Dermopharmazie

T. Müller-BohnZukunftsperspektiven für die Dermato

Am 21. März veranstaltete die Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) in Hamburg ihre sechste Jahrestagung. Der Vorsitzende dieser interdisziplinären Gesellschaft, Dr. Joachim Kresken, Viersen, konnte etwa 250 Teilnehmer aus Wissenschaft, Klinik, Apotheke, Arztpraxis und Industrie begrüßen. Ebenso breit gefächert waren die Inhalte, die von wissenschaftlichen Grundsatzthemen über spezielle Anwendungsfragen bis zu produktbezogenen Neuigkeiten aus der Industrie reichten. Plötzliche Aktualität erlangte ein Vortrag über Qualitätsrisiken von Ausgangsstoffen, da ein Arzneimittelzwischenfall mit 17 Todesfällen in den USA bekannt wurde.

Prof. Dr. Erwin Schöpf, Freiburg, erläuterte die Bedeutung der Biotechnologie für künftige dermatologische Therapien. Nachdem erst seit etwa vierzig Jahren Zellen in vitro kultiviert werden können, sind die Fortschritte der Biotechnologie bemerkenswert. Die Biotechnologie lasse sich in Therapie und Diagnostik, aber auch im Agrar- und Umweltbereich einsetzen. Der Schritt auf die Ebene der DNA führe zu einer individualisierten Medizin, bei der die organspezifische Genexpression und der individuelle Arzneimittelmetabolismus berücksichtigt und die Sensitivität individuell getestet werden kann.

Zukunftsperspektive Tissue Engineering

In der Dermatologie ist besonders das Tissue Engineering interessant, das Material- und Biowissenschaften mit der klinischen Forschung zur Entwicklung lebender Substitute von Gewebedefekten vereinigt. Im Unterschied zum Einsatz körperfremder Strukturen können hier immunologische Reaktionen verhindert werden, da sich die gezielt gezüchteten Transplantate wie körpereigenes Gewebe verhalten. Diese Technologie wurde erstmals 1979 mit der autologen

Keratinozytentransplantation bei Verbrennungswunden angewendet. Inzwischen bieten verschiedene Firmen Hautersatzprodukte an. Angesichts von etwa drei Millionen Patienten mit chronischen Wunden in Deutschland besteht hierfür eine große Nachfrage. Die größte zahlenmäßige Bedeutung haben Dekubitus, Ulcus cruris und der diabetische Fuß. Im Vergleich zur teuren konventionellen stationären Behandlung solcher chronischen Wunden sind die innovativen Produkte als ökonomisch vorteilhaft anzusehen.

Ein Beispiel für eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist die Behandlung der Vitiligo mit Hilfe der autologen Melanozytentransplantation, wie sie von einer Start-up-Company der Universitätshautklinik Freiburg angeboten wird. Über die Dermatologie hinaus sind dreidimensionale autologe Knorpel- und Knochenkonstrukte in Entwicklung. Um die Zukunftsvision der Herstellung ganzer Organe umzusetzen, müssten aber noch viele Probleme gelöst werden, beispielsweise die Vaskularisierung solcher Organe.

Konservieren mit Peptiden

Als Zukunftsperspektive für die Herstellung topischer Arzneimittel stellte Prof. Dr. Claudia Valenta, Wien, Wege zur Entwicklung neuer Konservierungsstoffe auf Peptidbasis vor. Da kein bekannter Konservierungsstoff alle theoretischen Anforderungen ideal erfülle, werde stets nach weiteren Substanzen gesucht.

Da Peptide mit biotechnologischen Methoden mittlerweile kostengünstig synthetisiert werden können, kommt auch diese Substanzklasse in Betracht. Doch wirken beispielsweise die Peptide Nisin und Lysozym vorwiegend gegen grampositive Erreger. Daher wurden Möglichkeiten gesucht, das Wirkungsspektrum auf gramnegative Keime zu erweitern.

Dies gelang bei Nisin durch Chelatbildung mit einem Chitosan-EDTA-Gel. Lysozym wurde mit Zimtaldehyd oder Kaffeesäure, die selbst gegen gramnegative Bakterien wirken, kovalent gekoppelt. So konnte das Wirkungsspektrum erweitert werden, doch hängt die Wirkung auch vom verwendeten Vehikel ab. Ein Vorteil der Konjugate liegt in ihrer großen Molekülmasse, die eine Penetration durch die Haut weitgehend ausschließt.

