Kommentar

Der Aut-idem-Aberwitz

Die chaotische Aut-idem-Regelung, mit der wir seit einigen Monaten leben müssen, die uns den Apothekenalltag erschwert und für Konflikte mit Ärzten und Pharmaherstellern sorgt, zündet heute, am 1. Juli, ihre nächste Stufe: die für die Auswahl maßgebliche "obere Preislinie des unteren Preisdrittels" entfaltet seine Wirkung.

Erst vor wenigen Tagen waren die Preisgrenzen veröffentlicht worden, quasi über Nacht mussten sich die Hersteller entscheiden, ob sie mit den Preisen ihrer betroffenen Generika in das untere Preisdrittel gehen, sprich ihre Generikapreise absenken. Um weiter in der Verordnung zu bleiben, mussten sie sich der staatlich verordneten Preissenkung beugen. Denn ein Generikum, das oberhalb der Preisgrenze liegt, hat so gut wie keine Chance mehr, aufs Verordnungsblatt zu kommen.

Die obere Preislinie ist somit de facto nichts anderes als eine verordnete Zwangspreissenkung für Generika, sie heißt nur nicht so. Für Apotheken wird die Aut-idem-Regelung damit noch mehr als bisher zum Aberwitz. Denn: Nachdem die meisten Arzneimittelhersteller ihre Generikapreise ins untere Preisdrittel verlegt haben, entfällt für den Apotheker die Möglichkeit, auszuwählen. Laut Aut-idem-Regelung muss der Apotheker das vom Arzt verordnete Präparat abgeben, wenn sein Preis im unteren Preisdrittel liegt. Damit wird die Aut-idem-Regelung zur Farce.

Vorteile, die wir uns aus der Aut-idem-Regelung erhofften wie beispielsweise ein gezielterer Einkauf oder eine prompte und bessere Lieferfähigkeit zum Wohl des Patienten können wir damit vergessen. Das Generika-Tohuwabohu findet weiterhin wie gewohnt statt - nur auf niedrigerem Niveau.

Irgendwie fühlt man sich als Apotheker verschaukelt. Denn die Aut-idem-Regelung wurde uns seinerzeit vor dem Hintergrund verkauft, man erhalte als Arzneimittelfachmann damit mehr Kompetenz und sie sei als Ausgleich dafür anzusehen, dass wir einen um einen Prozentpunkt höheren Kassenzwangsrabatt zahlen. Jetzt zahlen wir den höheren Rabatt, wir haben niedrigere Generikapreise - und auswählen können wir nicht, da die Verordnungen im unteren Preisdrittel liegen.

Vergegenwärtigt man sich, dass diese Regierung noch wie besessen ist, den Arzneimittelversandhandel einzuführen und die daraus resultierenden katastrophalen Folgen für unser System ignoriert, dann freue ich mich auf den Denkzettel in Form von Millionen von Unterschriften, die am Mittwoch in dieser Woche der Regierung übergeben werden.

Peter Ditzel

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