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Studie: Wie stellen sich Apotheker ihre Zukunft vor?

Frankfurt (ri). Alle reden über die Zukunft der deutschen Apotheken Ų nur die Betroffenen selbst scheinen zu schweigen. Scheinen; denn nun liegen die Ergebnisse einer unabhängigen Studie des Unternehmens Sempora Management Consultants vor. Die Studie wertet Befragungen von 100 Pharmaherstellern, 250 Apothekern und 400 Apothekenkunden aus. Demnach wäre jeder zweite Apotheker bereit, im schlimmsten Fall sein Unternehmen an eine Apothekenkette zu verkaufen.

Unter der Voraussetzung, dass das Verasandhandelsverbot fällt, vermutet die Mehrzahl der Befragten, dass es zu einer Anzahl von Neuerungen für den deutschen Apothekenmarkt kommen wird. So gehen 71 % der Pharmahersteller davon aus, dass es “spätestens in zwei bis fünf Jahren so weit sein wird und das Fremd- und Mehrbesitzverbot für Apotheken in Deutschland endgültig fällt." Diesem Urteil stimmt eine große Anzahl der befragten Apotheker zu: So vertreten “43 % der Apotheker in dieser Frage die gleiche Meinung." Die Studie legt die Schlussfolgerung nahe, dass es zu ganz neuen Formen des Medikamentenhandels kommt, sich Vertriebsstrukturen ändern werden und die Monopolstellung der Apotheken ins Wanken gerät. 93 % der Pharmahersteller vertreten die Auffassung, dass Pharmagroßhändler zu den Betreibern von Apothekenketten gehören werden. Als sehr wahrscheinlich schätzen die Befragten die Integration von Apotheken in Drogeriemarktfilialen (71 %) ein. Ebenfalls in das Blickfeld von Spekulationen gerät der Verdacht, dass auch ausländische Apothekenketten auf den deutschen Markt drängen werden – allerdings liegen hierzu keine verbindlichen Umfrageergebnisse in Form von Prozentzahlen vor.

Bei der Einschätzung inwieweit durch strukturelle Veränderungen eine Verschlechterung der Arzneimittel bevorsteht, driftet die Meinung der Industrie und der Apotheker auseinander. So befürchten nur sieben Prozent der Pharmahersteller eine Verschlechterung, während mehr als die Hälfte aller Apotheker von einer “Reduzierung der Verfügbarkeit von Medikamenten" ausgeht. Meinungsunterschiede zwischen beiden Gruppen hat die Studie auch bei der Frage ermittelt, inwiefern sich Beratung und Service für die Patienten nachteilig verändern werde. Während nur 21 % der Industrievertreter in diesen Bereichen eine Verschlechterung vermuten, äußern 57 % der Apotheker den Verdacht auf eine verminderte Leistung dieser Dienstleistungen.

Befragte Apotheker sehen Zukunft düster

Die eigene Zukunft sehen die befragten Apotheker eher düster. Über 90 % von ihnen gehen davon aus, dass die Anzahl der Apotheken in Deutschland zurückgehen wird. Und 47 % der befragten Studienteilnehmer wären bereit, als Konsequenz aus dieser ungünstigen Situation ihre Apotheke an eine Kette oder einen Pharmagroßhändler zu verkaufen. Die Verbraucher, so die Umfrage, lässt das alles kalt. 90 % der Apothekenkunden können sich Apothekenketten gut vorstellen und 87 % von ihnen würden ihre Medikamente auch in Drogeriemärkten mit integrierten Apotheken kaufen. 66 % der traditionellen Apothekenkunden können sich den Erwerb von Medikamenten im Supermarkt vorstellen. Und während bei der Umfrage der ABDA 7,7 Millionen Bürger für den Erhalt der herkömmlichen Apotheke plädierten, sind die Verbraucher dieser Umfrage mit immerhin 38 % bereit, den Kauf von Medikamenten auch an Tankstellen zu akzeptieren!

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