GMP erfordert lückenlose Kette

Dr. Beate Hirrlinger, Stuttgart, berichtete über Qualitätsrisiken bei dermopharmazeutischen Ausgangsstoffen und verdeutlichte, welche große Bedeutung die sichere Rückverfolgbarkeit dieser Produkte hat. Als Beispiel verwies sie auf sieben Erythromycin-Chargen, die 1998 zurückgerufen wurden, weil sie Lösungsmittelrückstände enthielten. Dabei wurde teilweise sogar 1,2-Dichlorethan festgestellt, das bei der Herstellung von Arzneimitteln gar nicht eingesetzt werden darf.

Solche unerwarteten Rückstände könnten auch durch eine gewissenhafte Vollanalyse nicht gefunden werden. Dies bestätige den GMP-Grundsatz, dass sich Qualität nicht in ein Produkt "hineinprüfen" lasse. Vielmehr sollte im Sinne der GMP eine geschlossene Informationskette von der Synthese über alle Transport- und Umpackvorgänge bis zur Verarbeitung in der Apotheke oder in der Arzneimittelindustrie reichen.

Wer eine Charge prüfen wolle, müsse alles über deren Herstellung und Transport wissen, um nach kritischen Verunreinigungen suchen zu können. Ohne solche Informationen könnten Prüfzertifikate die Qualität eines Ausgangsstoffes nicht garantieren. Daher sei die jüngste Initiative des ZL zur Auditierung von Ausgangsstofflieferanten zu begrüßen. Diese gehe auf einen Antrag der Apothekerkammer Brandenburg auf dem Deutschen Apothekertag 2000 zurück.

Tödliche Arzneimittelverunreinigung in den USA

In der Diskussion des Vortrages wies Dr. Karsten Albert, Zentrales Prüflaboratorium des Deutschen Arzneimittel-Codex, Eschborn, auf einen aktuellen Zwischenfall hin. So sei kürzlich bekannt geworden, dass in den USA 17 Menschen nach der Anwendung eines amerikanischen Fertigarzneimittels mit Gentamicinsulfat aus chinesischer Produktion im Schock gestorben seien. Die Ursache sei noch ungeklärt, zumal die Identität der Substanz mittels chromatographischer Prüfung nachgewiesen worden sei. Damit gebe es nun erstmals in einer Industrienation Todesfälle nach einer Arzneimittelverunreinigung. Der Fall zeige auch, dass die Pharmaindustrie von der Problematik ebenso betroffen sei wie die Apotheken. Über den Fall werde auch im BfArM beraten.

Neue Lipid-Nanopartikel mit hoher Beladungskapazität

Über eine neue Generation von Lipid-Nanopartikeln für dermale Anwendungen berichtete Prof. Dr. Rainer H. Müller, Berlin. Im Unterschied zu den festen Lipid-Nanopartikeln (Solid Lipid Nanoparticles, SLN), die zu Beginn der neunziger Jahre entwickelt wurden, werden die neuen nanostrukturierten Lipidcarrier (NLC) auf der Grundlage fester statt flüssiger Lipide hergestellt.

Durch die Verwendung räumlich sehr unterschiedlicher Lipide bilden sie eine weniger stark geordnete Matrix aus. So entsteht eine festere Matrix, die sich in höheren Konzentrationen mit lipophilen Wirkstoffen beladen lässt. Wenn die Matrix später eine geordnetere Modifikation ausbildet, wird der inkorporierte Wirkstoff ausgestoßen. Dies kann durch zusätzliche flüssige Lipide weiter erschwert oder durch Auswahl geeigneter Lipide gezielt getriggert werden.

Die NLC werden mittels Hochdruckhomogenisation hergestellt, für die großtechnische Produktionsanlagen existieren. Sie werden wie Cremes empfunden und bilden auf der Haut einen Film aus, der sie von anderen Produkten unterscheidet. Als Anwendung wird beispielsweise der Sonnenschutz untersucht, da sie einen Streueffekt aufweisen, der mit Titandioxid-Zubereitungen zu vergleichen ist. Die NLC bestehen aus gut tolerierten Hilfsstoffen. Daher erscheinen auch pulmonale und intravenöse Anwendungen denkbar.

Wie wirken Corticoid-Verdünnungen?

Prof. Dr. Christel Müller-Goymann, Braunschweig, stellte Versuche zur Liberation und Permeation von Hydrocortison aus Arzneibuchgrundlagen vor. In der Praxis lässt sich beobachten, dass Lokalcorticoide gleicher Konzentration in verschiedenen Grundlagen unterschiedliche hautabblassende Effekte zeigen. Diese Unterschiede sollten bei der rezepturmäßigen Verdünnung beachtet werden.

