Kommentar

Modell-Projekt : Patientenquittung für ärztliche Abrechnungen

In Rheinland-Pfalz fiel am 2. April der Startschuss für ein einjähriges Modellprojekt mit Patientenquittungen.

In der Region der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinhessen können Patienten nun auf Wunsch eine Aufstellung über die erbrachten Leistungen und deren voraussichtliche Kosten erhalten. Die größere Transparenz bei der Abrechnung soll das Kostenbewusstsein der Versicherten schärfen und zudem Betrügereien seitens der Ärzte erschweren.

Fast 100 Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen beteiligen sich an dem Projekt. Ein Teil der Ärzte verschickt die Leistungs- und Kosteninformation am Quartalsende an die Patienten, ein anderer Teil gibt die Quittung dem Patienten gleich am Tag der Behandlung mit. Das Modellvorhaben wird vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI) wissenschaftlich ausgewertet. Nach Ablauf des Projekts soll entschieden werden, ob eine solche Praxis praktikabel ist und bundesweit eingeführt werden kann. Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) hofft, dass die Patienten das Angebot der rheinhessischen Ärzte annehmen werden. Es sei eine neue Kultur im Umgang zwischen Ärzten und Patienten nötig, so Dreyer. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Manfred Richter-Reichhelm, begrüßte das Modellvorhaben, das von der KBV unterstützt wird: "Patienten sind heute nicht mehr Objekt, sondern Partner der ärztlichen Versorgung. Deshalb ist es richtig, ihnen Einblicke in die Abrechnung der medizinischen Behandlung zu gewähren". Bedauerlich findet es KBV-Chef jedoch, dass die Kostenübersicht nur ungefähre Kostenangaben enthält. Doch das Honorarsystem ließe nichts anderes zu, so Richter-Reichhelm: "Wir Ärzte wissen selbst oft erst Monate später, wie viel Geld wir für eine Leistung erhalten". Er mahnte daher eine Gebührenordnung mit festen Euro-Beträgen an. Das Projekt wurde bewusst in Rheinland-Pfalz angesiedelt: Zur Zeit ermittelt die Mainzer Staatsanwaltschaft gegen 55 Kassenärzte aus der Region wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrug. Durch transparente Patientenquittungen wird es fortan schwieriger sein, ein Schlupfloch für Betrügereien zu finden.

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