Die Seite 3

Die Einführung des neuen Fachs Klinische Pharmazie in die pharmazeutische Ausbildung ist nach meiner Auffassung das Beste, was der Pharmazie in den letzten Jahren widerfahren konnte, ein Meilenstein, eine Zukunftsversicherung für den Beruf des Apothekers.

Meine Euphorie und meine Begeisterung für diesen Schritt werden bestärkt durch die Empfehlungen zur Ausbildung im Fach Klinische Pharmazie, die die Arbeitsgemeinschaft Klinische Pharmazie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft jetzt veröffentlichte (siehe den Beitrag auf Seite 44). Diese Empfehlungen zeigen auf, wie man sich das Fach interdisziplinär und patientenorientiert vorstellen kann. Hier heißt es z. B., dass Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt werden sollen, mit denen der Apotheker klinisch-pharmazeutische Dienstleistungen anbieten, pharmazeutische Betreuung praktizieren und klinisch-pharmazeutische Fragestellungen im Rahmen von Forschungsprojekten bearbeiten kann.

Vier neue Pflichtveranstaltungen, nämlich Krankheitslehre, Pharmakotherapie, Klinische Pharmazie sowie Pharmakoepidemiologie und Pharmakoökonomie, und ein Wahlpflichtfach, das interdisziplinäre Inhalte verstärkt berücksichtigen soll, werden die neuen Prüfungsinhalte vermitteln.

Schaut man sich die Inhalte dieser Lehrveranstaltungen näher an, dann sind es genau die Kenntnisse und Fähigkeiten, die ein Apotheker heute dringend benötigt, um den Anforderungen an eine moderne Pharmazie gerecht zu werden. Es sind die Kenntnisse und Fähigkeiten, die nicht von Maschinen und Computern übernommen werden können, die den Apothekerberuf letztendlich unersetzbar machen. Es sind Fähigkeiten, die mehr und mehr von der (Gesundheits-)Politik und vom Patienten anerkannt und eingefordert werden.

Die Klinische Pharmazie ist das Fach, das zeigt, wozu die Kenntnisse in Chemie, Biologie, Technologie und Pharmakologie als Voraussetzung gut sind und wie sie praxisgerecht umgesetzt werden können. Die Klinische Pharmazie sehe ich somit nicht als "fünftes Rad am Wagen" an, sondern eher als Steuerrad.

Ein Schönheitsfehler dämpft meine Freude über das neue Fach: es wäre besser gewesen, wenn die Klinische Pharmazie schon vor etwa zehn Jahren eingeführt worden wäre. Dann könnten wir heute schon Pharmazeuten, die fit in diesen Fächern sind, vorweisen und darauf verweisen, dass solche Leistungen von Internetapotheken nicht erbracht werden können.

Die Umsetzung des neuen Fachs sollte also zügig ablaufen. Und da zeigt sich ein Haken: es gibt derzeit nur vereinzelt Hochschullehrer, die sich für dieses neue Fach qualifiziert haben. Es müssen jetzt Hochschullehrer gefunden werden aus den Bereichen Pharmakologie, evtl. auch aus dem medizinischen Bereich der Klinischen Pharmakologie, die ihren Schwerpunkt in Richtung Klinische Pharmazie verlagern. Eine vorschnelle Besetzung von Stellen mit Kandidatinnen und Kandidaten, die weder in Forschung noch in Lehre für dieses Fach ausgewiesen sind, wird von pharmakologischen Hochschullehrern abgelehnt. In der Übergangszeit, bis Fachkräfte zur Verfügung stehen, wollen die Pharmakologen die Ausbildung in Klinischer Pharmazie koordinieren und z. T. Personen mit Fachkompetenz an der Ausbildung beteiligen. Es wäre schön, wenn sich in den nächsten Jahren eine größere Zahl von jüngeren Kolleginnen und Kollegen für das neue Fach Klinische Pharmazie qualifizieren würden. Sie helfen, die Pharmazie zukunftssicher zu machen.

Mehr Sicherheit bei der Beurteilung von Nahrungsergänzungsmitteln will in Zukunft eine neue Prüfrichtlinie geben, die die Arbeitsgemeinschaft für Pharmazeutische Verfahrenstechnik (APV) erarbeitet hat. Endlich hat sich eine Organisation dieser Problematik angenommen. Denn immer wieder stolperten nicht nur Apotheker, sondern auch Behörden auf dem Rechtsweg bei der Frage, ob ein neu auf den Markt gekommenes Nahrungsergänzungsmittel nicht doch den Status eines Arzneimittels erfüllt und deshalb nicht verkehrsfähig ist, da nicht zugelassen. Bei Nahrungsergänzungsmitteln handelt es sich bekanntlich um keinen bisher klar definierten Bereich mit entsprechenden Ansprüchen wie im Arzneimittelbereich. Manche sprechen auch von einer Grauzone zwischen Lebensmittel und Arzneimittel - mit allen sich daraus ergebenden Unsicherheiten. Die APV-Prüfrichtlinie (siehe Seite 53) kann eine Orientierungshilfe sein für die Beurteilung und Bewertung von Nahrungsergänzungsmitteln.

Peter Ditzel

Jetzt wird die Zukunft gemacht

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.