Bei wasserfreien Zubereitungen und Arzneibuchgrundlagen des Typs W/O korreliert die Freisetzungsgeschwindigkeit positiv mit der Sättigungslöslichkeit des Arzneistoffes in der jeweiligen Verdünnung. Doch führt eine schnellere Freisetzung nicht zu einer schnelleren Permeation, da die Permeation durch das Stratum corneum geschwindigkeitsbestimmend ist. Wird dagegen die Sättigungskonzentration unterschritten, entsteht eine Lösungssalbe, mit der sich die Permeationsgeschwindigkeit durch die Haut steuern lässt. So niedrige Konzentrationen sind in der Praxis aber eher selten.

Zusätzliche Effekte ergeben sich durch Penetrationsverbesserer in Fertigarzneimittelgrundlagen. Hier lässt sich durch Verdünnung der Zubereitungen mit einer passenden Grundlage die Permeationsgeschwindigkeit einstellen, weil unterschiedliche Konzentrationen des Penetrationsförderers zum Einsatz kommen.

Sonnenschutz vorher und nachher

Über ein neues Protektionssystem für den Sonnenschutz berichtete Prof. Dr. Jean Krutmann, Düsseldorf. Das Prinzip wurde von Algen abgeleitet, die sich durch Photolyasen vor UV-lichtbedingten Schäden schützen. Durch UV-B-Strahlung entstehen Cyclobutanpyrimidindimere, die zu Punktmutationen führen und die Immunantwort unterdrücken. Doch könnten die DNA-Reparaturenzyme diese beiden Mechanismen der UV-B-induzierten Karzinogenese soweit unterdrücken, dass die befürchteten Schäden ausbleiben. Damit sei erstmals ein effektiver Sonnenschutz auch nach der UV-Exposition möglich.

Noch günstiger für die praktische Anwendung sei die Kombination dieses Konzeptes mit herkömmlichem Sonnenschutz. So könne das neue Konzept die Lücken der UV-Filter schließen und ohne Zeitverzögerung zum Einsatz kommen. Ein solches kombiniertes Sonnenschutzmittel sei in diesem Jahr von der Firma Stada erstmals auf den Markt gebracht worden.

Doch kann auch UV-A-Strahlung den Körper schädigen. So konnte gezeigt werden, dass UV-A-Strahlung über die Bildung kurzkettiger Ceramide die Genexpression in Keratinozyten erhöht. Dieser Effekt tritt besonders bei niedrigem Cholesterolgehalt der Zellen auf. Demnach sollte ein hoher Cholesterolgehalt der Hautzellen UV-protektiv wirken.

Schutzwirkung durch neue Antioxidanzien

Einen anderen Aspekt des Sonnenschutzes stellte Dr. Frank Rippke, Hamburg, vor. Er machte deutlich, dass auch UV-Strahlendosen unterhalb der Erythemschwelle bereits die Bildung freier Radikale induzieren, die den endogenen Antioxidanzienpool wesentlich vermindern und Effekte auf intrazelluläre Signaltransduktionswege haben können. Daher ist der physiologischerweise hohe Anteil endogener Antioxidanzien in der Epidermis äußerst vorteilhaft. Diesen natürlichen Schutz gelte es durch geeignete externe Zubereitungen zu unterstützen, insbesondere bei verstärkter Lichtexposition.

Bereits seit längerer Zeit sind die Vitamine C und E und Betacarotin in Externa etabliert. Doch erst kürzlich hätten sich auch einige Flavonoide pflanzlicher Herkunft als effektive Wirkstoffe für topische Zubereitungen erwiesen. Beispiele sind Quercetin, Grün-Tee-Extrakte und alpha-Glucosylrutin, das aus Blättern des japanischen Pagodenbaumes (Sophora japonica) gewonnnen werden kann. Die Substanz wird durch enzymatische Glykosylierung besser wasserlöslich und hat in dieser Form sowohl bei In-vitro- als auch bei In-vivo-Tests gute antioxidative Effekte gezeigt.

Die große Bedeutung des Sonnenschutzes betonte auch Prof. Dr. Martina Kerscher, Hamburg. Wer bereits in jungen Jahren mit konsequentem Lichtschutz beginne, könne lange jung aussehen. Dazu gehöre ein UV-B-Schutz mit dem Faktor 10 bis 15, auch an bedeckten Tagen, und zusätzlich UV-A-Schutz gegen den vorzeitigen Abbau des Kollagenbindegewebes.

