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Start der bundesweiten Heroinstudie: Heroinambulanz in Bonn eröffnet

BONN (ks). Für 100 Bonner Opiatabhängige ist der Startschuss für eine ärztlich kontrollierte Heroinabgabe gefallen. Bonn hat damit als erste von insgesamt sieben deutschen Städten mit dem ambitionierten Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung begonnen. Im Laufe der nächsten sechs Monate werden Frankfurt, Köln, Hamburg, Karlsruhe, München und Hannover folgen.

Bundesweit sollen insgesamt 1120 Heroinabhängige an der auf zwei Jahre angelegten Studie teilnehmen. Das Projekt richtet sich an besonders schwer Abhängige, die bislang auf keine Therapie ansprachen und bei denen auch die Methadonsubstitution nicht befriedigend verlief. Die Hälfte von ihnen erhält versuchsweise injizierbares Heroin als Medikament verabreicht. Die andere Hälfte bekommt parallel die Ersatzdroge Methadon.

Da es sich um eine Arzneimittelstudie handelt, wurde eine Aufteilung in eine Experimental- und eine Kontrollgruppe vorgenommen. Nur so lässt sich feststellen, ob die Herointherapie der Standardtherapie mit Methadon überlegen ist. Beide Gruppen werden regelmäßig medizinisch betreut und erhalten eine psychosoziale Begleittherapie.

In speziell dafür geschaffenen Ambulanzen oder entsprechenden Krankenhausabteilungen erhalten die Teilnehmer bis zu drei Mal täglich eine bereits aufgezogene Spritze. Diese setzen sie sich unter Aufsicht in speziellen Räumen und unter hygienisch einwandfreien Bedingungen selbst.

Zur Einweihung der Bonner Heroinambulanz erschien die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk. Sie zeigte sich optimistisch, dass die Studie eine Reihe interessanter Ergebnisse hervorbringen wird, die auch die hohen Kosten des Projekts rechtfertigen werden. "Die Studie wird nicht nur beantworten, ob die Behandlung mit Heroin die gesundheitliche Situation der Probanden verbessern kann, sondern darüber hinaus wertvolle Informationen für die Bereiche Pharmakologie, Neuropsychologie, genetische Aspekte, Gesundheitsökonomie und nicht zuletzt Kriminalitätsentwicklung liefern", so Caspers-Merk.

Das Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger wird von einer gemeinsamen Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit, der Länder Hamburg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sowie der Städte Bonn, Frankfurt, Hannover, Karlsruhe, Köln und München getragen und durch die Bundesärztekammer begleitet.

Mit der wissenschaftlichen Planung der Studie ist Professor Michael Krausz vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung an der Universität Hamburg (ZIS) beauftragt.Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.heroinstudie.de oder www.bmgesundheit.de/themen/drogen/modellv/heroininfofebr02.htm

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