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Aut idem: Internist Beyerle gegen Generikaauswahl durch Apotheker

(cae). In ihrer Ausgabe vom 1. März hat die Wochenzeitung Rheinischer Merkur das Pro und Contra für die neue Aut-idem-Regelung in zwei Meinungsbeiträgen gegenübergestellt: Das Statement dafür gab ABDA-Präsident Hans-Günter Friese ab. Dagegen sprach sich der Arzt Dr. Ludger Beyerle in Mülheim/Ruhr, Vorstandsmitglied des Berufsverbands Deutscher Internisten (BDI), aus.

Friese: Pharmazeutische Betreuung sichert Kontinuität

Friese verweist auf die erwarteten Einsparungen durch die neue Regelung, die seiner Meinung nach nicht zu Lasten der Qualität gehen werden. Die Therapiehoheit des Arztes bleibe erhalten, und auch der Patient brauche keine Nachteile zu befürchten, denn: "Die Kontinuität der Arzneimitteltherapie wird wie bisher durch die begleitende Beratung des Patienten durch den Apotheker sichergestellt." Im Übrigen sei der Patient ja auch Beitragszahler und profitiere deshalb von der Kostensenkung. Frieses Fazit: Die neue Regelung, die in vielen Ländern Europas schon seit Jahren erfolgreich praktiziert werde, nützt dem gesamten Gesundheitssystem.

Beyerle: Chaotisches Modell

Im Vergleich zur sachlichen Argumentation Frieses schmückt Beyerle seine Ausführungen mit sarkastischen bis polemischen Ausdrücken. Er hält "aut idem" schlicht für chaotisch. Die Regelung habe mehrere Denkfehler, die "von den mit Titeln geschmückten Ratgebern der Politik mangels Patientenkontakt nicht gesehen" worden seien.

Die "hochgelobten Politprofessoren der Medizin" hätten einmal eine halbe Stunde in einer Arztpraxis hospitieren sollen, dann hätten sie sehen können, dass die Patienten die ihnen verschriebenen Arzneimittel nach deren Form und Farbe sowie nach dem Aussehen der Verpackung identifizieren, nicht aber aufgrund des Wirkstoff, dessen Name irgendwo ganz klein auf der Packung steht.

Insbesondere Patienten, die mehrere Medikationen erhalten, würden durch die Verschreibung von wirkstoffgleichen, aber optisch völlig andersartigen Generika verunsichert. Beyerle nennt aber nicht nur diese bekannten Kritikpunkte, sondern sagt auch, wie man das Kostenproblem hätte lösen können: Mit Hilfe der Festbetragsregelung hätten die Kassen die "Mondpreise" für Generika drastisch absenken sollen. Die Preise der Generika in Deutschland seien nämlich mehr als doppelt so hoch wie in den USA, und ihre Hersteller würden, ohne selbst zu forschen, "die schnelle Milliarde abkassieren".

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