Arzneimittel und Therapie

Rheumatoide Arthritis: Genommarker als diagnostischer Test

Roche und deCODE genetics haben bekannt gegeben, dass anhand von Genomanalysen das erste Gen außerhalb der MHC-Region (Major Histocompatibility Complex) kartiert wurde, das mit rheumatoider Arthritis in Zusammenhang steht. Diese Erkenntnisse sollen als Basis für die weitere Erforschung und Entwicklung neuer diagnostischer Tests und möglicher Angriffspunkte für Medikamente genutzt werden.

Es konnte gezeigt werden, dass der HLA-Subtyp (humaner Leukozyten-Antigen-Subtyp) mit einer Veranlagung für rheumatoide Arthritis und mit dem Schweregrad der Krankheit assoziiert ist.

Genetische Veranlagung feststellbar?

Die Zusammenhänge zwischen genetischen Varianten im MHC-Bereich und rheumatoider Arthritis liefern gemeinsam mit den jüngsten Erkenntnisse neue Genmarker, die auf ein erhöhtes Risiko für diese Krankheit hinweisen. Damit ist ein Schritt hin zur Entwicklung molekulardiagnostischer Tests gelungen, die bei der Diagnosestellung einer rheumatoiden Arthritis bei negativer Rheumaserologie helfen und außerdem dazu beitragen können, eine genetische Veranlagung für diese Krankheit festzustellen. Eine frühe Diagnose, gefolgt von einer rechtzeitigen intensiven Behandlung, könnte künftig schwere Schäden an den Gelenken minimieren sowie die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis verbessern.

Populationsgenomik in Island

Die Studie der im isländischen Reykjavik ansässigen Firma deCODE wurde in zwei Phasen durchgeführt. Zuerst wurden in Zusammenarbeit mit Ärzten des Nationalen Universitätsspitals von Reykjavik mehr als 2500 freiwillige Patientinnen und Patienten und ihre Verwandten aus über 100 Familien von ganz Island auf gewisse häufige Varianten im MHC-Bereich hin untersucht, von denen man weiß, dass sie mit einem erhöhten Risiko für rheumatoide Arthritis in Zusammenhang stehen. Die Daten aus der Untersuchung des gesamten Genoms dieser Freiwilligen wurden dann ausgewertet, woraufhin ein Gen-Locus eindeutig identifiziert werden konnte, der nicht im MHC-Bereich liegt und mit einem erhöhten Risiko für rheumatoide Arthritis assoziiert ist. Es besteht nun die Aufgabe, das betreffende Gen und seine krankheitsverursachenden Varianten zu identifizieren und zu charakterisieren.

Kastentext: HLA-System

Das HLA-System (humanes Leukozyten-Antigen-System) spielt eine wichtige Rolle bei der T-Zell-vermittelten Immunantwort. Die Proteine des HLA-Systems sind hochpolymorphe Moleküle der Zellmembran, die in der Lage sind, Antigene zu binden und T-Zellen zu präsentieren. HLA-Moleküle werden durch eine Vielzahl von Genen im Bereich der MHC-Region (Major Histocompatibility Complex) kodiert. Die klinische Bedeutung der HLA-Typisierung liegt zum einen in der Gewebetypisierung für Organ- oder Gewebetransplantationen. Zum anderen besteht eine Assoziation von mehr als 30 Erkrankungen mit bestimmten HLA-Typen, die auf eine Krankheitsprädisposition hinweisen können. Hierbei handelt es sich im wesentlichen um Autoimmunerkrankungen wie z.B. multiple Sklerose (MS) oder insulinabhängiger Diabetes mellitus (IDDM) sowie um Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.

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