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Stiftung Warentest: "Handbuch Selbstmedikation": Nicht alles was rezeptfrei ist,

Berlin (ks). Rund 40 Prozent der 1500 meistverkauften nichtverschreibungspflichtigen Arzneimittel sind hinsichtlich ihrer Wirksamkeit "geeignet". Genauso viele rezeptfreie Präparate sind zur Behandlung von Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen allerdings "wenig geeignet". Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest, die am 28. November in Berlin ihr druckfrisches "Handbuch Selbstmedikation" vorstellte. Auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ließ es sich nehmen, bei der Präsentation des Buches dabei zu sein.

Unabhängige Information verspricht nun das "Handbuch Selbstmedikation", in dem 70 Krankheitsbilder und ihre Medikation behandelt werden. Der Bremer Pharmakologe Gerd Glaeske, fungierte als Schlussgutachter des Buchs. Viele gängige Präparate fallen bei der Bewertung durch die Autorinnen und den kritischen Arzneimittelforscher durch. Dazu zählen insbesondere Mittel, die sich nach Auffassung von Glaeske durch "nicht sinnvolle" Zusammensetzungen auszeichnen: Thomapyrin sowie andere koffeinhaltige Schmerzmittel wirkten zwar, bergen aber eine erhöhte Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen, so Glaeske. Ebenfalls bedenklich sei WickMediNait, das u.a. den Wirkstoff Paracetamol mit 18 Prozent Alkohol enthält. Ulla Schmidt begrüßte die Neuerscheinung der Stiftung Warentest ausdrücklich: In Zeiten, da der Patient immer mehr in den Mittelpunkt des Gesundheitswesens rücke, sei es nötig, mehr unabhängige und zugängliche Information und Transparenz im Arzneimittelbereich zu schaffen.

Die Ministerin kündigte bei der Gelegenheit auch an, im kommenden Jahr die Preisspannenverordnung für Arzneimittel ändern zu wollen. Ihr Ziel: Die Beratungstätigkeit der Apothekerinnen und Apotheker zu stärken und künftig in den Preisen widerspiegeln zu lassen. Wie das genau aussehen soll, weiß Schmidt zwar noch nicht, denn letztendlich liegt die Zuständigkeit für die Arzneimittelpreisverordnung beim Bundesministerium für Wirtschaft. Doch die Ministerin erklärte, auch das ABDA-Konzept zur Drehung der Preisspannen, d.h. die Reduzierung der Margen im hochpreisigen Bereich bei gleichzeitiger Anhebung der Spannen im niedrigpreisigen Bereich werde in die Überlegungen einbezogen. Sie machte allerdings deutlich, dass ihr im Grunde nicht daran gelegen sei, die Preise in der Selbstmedikation zu erhöhen.

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