Kommentar

Das trojanische Pferd

Karl Theo Schröder, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, machte auf dem Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbands (DAV) keinen Hehl daraus: die Bundesregierung ist wild entschlossen, den Versandhandel mit Arzneimitteln in Deutschland einzuführen. Dabei berief er sich natürlich auf die Empfehlungen des Runden Tisches (siehe den Wortlaut in DAZ Nr. 17, S. 20), mit denen ein fairer Wettbewerb gewährleistet werden solle. Zu den Rahmenbedingungen, unter denen Arzneipäckchen in Deutschland verschickt werden könnten, zählte er die Freiwilligkeit (niemand darf zum Arzneibezug übers Internet gezwungen werden), die Arzneimittelsicherheit (Produktqualität und Sicherheit des Vertriebswegs), den Verbraucherschutz (Information und Beratung der Versicherten wie bisher), keine Rosinenpickerei (Versandapotheke nur als Vollsortimenter) sowie Sicherstellung von Nacht- und Notdienst.

Da reibt man sich die Augen und fragt sich, was denn dann das Ganze soll? Alle diese Anforderungen an eine sichere Arzneiversorgung sind doch bestens durch die 21 500 Präsenz-Apotheken erfüllt. Wozu dann noch Versand? Zumal aus Schröders Mund nichts zu hören war, dass irgendwie auch Einsparungen fürs System resultieren sollen. Arzneiversand vielleicht nur für die paar wenigen Internet-User, die am liebsten alles per Mausklick erledigen? Soll der Internet-Gemeinde unser bestens funktionierendes deutsches Apothekensystem geopfert werden?

Oder steckt hinter all den hehren Worten, die Modernität und Fortschrittlichkeit ausstrahlen, nur der Versuch, unser Arzneiversorgungs- und Apothekensystem zu zerschlagen und Platz zu machen für Fremd- und Mehrbesitz, für Kettenapotheken, für die Abschaffung der Arzneimittelpreisverordnung? Denn mit einem Versandhandel werden sich diese Eckpfeiler unseres Systems nicht mehr halten lassen.

DAV-Chef Keller apostrophierte den Versandhandel als "Trojanisches Pferd der Systemveränderer". Wie hinterlistig ist diese Regierung? Während Theo Schröder noch versucht, alles schön zu reden, soll SPD-Struck bereits davon sprechen, ein anderes System zu wollen. Also: Sammeln Sie Unterschriften - pro Apotheke!

Peter Ditzel

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