Kommentar

Verwaltungskosten runter!

Nein, ein "Alarmsignal" sind die steigenden Arzneiausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht, da läuft nichts "aus dem Ruder", es findet keine "Ausgabenexplosion" statt, auch wenn die Kassen (Originaltöne der vergangenen Woche) das gern so darstellen.

Die Bundesgesundheitsministerin hat die Zahlen der ersten drei Monate vorgelegt, die einen Kostenanstieg für Präparate um 2,5 Prozent je Mitglied gegenüber dem Vorjahresquartal ausweisen. Die Aufwendungen für Arzneimittel wachsen, das ist richtig, aber nur moderat. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände rechnete das Plus der ersten vier Monate in 2002 (verglichen mit dem Vorjahreszeitraum) hoch und kam auf 3,6 Prozent Zuwachs für das Gesamtjahr.

Es ist müßig, mögliche rote Zahlen der GKV heute abzuschätzen, da im weiteren Verlauf gezahltes Urlaubs- und Weihnachtsgeld mehr Geld ins Säckel der Krankenversicherung fließen lässt. Außerdem werden die neuen Restriktionen im fast strangulierten Arzneisektor (auf sechs Prozent erhöhter Kassenzwangsrabatt der Apotheken!) jetzt wirksam.

Hinter dem Ausgabenanstieg bei Medikamenten steckt seit längerem das Phänomen, dass Kosten vermehrt für Innovationen anfallen. Ärzte verordnen weder völlig zügellos immer mehr Packungen noch explodieren die Preise. Die Arzneimittel wären bei entsprechenden Kassen-Einnahmen gar nicht das Problem. Ohne Reform aber bleibt die Haben-Seite der GKV so mau wie bisher und - nur deshalb - eine Baustelle.

Im Arzneibereich rächt es sich, dass etwa der Krankenhaus- und der ambulante Sektor so strikt getrennt sind. Werden Behandlungen auch wegen verbesserter Medikamente von der Klinik in die Arztpraxis mit entsprechenden Verordnungen verlagert, ist das in den heutigen Schablonen nicht darstellbar. Daher picken die Kassen gern isoliert den einen Posten heraus, den Arzneikostenanstieg, und hacken darauf herum.

Was stieg denn noch? Die Verwaltungskosten der Kassen natürlich, um satte 4,6 Prozent! Das ist ärgerlich. Wann müssen wir vermelden, dass sich die Krankenkassen für ihre eigene Verwaltung einen größeren Schluck aus der Pulle genehmigen als sie für die Behandlung von Patienten mit Arzneimitteln ausgeben?

Susanne Imhoff-Hasse

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