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Disease-Management-Programme: Industrie will bei Chroniker-Programmen mitmischen

Berlin (ks). Auch Pharmaunternehmen sowie Hersteller von Diagnostika und Medizinprodukten bereiten sich auf die Einführung von Disease-Management-Programmen (DMP) vor. Gut zwei Drittel der Firmen glauben, dass sich angesichts der gesundheitspolitischen Entwicklung neue Geschäftsfelder auftun werden.

Neben der Einführung innovativer Produkte werden unter anderem Dienstleistungen und der Aufbau von Kundenbindungsstrategien zunehmend wichtig. Dies nicht zuletzt, weil sich die Rolle der Patienten im Gesundheitswesen ändert: sie werden künftig aktiver als bislang in Therapieabläufe eingebunden werden und ihr Eigenanteil an den Kosten wird aller Voraussicht nach steigen. Dies sind die Ergebnisse einer Studie der Unternehmensberatung Cap, Gemini Ernst & Young, die am 27. November in Berlin vorgestellt wurde.

Grundsätzlich stehen die 50 von der Unternehmensberatung befragten Hersteller der Idee der Chroniker-Programme positiv gegenüber. Die tatsächlichen Effekte werden ihrer Einschätzung nach aber maßgeblich von der konkreten Ausgestaltung der DMP abhängen. Einigkeit besteht nur insoweit, als dass die chronisch kranken Patienten letztlich von den Programmen profitieren werden. Bislang sind DMP für Diabetes, Brustkrebs, Asthma und koronare Herzkrankheiten vorgesehen. Doch die Firmen könnten sich DMP auch für eine Vielzahl anderer Indikationen vorstellen, so etwa Alzheimer, Bluthochdruck, HIV, Multiple Sklerose oder Osteoporose.

Akzeptanz der DMP wird wachsen

Noch relativ gering wird derzeit allerdings die Akzeptanz der DMP eingeschätzt: Knapp die Hälfte der Unternehmen meint, dass diese bei den Patienten tief liege, nicht einmal jedes zehnte hält sie für hoch. Anders könnte die Sache in drei Jahren liegen: nur noch acht Prozent der Unternehmen prognostizieren, dass die Akzeptanz bei der Patienten dann immer noch tief liege. Um einiges schlechter wird die Akzeptanz der DMP bei den Ärzten eingeschätzt. Nicht nur die Industrie sondern auch befragte Leistungserbringer selbst sowie Krankenkassen gehen zu zwei Dritteln und mehr davon aus, dass die Ärzte den Programmen kritisch gegenüberstehen. Dies wird sich ihrer Einschätzung nach in den kommenden drei Jahren zwar ebenfalls verbessern - die Leistungserbringer bleiben dennoch in der Mehrzahl auch künftig skeptisch.

Neue Strategien müssen her

Die Pharmaunternehmen sind sich bewusst, dass sie sich zukünftig in vielen Bereichen anders und neu werden ausrichten müssen: So wollen sie sich mehr in die Leitlinien-Diskussion einschalten und die Kooperationsmöglichkeiten mit den Krankenkassen auf- und ausbauen. Service-Konzepte für die Patienten sollen darüber hinaus die Compliance verbessern, z. B. sollen Patienten über Selbsthilfegruppen besser an ein Produkt gebunden werden. Einigkeit herrscht weitgehend, dass die modernen Technologien im Zusammenhang mit den DMP immer wichtiger werden, so etwa der elektronische Arztbrief, Patientendatenbanken oder die elektronische Patientenkarte. Auch von Apotheken wird erwartet, dass sie im Rahmen der DMP ein weiteres Aufgabenfeld entwickeln und sich aktiv in die Ausgestaltung der Programme einbringen.

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