Wirkversprechen nachweisen – aber wie?

Der Effekt von Sonnenschutzmitteln ist noch vergleichsweise gut objektivierbar. Doch angesichts vieler Werbeversprechungen über die "Wirkungen" von Kosmetika stellt sich die Frage, wie solche Aussagen überprüft werden können. Hierzu stellte Priv.-Doz. Dr. Klaus-P. Wilhelm, Schenefeld, eine Vielzahl experimenteller Verfahren vor.

Zu den nachweisbaren Wirkversprechen gehören die Anreicherung der Hautfeuchtigkeit, die Glättung bzw. Straffung der Haut und die Verminderung von Falten. So lassen sich einzelne Falten vermessen und nach der Kosmetikanwendung wiederfinden. Die Elastizität der Haut wird in Dehnungsversuchen geprüft. Die Schweißreduktion wird anhand der Schweißmenge unter definierten Raumbedingungen gemessen. Einige Verfahren leiten über zum Nachweis von Arzneimittelwirkungen, beispielsweise das Laser-Doppler-Image zur Messung der Hautdurchblutung.

Pflegen ohne Emulgator

Dipl.-Ing. Martin Albrecht, Leichlingen, berichtete über die Funktion der Hautlipid-Barriere des Stratum corneum. Sie bildet den physiologischen Schutz vor der Austrocknung der Haut. Durch Emulgatoren in Reinigungs- und Pflegeprodukten wird diese Funktion gestört. Dies kann bewusst geschehen, um pflegende oder hydratisierende Substanzen in die Haut einzuschleusen, doch sollte diese Eintrittspforte dann auch wieder geschlossen werden, damit die Feuchtigkeit nicht langfristig wieder aus der Haut entweicht. So hätten Versuche nach dem Absetzen emulgierender Zubereitungen geringere Hautfeuchtigkeiten als vor der Anwendung gezeigt. Emulgatoren seien demnach eher für den kurzfristigen Wirkstofftransport, aber weniger für die langfristige Pflege geeignet.

Angesichts dieser Zusammenhänge sollten Pflegeprodukte möglichst die Zusammensetzung der Hautlipid-Barriere nachahmen und auf nicht-physiologische Emulgatoren verzichten. Dies sei in der Cremegrundlage Derma Membrane Structure (DMS) realisiert, die beispielsweise in Physiogel zum Einsatz kommt.

Prüfkriterien für Dermatika

Prof. Dr. Roland Niedner, Potsdam, stellte einige Tests vor, die im Rahmen der Zulassung von Dermatika stattfinden. Je nach Zweck der Zubereitung gilt es aussagekräftige Kriterien zu finden. So wird beispielsweise der Nachweis der Bioäquivalenz von topischen Corticoiden durch einen Test auf Vasokonstriktion erbracht. Bei Tests zur Wundheilung wird stets ein kompletter Wundverschluss gefordert, der zudem über mindestens drei Monate stabil bleiben muss. Die Geschwindigkeit der Wundheilung ohne kompletten Wundverschluss werde dagegen nicht als aussagekräftig akzeptiert.

Wundheilung mit Dexpanthenol

Prof. Dr. Dr. Erhardt Proksch stellte Versuche vor, mit denen der schon lange praktizierte Einsatz von Dexpanthenol bei der Heilung oberflächlicher Wunden untermauert werden konnte. Demnach beschleunigt die Behandlung mit einer Dexpanthenol-haltigen Salbe die Reparatur der Permeabilitätsbarriere der Haut. Die Hydratation des Stratum corneum steigt an, Rauigkeit und Entzündung der Haut nehmen ab.

Ciclopirox gegen seborrhoisches Ekzem

Dr. Karl-Heinz Nietsch, Bad Soden, berichtete über Studien zur Anwendung von Ciclopirox beim seborrhoischen Ekzem. Als Wirkungsmechanismus wird der antimykotische Effekt gegen die Hefe Pityrosporum ovale angesehen. In zwei Studien in Deutschland, Australien und Neuseeland konnte kürzlich gezeigt werden, dass die vierwöchige Therapie mit einprozentiger Ciclopirox-Creme gegenüber der Behandlung mit Ketoconazol mindestens gleichwertig ist. Als Nebenwirkungen wurden nur leichte Lokalreaktionen beobachtet. Das Ciclopirox Gel sei bereits seit zwei Jahren zugelassen, für ein Shampoo sei die Zulassung beantragt.

