Arzneimittel und Therapie

Tumorlysesyndrom: Rasburicase verhindert akutes Nierenversagen

Seit Mai 2001 steht mit der rekombinanten Uratoxidase Rasburicase (Fasturtec®) eine neue Therapieoption beim Tumorlysesyndrom zur Verfügung. Die Substanz bietet Kindern und Erwachsenen mit Leukämien und Lymphomen, vor allem prophylaktisch eingesetzt, einen Schutz vor Hyperurikämie. Innerhalb von vier Stunden können erhöhte Harnsäurewerte schnell und effektiv um 90% gesenkt werden, wie Sanofi-Synthelabo mitteilte.

Eine frühzeitige Gabe des rekombinanten Enzyms bei einer Hyperurikämie kann lebensrettend sein, wie eine Studie an insgesamt 245 Kindern und Erwachsenen zeigte, die auf dem 25. Deutschen Krebskongress in Berlin vorgestellt wurde. Die häufigste gestellte Diagnose bei den insgesamt 173 Kindern war mit 71% die akute lymphoblastische Leukämie; in der Gruppe der insgesamt 72 Erwachsenen litten 33% an akuter myeloischer Leukämie, 26% an Non-Hodgkin-Lymphomen und 18% an akuter lymphoblastischer Leukämie. Rasburicase wurde allen in einer Dosis von 0,20 mg/kg intravenös über sieben Tage verabreicht.

Prophylaxe hält Harnsäurewerte im Normbereich

Aus der Studienpopulation wiesen insgesamt 56 Kinder und 23 Erwachsene am Anfang der Chemotherapie noch normale Harnsäurewerte auf und erhielten Rasburicase zur Prophylaxe. Die Harnsäurewerte wurden dadurch signifikant gesenkt (p < 0,001). Obwohl durchschnittlich nur drei Dosen prophylaktisch verabreicht wurden, blieben während der gesamten Chemotherapie in beiden Gruppen die Werte im Normbereich. Bei 117 Kindern wurden bereits am Anfang der chemotherapeutischen Behandlung stark erhöhte Harnsäurewerte festgestellt, die im Durchschnitt 9,7 mg/dl betrugen. Nach der Behandlung mit Rasburicase konnten die Werte drastisch gesenkt werden. Sie betrugen im Durchschnitt nur noch 0,6 mg/dl (p < 0,001). Ähnliches konnte bei den erwachsenen Patienten beobachtet werden: Bei allen 49 Erwachsenen, die eine Harnsäurekonzentration von median 11,9 mg/dl aufwiesen, fiel der Wert im Durchschnitt auf 0,7 mg/dl ab.

Rasburicase baut Harnsäure direkt ab

Das Tumorlysesyndrom kommt hauptsächlich bei Kindern und Erwachsenen mit hämatologischen Malignomen mit hoher Tumorlast und bei rasch proliferierenden Neoplasien vor, oder während einer chemotherapeutischen Behandlung. Schnelles Tumorwachstum ist nicht nur eine reine Zellvermehrung, sondern stets auch mit einer hohen Absterberate verbunden. Beim Absterben der Zellen, beispielsweise durch eine Chemotherapie, werden Metabolite wie Kalium und Harnsäure frei, die über die Niere eliminiert werden müssen. Während hohe Kaliumkonzentrationen ein Herzversagen verursachen können, können hohe Harnsäurekonzentrationen zum Nierenversagen führen. Das Enzym Rasburicase wandelt oxidativ die anfallende, sehr schlecht lösliche Harnsäure effektiv in Allantoin um, das 10-fach löslicher als Harnsäure ist und problemlos von der Niere eliminiert werden kann. ck

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