Arzneimittel und Therapie

Erkrankungen der Motoneurone: Englische Gesundheitsbehörde befürwortet erstatt

Das Britische "National Institute for Clinical Excellence" (NICE) hat nach einer Mitteilung von Aventis am 19. Januar 2001 eine Empfehlung verabschiedet, die den Einsatz von Riluzol (Rilutek) bei der Behandlung der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) befürwortet.

Somit ist das seit 1996 in der EU zugelassene Medikament in Großbritannien nun auch für die Mitglieder des NHS erstattungsfähig. Bislang war hier nur eine Verordnung auf Privatrezept möglich.

Diese Empfehlung bedeutet, dass alle Patienten mit ALS und anderen Motoneuronerkrankungen, die für eine solche Therapie infrage kommen, mit Riluzol behandelt werden können. Die bisher notwendige Praxis von Verordnungen auf Privatrezept bei Mitgliedern des NHS (NHS = National Health Service, in etwa vergleichbar den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland) sollte somit aufhören.

Die Empfehlung von NICE bescheinigt, dass "Riluzol eine klinisch wirksame Therapie bei ALS darstellt: die Substanz kann die Krankheitsprogression verzögern und dadurch die Lebenserwartung erhöhen". Riluzol wirkt besonders in frühen Stadien der Krankheit und bewirkt somit, dass die Patienten länger in einem Stadium verharren, in dem ihre funktionalen Fähigkeiten und die Lebensqualität noch weniger beeinträchtigt sind.

NICE konstatierte auch, dass sich "die Nettokosten bei der ALS durch den Einsatz von Rilutek in einem vernünftigen Rahmen halten, vor allem wenn man sich den Nutzen für die Patienten vor Augen hält: Ihnen wird eine verlängerte Lebenszeit bei vergleichsweise guter Lebensqualität ermöglicht.

Spätstadium ist teuer

Die Kosten, die mit der ALS verbunden sind, hängen vom Schweregrad der Erkrankung ab, die frühen Stadien sind weniger kostenintensiv als das Spätstadium. Eine kürzlich veröffentlichte wirtschaftliche Betrachtung von Riluzol in Großbritannien bestätigte, dass das Medikament die Zeit verlängern kann, in der Patienten in den weniger kostenintensiven Anfangsstadien verbleiben, und dadurch auch die gesamte gesundheitsbezogene Lebensqualität erhöht wird. NICE forderte auch die Entwicklung von Diagnosemethoden, die eine früher einsetzende Therapie und damit auch einen besseren Nutzen von Riluzol erlauben.

Riluzol ist das erste und bisher einzige Medikament, das für die Therapie der ALS zur Verfügung steht. Es ist bislang in 58 Ländern weltweit zugelassen, darunter die USA, Japan und zahlreiche europäische Länder. In Deutschland ist Riluzol seit Juni 1996 im Handel.

Unter dem Begriff Motoneuronerkrankungen werden miteinander verwandte, tödlich verlaufende, häufig rasch fortschreitende, neurodegenerative Erkrankungen zusammengefasst, die die Motoneurone im Gehirn, Hirnstamm oder Rückenmark betreffen. Die Degeneration dieser Motoneurone führt zu einer Schwächung und Zerstörung der Muskeln. Mit ca. 80% ist ALS die häufigste Erkrankung innerhalb dieser Gruppe.

Kastentext: NICE

NICE wurde im April 1999 als spezielle Gesundheitsbehörde für England und Wales eingerichtet. Das Institut ist Teil des National Health Service NHS. Zu den Aufgaben von NICE gehören u.a. Empfehlungen zur bestmöglichen Nutzung medizinischer Technologien und damit auch von Medikamenten. Diese Empfehlungen werden sowohl an medizinisches Fachpersonal wie auch an die Öffentlichkeit abgegeben.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.