Arzneimittel und Therapie

Brustkrebs-Therapie: Levonorgestrel verhindert unerwünschte Wirkungen am Endo

Tamoxifen verursacht häufig Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut, die zu Blutungen führen und das Tumorrisiko erhöhen können. Die lokale Anwendung von Levonorgestrel bietet einen Schutz vor durch Tamoxifen induzierten Nebenwirkungen am Endometrium.

Der selektive Estrogenrezeptor-Modulator Tamoxifen wird bei der adjuvanten Therapie eines Mammakarzinoms eingesetzt. Allerdings ist Tamoxifen kein reines Antiöstrogen, sondern weist am Knochen, im Lipidmetabolismus und am Uterus auch östrogene Eigenschaften auf. Dies kann zu okkulten uterinen Läsionen führen, aus denen sich Polypen, Fibroide, Endometriumhyperplasien und Endometriumkarzinome entwickeln können. Diese Verletzungen führen zu unregelmäßigen Blutungen, die - obwohl sie in den meisten Fällen gutartig sind - diagnostisch abgeklärt werden müssen.

Gestagen lokal einsetzen

Eine Möglichkeit, die Östrogenwirkungen von Tamoxifen im Endometrium aufzuheben, besteht in der Gabe eines Gestagens. Die systemische Anwendung kann indes zu unerwünschten Wirkungen führen und die Compliance beeinträchtigen. Es gibt auch Hinweise, dass systemisch gegebene Gestagene die Wirkung von Tamoxifen abschwächen können.

Daher bietet sich die lokale Anwendung eines Gestagens an, das im uterinen Gewebe in hohen Dosen, im System aber nur in kleinen Mengen vorliegt. Mithilfe eines intrauterinen Systems (Intrauterinpessar, IUP) kann der Wirkstoff lokal im Endometrium freigesetzt werden.

Einjährige Studie mit 122 Frauen

In einer randomisierten, kontrollierten Studie wurde der Frage nachgegangen, ob die lokale Anwendung von Levonorgestrel die Nebenwirkungen von Tamoxifen auf das Endometriumgewebe beeinflussen kann und wie dieses Vorgehen von den Patientinnen akzeptiert wird. Dazu wurden 122 postmenopausale Frauen ausgewählt, die aufgrund einer Brustkrebs-Erkrankung seit mindestens einem Jahr Tamoxifen einnahmen. Sie wurden entweder der Verum- oder der Kontrollgruppe zugeordnet, wobei die Patientinnen der Vergleichsgruppe lediglich in regelmäßigen Abständen gynäkologisch untersucht wurden.

Den Patientinnen der Verumgruppe wurde ein levonorgestrelhaltiges Intrauterinpessar eingesetzt, das 20 mg Levonorgestrel pro Tag abgab. Die gynäkologischen Untersuchungen (Ultrasonographie, Hysteroskopie) wurden vor und sechs bzw. zwölf Monate nach dem Einsetzen des IUP durchgeführt. Alle Patientinnen führten ein Tagebuch über Dauer und Stärke einer eventuellen Blutung und beurteilten die Belastung durch die Untersuchungen bzw. durch das Einlegen des IUPs.

Levonorgestrel schützt das Endometrium

Die hysteroskopische Eingangsuntersuchung zeigte in der Mehrzahl der Fälle ein atrophiertes oder inaktives Endometrium; maligne Veränderungen wurden nicht festgestellt. 47 Frauen der Verumgruppe und 52 der Kontrollgruppe beendeten die zwölfmonatige Studie. Bei allen Frauen der Verumgruppe konnte eine gute funktionelle Ausbildung des Endometriums festgestellt werden. Sie wiesen ferner 13% weniger Fibroide auf als die Frauen der Kontrollgruppe, und bei keiner der Frauen mit IUP wurde ein neuer Polyp festgestellt. Die Untersuchungen und das Einlegen des IUP wurden gut akzeptiert. Allerdings hatten die Frauen der Verumgruppe während der ersten Studienhälfte stärkere Blutungen als die Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe.

Weniger Untersuchungen dank Levonorgestrel?

In der Studie konnte gezeigt werden, dass lokales Levonorgestrel die durch Tamoxifen induzierten Wirkungen am Endometrium verhindert oder abschwächt. Die Blutungshäufigkeit nahm nicht ab. Wenn nun in weiteren Untersuchungen die protektive Wirkung von Levonorgestrel gezeigt werden kann, müssen möglicherweise durch Tamoxifen induzierte Blutungen (bei Frauen mit einem levonorgestrelhaltigen IUP) nicht sofort und immer abgeklärt werden, was den Patientinnen wiederholte Untersuchungen ersparen könnte.

Literatur: Gardner, F., et al.: Endometrial protection from tamoxifen-stimulated changes by a levonorgestrel-releasing intrauterine system: a randomised controlled trial. Lancet 356, 1711-1711 (2000). Neven, P.: Local levonorgestrel to prevent tamoxifen-related endometrial lesions. Lancet 356, 1698-1699 (2000).

Tamoxifen verursacht häufig Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut, die zu Blutungen führen und das Tumorrisiko erhöhen können. Die lokale Anwendung von Levonorgestrel bietet einen Schutz vor Tamoxifen-induzierten Nebenwirkungen am Endometrium.

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