Povidon-Iod im Liposomen-Komplex

Dr. Karen Reimer, Limburg, beschrieb neue Perspektiven bei der Desinfektion mit Povidon-Iod. Als grundlegende Vorteile von Povidon-Iod stellte sie heraus, dass dies universell gegen Bakterien, Viren, Pilze und Einzeller eingesetzt werden kann und keine Resistenzen bekannt sind. Neue Möglichkeiten ergeben sich aus der Kombination zu einem Povidon-Iod-Liposomen-Komplex. Durch die Wassertransportfunktion, die gute Verträglichkeit und die Eigenwirkung der Liposomen sollten antiseptische Eigenschaften und Gewebereparatur optimal zusammenwirken. Durch Phase-II-Studien werde diese Konzeption bestätigt. Nach Auffassung von Reimer könnte die direkte Wundheilungsförderung in einer feuchten Zubereitung den Weg zu einer neuen Qualität der Wundversorgung weisen.

Oberflächenspannung als Marker

Dr. Lothar W. Weber, Ulm, stellte dar, welche Informationen aus Hautabwaschungen durch Bestimmung der Oberflächenspannung gewonnen werden können. Damit lassen sich bereits kleinste Änderungen in der Zusammensetzung des Hautschutzmantels nachweisen. So ist die Oberflächenspannung ein Marker für die schädigende Wirkung von Reinigungsmitteln oder alkoholischen Händedesinfektionsmitteln. Auch die Rückbildung des natürlichen Hautschutzes lässt sich so verfolgen.

Zudem kann ermittelt werden, welcher Anteil rückfettender Zubereitungen in der Haut verbleibt. Die Methode verblüfft besonders durch die sehr gute Reproduzierbarkeit der Oberflächenspannung für einzelne Probanden über viele Tage. Dem stehen breite interindividuelle Schwankungen bei den etablierten Hauttestverfahren gegenüber.

Volkskrankheit Fußpilz

Ein besonderes Anliegen der GD ist, die Öffentlichkeit auf die große Verbreitung und die Behandlungsmöglichkeiten von Fußpilz aufmerksam zu machen. Dieser sei als Volkskrankheit zu betrachten, da etwa jeder Dritte Fußpilz-Symptome aufweise. Dr. Joachim Kresken, Viersen, erklärte im Rahmen einer Pressekonferenz, die Prophylaxe gegen Fußpilz sei so wichtig wie das Zähneputzen. Dazu gehöre gründliches Abtrocknen der Füße, insbesondere bei okklusivem Schuhwerk. Fußpilz sollte nicht verharmlost werden, da dieser eine Eintrittspforte für Erreger schwerwiegender Krankheiten bilden könne. Als wirksame Behandlung sei die einwöchige lokale Therapie mit Terbinafin zu empfehlen.

Prof. Dr. Hans Christian Korting, München, wies auf neuere systemische Behandlungsmöglichkeiten für Nagelpilz hin. Für eine Heilung komme es dabei ganz besonders auf eine hinreichend lange Behandlungsdauer an. So könne Fluconazol in der Dosis von 150 mg einmal wöchentlich über sechs Monate gegeben werden, bei Bedarf sogar bis zu 12 Monate.

Im Rahmen der Jahrestagung veranstaltete die GD außerdem zwei Workshops zu den Themen Sonnenschutz und Magistralrezepturen. In Zusammenarbeit mit der Universitätshautklinik Freiburg fand in Hamburg auch das dritte Symposium "Gesundheitsökonomie in der Dermatologie" statt. Berichte über dieses Symposium und den Workshop zu Magistralrezepturen finden Sie demnächst in der DAZ. Die nächste Jahrestagung der GD wird am 1. und 2. April 2003 im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn stattfinden.

