Kommentar

Warm anziehen und protestieren

Ob es jetzt noch nützt, sich warm anzuziehen, sei dahin gestellt. Fest steht, eine eisige Zeit steht uns bevor. Und den Apotheken bläst der kalte Wind ins Gesicht. Sie sollen – wenn das Vorschaltgesetz in der vorliegenden Form in Kraft tritt – allein ein Drittel der geplanten Einsparungen im Gesundheitswesen tragen. Doch selbst das geht den Betriebskrankenkassen (BKK) nicht weit genug. Sie wollen die Apotheken noch stärker schröpfen. Die Mehreinnahmen, die die Apotheken aus den hohen Packungspreisen im festbetragsfreien Markt erzielten, wecken die Begehrlichkeiten der BKKs. Geht es nach ihrem Willen, sollen auch patentgeschützte Wirkstoffe in die Festbetragsregelung mit einbezogen werden.

Ich frage mich, warum man nicht den Mut hat zu fordern, die freie Preisfestsetzung der Arzneimittelhersteller abzuschaffen, und zu verlangen, dass die Herstellerabgabepreise mit der GKV ausgehandelt werden müssen. Mit einem entsprechend niedrigeren Herstellerabgabepreis könnte fast vollständig auf die komplizierte nachgeschaltete Kaskade von preisbeeinflussenden Vorschriften und Verordnungen verzichtet werden. Rabattkonstruktionen, Festbeträge, Regelungen zum Preisdrittel, Aut-idem-Regelung und was es sonst noch an Werkzeugen zur Preisreduzierung gibt, wären hinfällig. Darüber hinaus könnte gleichzeitig eine Kosten-Nutzen-Bewertung greifen. Ein Staat, der eh schon dirigistisch in das Gesundheitswesen eingreift, Preisabsenkungen verordnet und die Zahl der Krankenkassen begrenzen will, kann es sich auch erlauben, par ordre du mufti Herstellerabgabepreise festzusetzen. Und es wird uns auch nicht wundern, wenn dabei bewährte Vertriebs- und Versorgungsstrukturen zerschlagen werden. Gegen den Willen der Bevölkerung und der Heilberufe. Nur weil einige Krankenkassen, allen voran die BKKs, glauben, damit das "Apothekenmonopol" brechen und einige Euros zusätzlich aus dem "System" herauskitzeln zu können.

Vorschaltgesetz und geplante "Reformen" – jetzt hilft nur noch schneller und nachhaltiger Protest gegen die Kahlschlagpolitik und den Ausverkauf der Qualität im Gesundheitswesen. Das Bündnis Gesundheit 2000, dem auch die ABDA angehört, ruft zu einer Kundgebung am Dienstag, 12. November in Berlin auf. Kommen Sie ab 12 Uhr ans Brandenburger Tor (Westseite) und zeigen Sie Ihren Widerstand gegen die abenteuerlichen Pläne der Bundesregierung im Gesundheitswesen.

Peter Ditzel

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