Arzneimittel und Therapie

Interpharm Hamburg: Homöopathie bei Allergie und Atemwegserkrankungen?

Auf der diesjährigen Interpharm in Hamburg (16. bis 18.März) befassen sich unter dem Vorzeichen "komplementäre Therapieformen" vier Vorträge mit Allergien und Atemwegserkrankungen. Die Sicht der Homöopathie wird dabei Dr. Markus Wiesenauer, Weinstadt, nahe bringen. Zu Einstimmung auf den Vortrag unterhielten wir uns mit dem homöopathisch tätigen Arzt über Möglichkeiten und Grenzen der Homöopathie auf diesem Gebiet.

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Herr Dr. Wiesenauer, wo liegen denn die Schwerpunkte der Homöopathie bei der Behandlung allergischer Erkrankungen und bei Atemwegserkrankungen?

Wiesenauer:

Allergische Erkrankungen der Haut wie z.B. Neurodermitis sowie der Schleimhäute wie z.B. Heuschnupfen, Asthma bronchiale und Nahrungsmittelallergien nehmen kontinuierlich zu; dazu gibt es ja auch eine Vielzahl an epidemiologischen Daten. Wenngleich der Pathomechanismus der Allergose ziemlich gut geklärt ist, bleiben in der Patientenversorgung therapeutische Lücken. Der homöopathische Therapieansatz geht über eine rein symptomatische Wirkung hinaus mit dem Ziel, die allergische Disposition und Manifestation kausal zu behandeln.

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Ist die Homöopathie hier als adjuvante Therapie zu verstehen oder kann sie mehr?

Wiesenauer:

Grundsätzlich muss die homöopathische Behandlung von Allergosen eingeteilt werden in eine Akutbehandlung und eine Langzeitbehandlung. In beiden Situationen ist für den kompetenten Therapeuten die Homöopathie die erste Wahl. Dabei versteht es sich selbstredend, dass bei einem akuten Asthma-Anfall oder anhaltend schwerer Dyspnö homöopathische Arzneimittel nur adjuvanten bzw. keinen Stellenwert besitzen. Bei der Langzeitbehandlung hat die Homöopathie aber eindeutige Therapievorteile, auch beim Stichwort Pharmakoökonomie.

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Und wo liegen die Grenzen eines Homöopathika-Einsatzes bei diesen Erkrankungen?

Wiesenauer:

Aus dem bereits Gesagten ergeben sich die Grenzen der Homöopathie als eine Reiz- und Regulationstherapie. Ist nämlich die Eigenregulation erschöpft wie z.B. beim Asthma-Anfall, dann muss chemisch-synthetisch und somit symptomatisch behandelt werden. Der Vorteil der Homöopathie liegt insgesamt betrachtet - Stichwort "Patientenbetreuung" - darin, dass der Erfahrene genau abschätzen kann, wann welches therapeutische Prinzip zu Anwendung kommt. Aus meiner Sicht sind Homöopathika in der Behandlung der Allergosen first-line-drugs: wirksam und risikoarm.

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Gibt es auch wissenschaftliche Studien dazu?

Wiesenauer:

Das Standardargument, zur Homöopathie würde es keine, allenfalls schlecht gemachte Studien geben, ist veraltet. Ich empfehle die Lektüre von Originalien in internationalen Zeitschriften. Erst kürzlich wurde erneut eine Doppelblindstudie zu dieser Thematik veröffentlicht und zwar von Taylor und Mitarbeitern im British Medical Journal, Vol. 321 (2000), 471-476. Auf meine eigenen Untersuchungen zu Galphimia glauca darf ich in aller Bescheidenheit ebenfalls hinweisen, zumal sie im Lancet unlängst eine ausführliche Zitierung fanden.

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Zur Zeit veranstalten Sie erfolgreiche Seminare in Baden-Württemberg zum Thema Homöopathie bei Neurodermitis. Welchen Stellenwert besitzt die Homöopathie bei der Therapie dieser Erkrankung?

Wiesenauer:

Den großen Zuspruch, den die Homöopathie-Arzneimittelseminare der LAK Baden-Württemberg seit mehr als 15Jahren immerhin schon finden, beweist doch die erwähnte therapeutische Lücke auch und gerade beim Thema Neurodermitis. Pharmaceutical Care beinhaltet auch Kenntnisse über Homöopathika und Phytotherapeutika und explizit Wissen um deren Anwendungsmöglichkeiten. Eine solchermaßen praktizierte Offizinberatung wird beispielsweise eine Internet-Apotheke niemals erfüllen können (und wollen). Diese Chance haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unseren Homöopathie-Seminaren schon längst erkannt. diz

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