Feuilleton

Insekt des Jahres: Zitronenfalter

Zum nun vierten Mal wurde ein Insekt des Jahres gekürt. Das Kuratorium "Insekt des Jahres" unter Federführung des Deutschen Entomologischen Instituts in Eberswalde hat sich mit dem Zitronenfalter ganz bewusst für ein noch häufiges heimisches Insekt entschieden, das jedermann auf Spaziergängen und im heimischen Garten beobachten kann. Von den 3600 bekannten heimischen Schmetterlingsarten sind einige so gut wie ausgestorben. Der Zitronenfalter gehört nicht dazu.

Der Zitronenfalter hat mit neun bis zwölf Monaten die höchste Lebenserwartung aller Schmetterlinge. In warmen Jahren kann man ihn an jedem Tag des Jahres beobachten. Seine eigentliche Zeit beginnt aber erst im April, wenn Seidelbast, Lerchensporn und Lungenkraut blühen, deren Nektar er schlürft. Das zitronengelbe Männchen patrouilliert dann an den Waldrändern und ist dort auf Brautschau. In wilder Jagd wirbelt er hinter den blass, weißlichgrünen oder mattgelben Weibchen her. Es kommt auch vor, dass diese ihren Bräutigam bereits mit aufgerichtetem Hinterleib und flach ausgebreiteten Flügeln erwarten.

Fast das ganze Jahr unterwegs

Die Weibchen des Zitronenfalters (Gonepteryx rhamni) legen nach der Befruchtung ihre Eier einzeln auf die Blattoberseiten und die Knospen des Faulbaums (Frangula alnus syn. Rhamnus frangula) und des Kreuzdorns (Rhamnus catharticus) ab. Die mattgrünen Larven mit weißen Seitenstreifen und grünen Afteröffnungen schlüpfen nach sechs bis zehn Tagen. Sie sehen sehr schön aus, werden aber meistens übersehen, da sie sich der Umgebung hervorragend anpassen. Ihre Eigenart, die Blätter von beiden Seiten zu befressen, verrät dem Kenner ihre Anwesenheit. Nach drei bis sieben Wochen verpuppen sie sich.

Von Ende Juni bis in den August schlüpfen die Falter der einzigen Generation des Jahres aus den Puppen. Sie tun sich am Nektar von Blutweiderich, Sumpf- und Ackerdistel und anderen rotvioletten Blüten gütlich. Werden die Falter gestört oder gefangen, stellen sie sich tot. Sie fallen in einen kataleptischen Zustand.

Im kühlen Herbst verstecken sich die Tiere im Laub, in Grashorsten oder in Efeu und Brombeerhecken. In einem der Katalepsis ähnlichen Zustand überwintern sie auch, je nach Temperatur schon ab August. Warme, sonnige Tage können die Starre unterbrechen. Im Frühjahr sind sie dann wieder die ersten Schmetterlinge, die bei uns unterwegs sind.

Er faltet keine Zitronen

Das Insekt faltet natürlich keine Zitronen. Wenn es sich sonnt, breitet es die Flügel nicht aus, sondern faltet sie zusammen und richtet sie exakt senkrecht zum einfallenden Sonnenlicht aus. Der wissenschaftliche Gattungsname Gonepteryx bedeutet Eckflügler und weist auf die spitz ausgezogenen Flügel der Gattung hin; der Artname rhamni nimmt auf die Wirtspflanzen Bezug (Rhamnus, s.o.).

Der Zitronenfalter zählt innerhalb der Ordnung Schmetterlinge oder Schuppenflügler (Lepidoptera) zur Familie der Weißlinge (Pieridae). An den gut entwickelten Vorderbeinen lassen sie sich von anderen Tagfalterfamilien unterscheiden.

Sie bevorzugen Waldrandbereiche wie Feldraine oder Waldwege als Biotope. Man findet sie aber zuweilen auch in Steppen und sogar in Wüsten. Dies, obwohl sie einen großen Wasserbedarf haben. Oft flattern sie in großen Scharen zu Flussufern und Wasserstellen, um ihren Durst zu stillen. Es ist erstaunlich, dass die sonnenliebenden Tiere bis weit in die arktischen und antarktischen Regionen vordringen. Sogar im Hochgebirge sind sie zu finden.

Der deutsche Familienname Weißling führt ein wenig in die Irre. Denn es gibt auch rote, gelbe, blaue und schwarze Vertreter unter den mehr als tausend Arten. Zu den bekanntesten Vertretern gehören der Große Kohlweißling (Pieris brassicae) und der Aurorafalter (Anthocharis cardamines).

Kastentext: Etymologisches

Schmetterlinge sind das Sinnbild für Flatterhaftigkeit und Gaukeln. Das Wort geht aber auf das Schlesische Wort "Schmetten" für Sahne oder Rahm zurück. Schmetterling als Rahmlecker weist auf den falschen Mythos hin, dass diese Insekten Milch, Schmand oder Schmetten saugen würden. Auch der englische Name "Butterfly" deutet das an.

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