Kastentext: Das Wichtigste in Kürze

  • Das Tissue Engineering bietet wirksame Verfahren zur Behandlung chronischer Wunden, die auch unter ökonomischen Aspekten vorteilhaft sind.
  • Neue Konservierungsmittel sind auch unter Peptiden zu suchen. Das Wirkungsspektrum von Peptiden, die nur gegen grampositive Erreger wirken, kann durch Komplex- oder Konjugatbildung erweitert werden.
  • Die GMP-gerechte Verarbeitung von Wirk- und Hilfsstoffen erfordert eine lückenlose Dokumentation. Nur so können aussagekräftige Analysenzertifikate erstellt werden.
  • Nanostrukturierte Lipidcarrier (NLC) aus festen Lipiden mit unterschiedlichen räumlichen Strukturen bieten durch ihre hohe Beladungskapazität neue Einsatzmöglichkeiten.
  • Bei Hydrocortison-Zubereitungen in wasserfreien oder W/O-Grundlagen lässt sich die Permeationsgeschwindigkeit über weite Konzentrationsbereiche nicht durch die Wirkstoffkonzentration steuern, da die Permeation durch die Haut geschwindigkeitsbestimmend ist. Dies gilt nicht für Zubereitungen mit Penetrationsverbesserern.
  • DNA-Reparaturenzyme ermöglichen wirksamen Sonnenschutz auch nach der Lichtexposition.
  • Pflanzliche Flavonoide können als Antioxidanzien in topischen Zubereitungen wirken.
  • Pflegezubereitungen, die die Hautlipid-Barriere nicht emulgieren, versprechen langfristig eine gute Hydratation der Haut.
  • Ciclopirox verspricht eine neue Behandlungsmöglichkeit für das seborrhoische Ekzem.
  • Die Messung der Oberflächenspannung von Hautabwaschungen eröffnet Perspektiven zur Beurteilung der Effekte von Reinigungs-, Desinfektions- und Pflegeprodukten auf die Hautlipide.
  • Fußpilz sollte konsequent behandelt werden, um diese Eintrittspforte für Erreger zu beseitigen.

Kastentext: Gesellschaft für Dermopharmazie

Rückschau und Ausblick auf Aktivitäten der GD Im Rahmen der 6. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) fand am 20. März in Hamburg die Jahresmitgliederversammlung der Gesellschaft statt. Der GD-Vorsitzende Dr. Joachim Kresken, Viersen, berichtete über die zunehmenden Aktivitäten der Gesellschaft. So wurden seit der Jahresversammlung 2001 vier Stellungnahmen zu dermatologischen Themen und ein Verbraucherratgeber zur trockenen Haut (siehe Bericht in DAZ 2001, Nr. 43) veröffentlicht. Die jüngste Stellungnahme befasst sich mit der Aut-idem-Regelung, deren Anwendung für topische Arzneiformen von der GD abgelehnt wird (siehe Bericht auf Seite 27).

In Zukunft werde die GD weiterhin Jahrestagungen abhalten, die möglichst das ganze Spektrum der Dermatologie umfassen sollen, und daneben Symposien, Workshops und demnächst auch Seminare zu Spezialthemen anbieten. Nach dem ersten Symposium zur Dermokosmetik im Oktober 2001 in Düsseldorf (siehe Bericht in DAZ 2001, Nr. 43) wird am 16. und 17. Oktober 2002 im Institut für Pharmazeutische Technologie der TU Braunschweig ein Seminar über "Analytische Methoden zur Qualitätssicherung und Stabilitätsprüfung von Dermatika und Kosmetika" stattfinden.

Außer diesem Seminar plant die Fachgruppe Dermokosmetik weitere Aktivitäten, wie deren Leiter Prof. Dr. Rolf Daniels, Braunschweig, erläuterte. So solle in 2003 eine Leitlinie zum dermokosmetischen Sonnenschutz veröffentlicht und im Rahmen der Jahrestagung am 1. und 2. April 2003 in Bonn ein Workshop zur Reinigung und Pflege der zur Akne neigenden Haut veranstaltet werden.

Als neuen Kooperationspartner der GD stellte Kresken den Industrieverband Körperpflege und Waschmittel e. V. (IKW) vor. Daneben seien weitere Kooperationen in Vorbereitung, beispielsweise mit der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Am 15. März 2002 hatte die GD 265 ordentliche Mitglieder, darunter 124 Apotheker und 56 Hautärzte. Die Mitgliederzahl steige stetig an, doch reiche diese Zahl noch nicht aus, um die gewünschte politische und gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten. Kresken forderte die Mitglieder daher auf, verstärkt für die Mitgliedschaft in der GD zu werben.

Die Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) am 21. März bot ein reichhaltiges Vortragsprogramm. Das Spektrum umfasste u.a. die gute Herstellungspraxis (GMP), neue Hilfsstoffe zur optimierten Wirkstoffapplikation und neueste Erkenntnisse zur Therapie von Hauterkrankungen. Hier gewinnt neben der Arzneitherapie das Tissue Engineering an Bedeutung.

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