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Nomenklatur: Herkunft und Bedeutung von Pflanzennamen

Im Rahmen der Vortragsreihe der DPhG in Münster gab Professor Dr. P. Dilg, Marburg, am 5. Februar unter dem Titel "Stammt der Chinarindenbaum aus China?" eine Einführung in die Herkunft und Bedeutung einiger Pflanzennamen.

Eindeutige Zuordnungen und Benennungen werden heute über die binäre Nomenklatur ermöglicht, die von Linne eingeführt wurde. Gattungs- und Artname (als lateinische/latinisierte Wörter) in Verbindung mit dem Autor bezeichnen eine Pflanze eindeutig und unverwechselbar, wohingegen nationalsprachliche und erst recht Dialektnamen oft zu Verwechslungen Anlass geben.

Dilg ging auf die Kriterien der Bildung von Pflanzennamen ein und betrachtete diese von der sachlich-inhaltlichen, von der sprachlich-formalen und der geschichtlich-etymologischen Seite.

Sachlich-Inhaltliches

Im einfachsten Fall ist der Gesamthabitus einer Pflanze für ihren Namen verantwortlich (Beispiel Königskerze), doch auch durch den Vergleich mit anderen Pflanzen (Erdapfel), mit Tieren (Vogelbeere, Löwenzahn) oder mit dem Lebensbereich des Menschen (Besenginster, Zinnkraut) entwickelten sich Pflanzennamen.

Auch die Farbe (Goldregen, Schwarzkümmel) und das Ansprechen des Tast- oder Geruchssinns (Brennnessel) gaben Pflanzen ihren Namen. So heißt der Koriander nach seinem wanzenartigen Geruch (griech. koris = Wanze).

Viele Pflanzennamen deuten auf ihren arzneilichen Gebrauch hin. Der Artname "officinalis" ist hierbei als "apothekenüblich" zu übersetzen. Im Sinne der Signaturenlehre ergeben sich die Indikationen und folglich die Namen vieler Pflanzen aus ihrer Gestalt (Augentrost, Leberblümchen). Namen wie Gichtrose oder Schlafmohn deuten direkt auf behandelbare Krankheiten oder Wirkungen hin.

Zeitlich begrenztes, temporäres Vorkommen (Herbstzeitlose, Osterglocke) ist genauso ein Namensgeber wie die Herkunft einer Pflanze. So stammt die Walnuss aus dem welschen (romanischen) Raum. Schließlich sei auf der sachlich-inhaltlichen Ebene noch die Benennung nach Eponymen genannt (z.B. Adoniskraut oder Iris, letztere benannt nach der Götterbotin, die über den Regenbogen geht).

Etymologisches

Bei der Herkunft von Pflanzen- oder Drogennamen nannte Dilg Haschisch, Kaffee und Zucker als Beispiele für orientalische Sprachen. Aloe und Aster haben ihren Namensursprung im Griechischen. Zur geschichtlich-etymologischen Seite der Namensgebung gibt es viele interessante Geschichten. Das Tausendgüldenkraut scheint ein aufgewertetes Herba centaurii zu sein, doch leitet sich das Wort mit der vermeintlichen Zahl (lat. centum = 100) von dem griechischen Zentauren ab.

Abschließend entschlüsselte der Vortragende noch sein Titelthema: Der Chinarindenbaum, Cinchona succirubra, bekam seinen Namen von dem Quechua-Wort "quina quina" (Rinde der Rinden). Linne nannte ihn "Cinchona" nach der Gattin des Grafen de Chinchon, Vizekönigs von Peru, die durch die bittere Rinde angeblich vom Wechselfieber geheilt wurde, was aber historisch falsch ist.

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