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Versandhandel von Arzneimitteln: Jusos sprechen sich gegen Internethandel aus

(ral) Das Thema Arzneimittel-Versandhandel wird nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der SPD kontrovers diskutiert. Interessanterweise stehen offenbar gerade die jüngeren Parteimitglieder dem Versand von Arzneimitteln skeptisch gegenüber. Wie die Jungsozialisten (Jusos) in einer Pressemitteilung schreiben, votierten sie auf ihrem im April abgehaltenen Bundeskongress in Potsdam gegen einen uneingeschränkten Versand von Arzneimitteln via Internet.

"Die Jusos sehen im Internet-Handel unkontrollierbare Gefahren für die Arzneimittelsicherheit. Bereits jetzt erleben wir im Bereich gängiger Internet-Artikel wie z. B. Bücher, CDs oder Computer, dass eine wirksame Kontrolle der Händler — nicht zuletzt aufgrund der Internationalität des Internets — nicht möglich ist. Im Gegensatz zu den eben genannten Produkten sind Arzneimittel jedoch eine besondere Ware, die nicht konsumiert werden kann", wird die Ablehnung im Beschluss des Juso-Bundeskongresses begründet und weiter: "Eine Freigabe des Versandes würde – ebenso wie eine Freigabe der Arzneimittelpreise – zu einem deutlichen Rückgang an Sicherheit im Arzneimittelbereich führen. Der momentane Skandal im Lebensmittelbereich um Nitrofen zeigt, wie wichtig konsequente Kontrollen sind. Es darf nicht sein, dass im Bereich der Arzneimittel, die noch weitaus sensibler als Lebensmittel sind, die Kontrollierbarkeit reduziert wird." Eine Forderung der Jusos an die Apothekerschaft in diesem Zusammenhang ist die verstärkte Wahrnehmung von Beratungs- und Aufklärungspflichten. Allerdings sei klar, dass diese Forderung sich auch bei der Honorierung deutlicher niederschlagen müsse.

Botendienst statt Versand

Vorteile des Versandhandels sehen die Jusos in der Versorgung von chronisch Kranken, die ihre regelmäßig benötigten Arzneimittel ohne großen Aufwand erhalten können. Aus Gründen der Arzneimittelsicherheit sei es jedoch auch in diesem Fall nötig, dass Informationen gebündelt an einer Stelle vorliegen. Dies könne in einer relativ kleinen und übersichtlichen Umgebung und durch persönlichen Kontakt besser geschehen als anonym im Großrechner. Um die Vorteile mit diesen Anforderungen in Einklang zu bringen, befürworten die Jungsozialisten eine Lockerung des Versandhandelsverbotes von Arzneimitteln in dem Sinn, dass chronisch Kranke ihre Arzneimittel per Boten erhalten können, "jedoch wird die nötige Arzneimittelsicherheit und die persönliche Verantwortung sichergestellt, wenn dies von der 'Stamm-Apotheke' aus geschieht."

Kostenvorteile auch über aut idem realisierbar

Zum möglichen Einsparpotenzial durch den Arzneimittel-Versandhandel heißt es in der Beschlussfassung: "Das Bestellen von Arzneimitteln mit anschließendem Versand scheint im ersten Moment deutliche Kostenvorteile zu bringen. Ähnliche Kostenvorteile können jedoch auch über die Aut-idem-Regelung, also einen verstärkten Einsatz von Generika, realisiert werden." Die postulierten Preisvorteile durch den Versandhandel könnten nach Ansicht der Jungsozialisten zudem durch eine drohende Monopolisierung des Arzneimittelmarktes wieder zunichte gemacht werden. Bestrebungen in diese Richtung seien bereits heute in den Ausrichtungen verschiedener Arzneimittel-Großhändler auszumachen. Eine marktbeherrschende Stellung von privatwirtschaftlichen Unternehmen im sensiblen Bereich der Arzneimittelversorgung wolle man nicht hinnehmen. Auch wehre man sich ganz entschieden gegen Bestrebungen, hochpreisige Arzneimittel in den Versandhandel überzuleiten und den Apotheken den gesetzmäßigen Auftrag der "ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung" zu überlassen, ohne ihnen die wirtschaftlichen Grundlagen zu gewähren.

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