Kommentar

Wird der Wahnsinn Wirklichkeit?

Einen Tag vor Nikolaus stimmte der Vermittlungsausschuss dem Beitragssatzsicherungsgesetz in der vorliegenden Form zu. Die unionsgeführten Länder – da in der Minderheit – konnten sich nicht durchsetzen. Jetzt geht das Gesetz zum Bundestag, kann mit der Kanzlermehrheit verabschiedet werden und am 1. Januar in Kraft treten. Der Wahnsinn wird Wirklichkeit – auf ein Wunder ist nicht zu hoffen. Was dieses Gesetz letztendlich für jede Apotheke bedeutet, lässt sich nicht pauschal abschätzen.

Apotheken mit großem Umsatz oder verhältnismäßig geringeren GKV-Umsätzen werden es eher verkraften als kleinere Apotheken, die ihren Hauptumsatz mit der GKV machen. Sie werden unter den erhöhten Rabatten deutlich leiden, zusätzlich unter den Rabattkürzungen durch den Großhandel. Manche Apotheken werden als Gegenreaktion Mitarbeiter kündigen müssen, hoffentlich nur einige wenige werden schließen müssen.

Ist der Wahnsinn von dieser Regierung gewollt? Weiß sie, was sie tut? Ist das der Anfang eines "neuen" sozialistischen Gesundheitswesens? Was wird uns dann erst die große Reform in kommenden Jahr bringen? Kann der Wahnsinn überhaupt noch gestoppt werden?

Ganz abgesehen davon, dass kaum einer weiß, wie das Gesetz genau umgesetzt werden soll. Allein bei der Rabattabwicklung gibt es enorme Unsicherheiten und Interpretationsschwierigkeiten, Konflikte zwischen Großhandel und Apotheken sind vorprogrammiert. Man muss befürchten, in eine wesentlich größere Abhängigkeit von seinem Großhändler zu kommen. Wenn es so läuft, wie vom Großhandelsverband Phagro schon angedacht, dass der Großhändler die Abrechnungsdaten der Apotheke erhält, dann liegt die Apotheke offen in Händen des Grossisten. Befürchtet wird auch, dass Großhändler Beträge den Apotheken nicht erstatten, wenn Hersteller die Zahlung verweigern.

In einer ganzseitigen Zeitungsanzeige wandte sich der Pharmagroßhändler Anzag an Kanzler Schröder mit dem Appell, die handwerklichen Fehler des Gesetzes zu beseitigen. Denn sonst würden Großhandel und Apotheken in ihrer Existenz bedroht. Ob der Appell hilft?

Peter Ditzel

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