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Acetylsalicylsäure wirkt auch gegen Viren

Seit mehr als hundert Jahren wird Acetylsalicylsäure mittlerweile arzneilich genutzt, und noch immer sorgt die Substanz für neue Überraschungen. Jüngstes Beispiel: Laut einer im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlichten Studie kann die Acetylsalicylsäure die Fortpflanzung des Cytomegalievirus hemmen.

Das Cytomegalievirus (CMV) ist weit verbreitet, fast jeder zweite Europäer ist damit infiziert. Bei gesunden Personen "stört" dies auch nicht, meist verläuft die Infektion stumm, gelegentlich kommt es zu leichten grippeartigen Krankheitssymptomen. Anders sieht es bei immungeschwächten Personen aus, z. B. AIDS-Kranke oder Patienten nach einer Organtransplantation. Bei ihnen kann das Virus eine CMV-Retinitis mit schwerem Verlauf hervorrufen. Infektionen bei schwangeren Frauen gefährden das ungeborene Kind, Missbildungen sind möglich.

Zur Therapie einer CMV-Infektion stehen Virustatika (z. B. Ganciclovir oder Valganciclovir) zur Verfügung. Wie die nun veröffentlichte Studie nahe legt, könnte künftig auch Acetylsalicylsäure in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen.

Das Cytomegalievirus benötigt für seine Vermehrung unter anderem Prostaglandine, deren Bildung wird jedoch durch die Acetylsalicylsäure gehemmt. Somit könnte die Acetylsalicylsäure zur Hemmung des CMV-Virus beitragen.

Für Aussagen über das Ausmaß dieser Blockade ist es zwar noch zu früh, hierzu müssen erst weitere Studien durchgeführt werden, die Studiendurchführenden glauben jedoch, dass die Acetylsalicylsäure sowohl Patienten verabreicht werden kann, die aktiv am CMV-Virus erkrankt sind, als auch präventiv bei Personen, die zur Risikogruppe für CMV-Infektionen gehören. Letzteres könnte nicht nur schwere CMV-Infektionsverläufe verhindern, sondern auch weiteren Benefit haben.

So gibt es nach Aussage der Wissenschaftler Hinweise darauf, dass Herztransplantations-Patienten, die mit dem Virus infiziert sind, eher an Arteriosklerose erkranken als jene, die nicht an der Infektionskrankheit leiden. ral

Quelle: Proceedings of the National Academy of Sciences 2002, Vol. 99, Nr. 5

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