Prisma

Schlaganfall: Drei Stunden sind zu wenig

Mit der Kernspinresonanztomografie (MRI) kann die Sauerstoffnutzung im verletzten Gehirngewebe gemessen werden. Ärzte sollen so in Zukunft feststellen können, ob der Einsatz des gerinnsellösenden Gewebsplasminogenaktivators (tPA) auch nach dem kritischen Wert von drei Stunden sinnvoll ist.

Wissenschaftler der University of North Carolina at Chapel Hill haben auf der 26. International Stroke Conference in Fort Lauderdale Ergebnisse präsentiert, die nahelegen, dass manche Schlaganfallpatienten auch nach mehr als drei Stunden noch von einer medikamentösen Behandlung mit tPA profitieren können.

Ist ein Blutgefäß blockiert, durchläuft das Gehirngewebe einen bestimmten Prozess, bevor es abstirbt. Wie lange dieser Prozess dauert, hängt davon ab, wie sehr der zerebrale Blutfluss verringert ist und wie lange das Gewebe angegriffen wird.

Aus früheren Studien ist bekannt, dass tPA bis zu drei Stunden nach Einsetzen der Symptome eines Schlaganfalls wirksam ist. Wie die amerikanischen Wissenschaftler nun berichtet haben, können Gewebe in Abhängigkeit vom Ausmaß der Verletzung jedoch viel länger als drei Stunden überleben. Das Team untersuchte die Gehirne von sechs Patienten drei bis sechs Stunden nach Einsetzen der Symptome und drei bis fünf Tage später. Als Richtschnur für das Maß der Hirnschädigung diente ihnen die Messung der Sauerstoffnutzung im verletzten Gehirnareal. Die Bestimmung erfolgte mittels Kernspinresonanztomografie. Da das Gehirn symmetrisch aufgebaut ist, konnten die Wissenschaftler die Sauerstoffnutzung des beschädigten Gewebes mit jener der gesunden Hirnhälfte vergleichen. Nutzte das verletzte Gewebe weniger als 35 Prozent des Sauerstoffes der gesunden Hirnseite, überlebte es nicht bis zur zweiten Messung. Nutzte es dagegen mehr als 35 Prozent, war es auch nach sechs Stunden noch behandelbar.

Die Ergebnisse zeigen laut den Studiendurchführenden, dass die derzeit für die Behandlung mit tPA geltende Zeitspanne von drei Stunden überdacht werden sollte. Dies könnte möglicherweise vielen Patienten helfen, da nur rund zehn Prozent innerhalb der kritischen drei Stunden im Krankenhaus eintreffen. pte/ral

Quelle: www.pressetext.de

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