Arzneimittel und Therapie

Kardiovaskuläre Sekundärprävention: Bei Hochrisikopatienten LDL-Cholesterin

American Heart Association (AHA) und American College of Cardiology (ACC) haben in ihren neuen Richtlinien zur Sekundärprävention die Empfehlungen des NECP zur Cholesterinreduktion übernommen, wie MSD Sharp & Dohme GmbH berichten. Demzufolge soll bei allen Hochrisikopatienten, zu denen auch Diabetiker ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankung zählen, das LDL-Cholesterin unter 100 mg/dl gesenkt werden.

Hochrisikopatienten sind laut AHA, ACC und National Cholesterol Education Programm (NECP) Koronarkranke, Patienten mit manifester Atherosklerose, Diabetiker sowie asymptomatische Menschen mit einem Risiko von über 20%, in den nächsten 10 Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden. Bei all diesen Patienten soll das LDL-Cholesterin auf Werte unter 100 mg/dl eingestellt werden, bei einem LDL-Ausgangswert von >130 mg/dl am besten gleich mit einem Lipidsenker. Neu ist die Aufnahme der Diabetiker ohne weitere Risikofaktoren in die Gruppe der Hochrisikopatienten. AHA und ACC tragen damit dem hohen kardiovaskulären Risiko von Diabetikern Rechnung.

Auch Diabetiker ohne weitere Risikofaktoren behandeln

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind bei Diabetikern zwei- bis dreimal häufiger als bei Nichtdiabetikern; rund zwei Drittel der Diabetiker sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Typ-2-Diabetiker, die den größten Anteil der Zuckerkranken stellen, haben häufig sogar bereits bei Diagnosestellung eine koronare Herzkrankheit (KHK). Als Ursachen der vorzeitigen Atherosklerose werden derzeit die erhöhte postprandiale Hyperglykämie und Hyperlipidämie diskutiert. Eine strenge Zucker- und Cholesterinstoffwechseleinstellung ist obligat.

Dass auch Diabetiker von der Behandlung mit einem Cholesterinsenker profitieren, wurde in einer Substudie von 4S (Scandinavian Simvastatin Survival Study) gezeigt. 202 der insgesamt 4444 4S-Patienten waren Diabetiker. Ihre Gesamtsterblichkeit konnte durch den CSE-Hemmer Simvastatin signifikant gesenkt werden.

Statine werden zu selten eingesetzt

Bislang erhält allerdings nur ein Bruchteil der Patienten, bei denen eine medikamentöse Cholesterinsenkung indiziert ist, auch tatsächlich einen CSE-Hemmer. "Zehntausende von Leben könnten gerettet werden, wenn die Richtlinien in der Praxis sorgfältig umgesetzt würden", betonte der Präsident der AHA, Prof. Sidney Smith, in einer Presseerklärung der Gesellschaft.

Quellen Smith SC Jr, Blair SN, Bonow RO, Brass LM, Cerqueira MD, Dracup K, Fuster V, Gotto A, Grundy SM, Miller NH, Jacobs A, Jones D, Krauss RM, Mosca L, Ockene I, Pasternak RC, Pearson T, Pfeffer MA, Starke RD, Taubert KA. AHA/ACC Scientific Statement: AHA/ACC guidelines for preventing heart attack and death in patients with atherosclerotic cardiovascular disease: 2001 update: A statement for healthcare professionals from the American Heart Association and the American College of Cardiology. Circulation; 104 (13): 1577-1579, 2001.

News Release der AHA: Guidelines to reduce heart attacks in cardiovascular patients. Expert Panel on Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood Cholesterol in Adults: Executive Summary of the Third Report of the National Cholesterol Education Programm (NCEP) Expert Panel on Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood Cholesterol in Adults (Adult Treatment Panel III). JAMA, 285 (19): 2486 - 2497, 2001.

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