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Biathlon: "Einfach abdrücken, wenn's schwarz wird!"

München (lub). Am kommenden Wochenende laufen und schießen sie wieder - die besten Biathleten der Welt. Im slowenischen Pokljuka beginnt die Weltmeisterschaft im Biathlon. Millionen werden am Fernsehschirm wieder mit Sven Fischer und Uschi Disl mitfiebern und sich vielleicht die Frage stellen: Wie schaffen die das bloß? Erst durch den Wald rennen und dann auch noch winzig-kleine Scheiben treffen?! DAZ-Redakteur Lutz Bäucker hat einen Selbstversuch in Sachen Biathlon gemacht und festgestellt: "Es ist verdammt schwer!"

Mein Puls hämmert, der Atem geht heftig und laut, als ich aus der Weltcup-Loipe von Ruhpolding auf den Schießplatz einbiege. Ich bremse scharf und fahre Olympiasiegerin und Weltmeisterin Martina Zellner beinahe über den Haufen - sie wartet an Schießbahn 27 auf mich - an "meiner" Bahn! Mein Brustkorb bebt, scharf spüre ich die eisige Winterluft in meinen Lungen: "Puls 160 müssten Sie jetzt haben, das wär gut fürs Schießen! Wir haben beim Laufen so um die 180, 190 und müssen halt trainieren, immer rechtzeitig davon runterzukommen."

Martina lächelt und erklärt weiter: "Liegend schießen wär' einfacher für einen wie Sie", lächelt sie, "da könnten Sie sich aufstützen. Dafür ist die Scheibe aber auch bloß 4,5 cm im Durchmesser!" Unglaublich, und außerdem noch 50 Meter entfernt.

Mühsam ringe ich nach Luft, wurschtele mein "Anschütz"-Kleinkaliber-Gewehr vom Rücken und sage: "Ich schieß lieber im Stehen!" Da messen die Scheiben nämlich immerhin 11 cm im Durchmesser. "Bitte", sagt die Olympiasiegerin und zeigt mir, wie ich den vier Kilo schweren Schießprügel zu nehmen habe: "Ordentlich in die Schulter rein, laden, entsichern." Und? Ja, abdrücken. Wann? Martina lächelt wieder: "Naja, wenn's schwarz wird." Mir vor Augen oder was? Naa, sagt die Oberbayerin, naa, wenn's im Visier schwarz wird. Dann sieht man nämlich die Scheibe exakt vor sich. Ich versuch's und schwenke das Gewehr wild durch die Gegend. "Bitte halten Sie den Lauf immer nach vorne, bitte!" sagt die Weltmeisterin erschrocken. Ich suche weiter, da! Da ist die Scheibe. Winzigklein.

Das Gewehr wackelt, ich schnaufe, versuche zur Ruhe zu kommen und drücke ab: Einmal - nix. Zweimal - nix. Beim drittenmal - patsch, ins Schwarze getroffen! Die Olympiasiegerin von Nagano lacht. Versuche vier und fünf - wieder Fehlanzeige. Macht nix, tröstet mich Martina Zellner, "für den Anfang net schlecht. Sie waren halt mal zu früh dran, mal zu spät mit dem Abdrücken." Das beruhigt mich nur unwesentlich. Biathlon-Ikone Uschi Disl schaut vorbei und sagt: "Ja mei, da können'S ja noch hoffen!" Worauf, auf Olympia 2006? "Naa!", lacht Uschi, "für 2006 langt's no net!" Und Kollege Marco Morgenstern kommentiert: "Wenn Sie mal zwölf Jahre lang Biathlon trainiert haben, so wie ich, dann wackeln Sie auch nimmer wie ein Lämmerschwanz! Dann können wir noch was aus Ihnen machen!" Vier Nieten, ein Treffer - die Olympiasiegerin lächelt, wie nur eine Olympiasiegerin lächeln kann: "Nun, da könn' ma drauf aufbauen, morgen schieß mer glei no amol!"

Schau mer mal. Auf jeden Fall: Mein Respekt vor der Leistung der Biathleten ist enorm gewachsen!

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