximab auch die Prognose von jungen "Low-risk"-Patienten verbessern kann.

Kastentext: Bisher bekannte Wirkmechanismen von Rituximab

  • Lyse der Lymphomzellen durch Induktion des Komplementsystems
  • Aktivierung von Immunzellen über Fc-Fixation
  • Induktion der Apoptose
  • Hemmung der Zellproliferation
  • synergistische Effekte mit Chemotherapeutika

Quellen

Prof. Dr. M. S. Czuczman, Buffalo, Prof. Dr. W. Hiddemann, München, Prof. Dr. M. Pfreundschuh, Homburg, Prof. Dr. B. Coiffier, Lyon, Prof. Dr. R. Haas, Düsseldorf, auf dem Compact-Meeting "MabThera® bei hochmalignen Lymphomen" im Rahmen des 25. Deutschen Krebskongresses, Berlin, 11. März 2002, veranstaltet von der Firma Hoffmann-La Roche AG. www.uni-kiel.de, www.krebsinformation.de

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.