Berichte

Morsuli, Rotuli und Tabulae citri

Die Arbeitsgemeinschaft für Pharmazeutische Verfahrenstechnik (APV) veranstaltete am 1. und 2. Dezember 2001 in Braunschweig ein Seminar und Praktikum zu alten Arzneibuchrezepten: "Morsuli, Rotuli und Tabulae citri, die Vorläufer unserer heutigen Arzneiformen unter Verwendung von Rutaceenfrüchten".

Ein Vortrag von Dr. Albert Borchardt, Heidelberg, führte in die alten Apothekengewichte ein. Das kleinste Gewicht, das Gran, bezieht sich auf ein ausgereiftes Getreidekorn. Alle weiteren Gewichte wie Skrupel, Drachme, Unze und Pfund sind Vielfache des Grans. Die Nürnberger Apothekergewichte wurden von der dortigen Rotgießerzunft in Form von Einsatzgewichten hergestellt und bis nach Bessarabien verkauft.

Zitrusfrüchte

Dr. Ursula Barthlen, Dußlingen, zeigte in einem Diavortrag die vielfältigen Aspekte der Rutaceen in der Pharmazie, Mythologie und Kunst auf. Über Jaborandi, Raute, Bucco und Diptam kam sie zu den verschiedenen Citrus-Arten. Von den Äpfeln der Hesperiden über den Medischen Apfel (Zitrone), den Theophrast schon im 3. Jh. v. Chr. beschrieb, führte sie in die Orangerien des Barock. Pomeranzen und Zitronen wurden damals von Apothekern zu Conserva und Condita verarbeitet.

In einer kleinen Ausstellung waren verschiedene Zitrusfrüchte mit den daraus hergestellten Ölen zusammengestellt: Mandarine, Kumquat, Clementine, Limette, Orange, Grapefruit, Zitrone und Pomelo. Auch die pflanzlichen Drogen, die wir zu den Apothekerkonfekten verarbeiteten, wurden zuvor kurz erläutert: Nelken, Muskat, Kardamom, Zimt, Ingwer, Galgant, Mandeln und Pistazien.

Apothekerkonfekt

Dann aber wurden Morsellenbretter ausgepackt, Kupferkessel aufgebaut, Pastillenstecher ausprobiert, Spritztüten für Rotuli gebastelt und vieles mehr. Grundlage der Apothekerkonfekte ist der Zucker. Die Araber, die im 8. Jh. Spanien eroberten, brachten ihn nach Europa. In Form von Zuckerhüten stand er seit dem 13. Jh. in den Apotheken. Der Zucker war Konservierungsmittel und wurde darüber hinaus als Arzneistoff eingesetzt. Schließlich erlangte er Bedeutung als Geschmackskorrigens für bitter schmeckende Arzneien.

Im Praktikum stellten wir säuerlich schmeckende Zitronen-Rotuli (sonst kennt man nur die Rotuli Menthae piperitae) und Zitronentäfelchen her. Bei den Letzteren bildeten gepulverter Zucker und Gummi arabicum (aus Acacia senegal) die Grundlage des Teiges, aus dem die Täfelchen herausgeschnitten wurden. Nach dem Trocknen wurden sie in Spanschachteln verpackt. Zum Abschluss des Praktikums kochten wir noch einen köstlichen Zitronenlikör.

Zum Ausklang besuchten wir das Braunschweiger Landesmuseum, in dem uns Dr. Bohlmann und Dr. Borchardt alte Apothekengefäße erklärten. Ein herzlicher Dank geht an Frau Iris Hübsch, die uns von der Braunschweiger Pharmazie aus betreute.

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