Arzneimittel und Therapie

Neues Antiallergikum: Desloratadin hemmt Entzündungen und Obstruktionen

Mit Desloratadin, dem aktiven Metaboliten von Loratadin, steht seit 1.Februar unter dem Handelsnamen Aerius ein neues Antihistaminikum auf dem Arzneimittelmarkt zur Verfügung, das gegenüber den bisherigen Antihistaminika eine stärkere und breitere pharmakologische Wirkung bei geringeren Nebenwirkungen aufweisen soll.

Desloratadin (Descarboethoxyloratadin, DCL) ist ein aktiver Metabolit des H1-Antihistaminikums Loratadin. Wie Bindungsstudien an klonierten humanen, CHO-Zellen-exprimierten H1-Rezeptoren gezeigt haben, besitzt DCL eine etwa 200fach höhere Affinität als Loratadin. Solche Studien und weitere pharmakologische Testverfahren zeigten, dass DCL ein hochselektiver H1-Antagonist ist, dessen Hemmwirkung auf H1-Rezeptoren die der derzeit auf dem Markt befindlichen Antihistaminika wie Terfenadin, Fexofenadin, Astemizol und Cetirizin deutlich übersteigt.

Neben der nachgewiesenen starken Freisetzungshemmung von Histamin und anderer Allergiemediatoren weist Desloratadin auch eine starke antiinflammatorische Wirkung auf. Bereits in sehr niedrigen Konzentrationen unterdrückt es beispielsweise die Freisetzung bestimmter Interleukine.

Rasche Resorption, lange Halbwertszeit

Zu den pharmakokinetischen Daten: Die Resorption erfolgt rasch und von der Nahrung unabhängig, die Metabolisierung erfolgt vorwiegend zu Hydroxymetaboliten. Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 24 Stunden, sodass eine einmal tägliche Dosierung ausreicht. Peroral aufgenommen flutet die Substanz rasch an und entfaltet bereits nach 30 Minuten deutlich messbare antiallergische Wirkungen. Desloratadin gilt toxikologisch als unbedenklich, die Substanz hat keine nachteiligen Wirkungen auf die ventrikuläre Repolarisation (QT-Zeit) und beeinflusst die Wachsamkeit nicht.

Deutliche antiobstruktive Wirkung – Vorteile für Asthmatiker

Neben den antiinflammatorischen Eigenschaften konnte bei Desloratadin eine antiobstruktive Wirkung festgestellt werden. In Studien zur Wirksamkeit des neuen Antihistaminikums konnte eine reproduzierbare antiobstruktive Wirkung belegt werden, die im Bereich eines oralen Abschwellmittels (Pseudoephedrin) liegt. Darüber hinaus wurde eine signifikante Besserung der Lebensqualität der Patienten durch Desloratadin im Vergleich mit Plazebo dokumentiert.

Auch für Patienten mit Asthma bronchiale dürfte der Einsatz von Desloratadin Vorteile bringen. Eine große Anzahl von Patienten mit allergischen Beschwerden leidet an einer allergischen Rhinitis, die häufig von einer allergischen Konjunktivitis begleitet wird, und an Asthma. Eine wirksame und konsequente Therapie der nasalen Symptome führt vor diesem Hintergrund zu einer Besserung der Beschwerden der unteren Atemwege. So haben bereits in der Vergangenheit verschiedene Arbeiten gezeigt, dass die zusätzliche Gabe eines Histaminantagonisten zu einer etablierten antiasthmatischen Therapie neben einer symptomatischen Besserung auch zu einem geringeren Verbrauch an bronchodilatierenden Medikamenten und sogar an inhalativen Glucocorticoiden führen kann. Auch für Desloratadin haben Studien an Patienten mit allergischer Rhinitis und begleitendem Asthma ergeben, dass sich nicht nur die nasale Symptomatik nach Gabe von Desloratadin gebessert hat, sondern auch die begleitenden Asthmabeschwerden. Darüber hinaus konnten die Patienten ihren Bedarf an Bronchodilatatoren ohne Verschlechterung der Lungenfunktion reduzieren. Die Ursache hierfür dürfte in der Behandlung der nasalen Obstruktion liegen, die mit den bisherigen Antihistaminika nur unzureichend beeinflusst werden konnte. Durch die Wiederherstellung der Nasenatmung nach Gabe von Desloratadin kommt es zu einer besseren Filterung der Atemluft, was die Schadstoff-, aber auch die Allergenbelastung für die unteren Atemwege reduziert.

Macht nicht müde

Betrachtet man den therapeutischen Index, also das Verhältnis von erwünschten zu unerwünschten Wirkungen, und die Interaktionen von Desloratadin mit Arznei- und Lebensmitteln, so schneidet dieser Wirkstoff nach den vorliegenden Untersuchungen gut ab. Ähnlich wie bereits Loratadin kommt es bei der Gabe von Desloratadin nicht zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, insbesondere keine lebensbedrohenden Herzarrhythmien, und die Wachsamkeit wird nicht beeinflusst. Eine plazebokontrollierte, randomisierte Studie zeigte, dass die Fahrtüchtigkeit nach Gabe von Desloratadin nicht beeinträchtigt wird. Die Einnahme von Loratadin beispielsweise ist in den USA selbst Piloten bei der Ausübung ihres Berufes erlaubt.

Während einige andere moderne Antihistaminika durch Interaktion mit Arzneimitteln wie etwa Antimykotika oder Antibiotika lebensbedrohende Herzarrhythmien auslösten, konnten durch Loratadin und Cetirizin bisher keine kardialen Nebenwirkungen induziert werden. Durch die Tatsache, dass Loratadin nach Einnahme größtenteils zu Desloratadin metabolisiert wird, kann dadurch auf Daten an mehr als 100 Millionen Patienten zurückgegriffen werden. Auch andere klinische Studien belegten für Desloratadin ein sehr gutes Interaktions- und Sicherheitsprofil, das einerseits in kardiovaskulären, renalen, gastrointestinalen und zentralnervösen Modellsystemen aufgezeigt werden konnte, andererseits bereits durch eine Reihe klinischer Daten bestätigt wird.

Quelle: Nach Vorträgen von Prof. Dr. Dr. Ulrich Borchard, Düsseldorf, Prof. Dr. Claus Bachert, Gent (Belgien), Priv.-Doz. Dr. J. Christian Virchow, Freiburg, und Prof. Dr. Martina Kerscher, Hamburg, auf einem Pressesymposium der Essex Pharma am 22. Oktober 2000.

Mit Desloratadin, dem aktiven Metaboliten von Loratadin, steht seit 1. Februar unter dem Handelsnamen Aerius ein neues Antihistaminikum auf dem Arzneimittelmarkt zur Verfügung, das gegenüber den bisherigen Antihistaminika eine stärkere und breitere pharmakologische Wirkung bei geringeren Nebenwirkungen aufweisen soll.

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