Kommentar

Apothekerverband Nordrhein: Versand wäre gegen Patienteninteressen

Bonn (im). Die Apotheker wollen weiter "vehement" gegen Pläne zum Versandhandel mit Arzneimitteln vorgehen. Gerade der Versand via Internet gehöre nicht zu der Form der Arzneiversorgung, die die Patienten wollten. Künftig werden die Apotheker zum Beispiel in Nordrhein die Offizinen politisieren und die Kranken über die möglichen negativen Folgen des Versands aufklären, sagte Thomas Preis vom Apothekerverband Nordrhein der Apotheker Zeitung.

Am 22. April war bei der letzten Sitzung des "Runden Tisches" in Groß-Ziethen bekannt geworden, dass die Bundesgesundheitsministerin den Versandhandel mit Medikamenten erlauben will. Zwar sei diese eine wichtige Schlacht verloren gegangen, meinte Preis, der Vorsitzende des Apothekerverbands ist. Er sehe aber gleichwohl noch große Möglichkeiten, die "problematische Entscheidung" zu verhindern, zumal die Kolleginnen und Kollegen wachgerüttelt seien. Die Pharmazeuten müssten ihre Ablehnung weiter publik machen. Die vordergründig beruhigenden Worte der Ministerin, den Versand mit entsprechenden Auflagen und Rahmenbedingungen zu flankieren, änderten daran nichts. Seinen Worten zufolge ist die Unterschriftenaktion im Rahmen der "Initiative Pro Apotheke" sehr gut gestartet, derzeit kämen prall gefüllte signierte Listen zurück. Wichtig sei zudem der Austausch mit den Patienten, der sich darüber entwickele, zumal viele Apothekenmitarbeiter durch Weitergabe des Materials auch außerhalb der Apotheken das Gespräch über negative Folgen des Versandhandels ankurbelten.

Enttäuscht zeigte sich Preis über das ausgebliebene klare Bekenntnis der pharmazeutischen Industrie zum jetzigen Vertriebssystem. Dass sich in dieser Frage die Herstellerverbände nicht an die Seite ihrer Marktpartner, den Apotheken, stellten, gebe zu denken.

In Richtung Ärzteschaft müssten die Pharmazeuten weiter Überzeugungsarbeit leisten. Besonders bei einer künftigen gestärkten hausärztlichen Versorgung habe die wohnortnahe Versorgung der Kranken mit Arzneimitteln großen Stellenwert. Der Versandhandel könne hier keine Ergänzung sein. Nach Worten von Preis sehen etliche Ärztekammern und Kassenärztliche Vereinigungen den Versand aus medizinischer Sicht und aus Versorgungsgründen als problematisch an, den Ärzten gehe es aber auch um Einsparungen, die sie sich zu Gunsten ihres Bereichs erhofften.

Aut idem klappt zum Teil

Inwieweit aut idem in Nordrhein bereits angewendet wird, konnte der Verbandsvorsitzende noch nicht beziffern. Dies differiere in den einzelnen Regionen stark. In einigen klappt die Umsetzung von aut idem demnach im Konsens von Ärzten und Apothekern ganz gut. Zwar hätten einzelne Ärzteverbände mit ihrer Politik gegen die Substitution Ärzte und Patienten verunsichert. Aber vor allem in Regionen mit gemeinsamen Veranstaltungen beider Heilberufe werde aut idem angewendet. Für die Apotheker bleibe die Neuregelung eine "Mogelpackung", meinte Preis, da der Berufsstand nur mit der Mehrverantwortung, aber nicht mit der Ausgestaltung der Maßnahme zufrieden sei. Zudem könne die pharmazeutische Industrie zum Teil die Regelung unterlaufen. Insgesamt biete aut idem die Chance, zu zeigen, dass mit Apothekern und Ärzte zwei Heilberufe mit der Arzneimittelversorgung befasst sind. Wie Preis sagte, wird derzeit über die Rechenzentren Datenmaterial zur Anwendung von aut idem zusammengetragen.

Kastentext: Teure Folgen des Versands

(im). Probleme des Arzneimittelversands der niederländischen Internetapotheke DocMorris haben Kollegen im Kölner Raum beobachtet. Es mehrten sich die Fälle, dass Patienten am Samstagmorgen in Offizinen um verschreibungspflichtige Medikamente baten, die DocMorris nicht rechtzeitig zustellen konnte und mit denen eine Therapie am Wochenende begonnen oder fortgeführt werden musste. Werde, weil zum Beispiel das Rezept fehlte, zusätzlich der ärztliche Notdienst konsultiert, ziehe das neben den Problemen für den Patienten negative Folgen für die Ärzte und deren Honorierung nach sich, da dies angesichts der begrenzten Vergütung nicht bezahlt werde. Über diese Vorkommnisse berichtete Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, der Apotheker Zeitung.

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