DAZ aktuell

Für Katastrophenfälle: Koordination von Arzneispenden

BONN (im). Für zielgerichtete Arzneimittelspenden aus Deutschland in Notgebiete haben forschende Arzneimittelunternehmen eine neue Initiative entwickelt. Vor allem zur Akutversorgung der notleidenden Bevölkerung in Katastrophenfällen werden jetzt im Rahmen der "Arzneimittelnothilfe" Spendenanfragen gebündelt und Kontakte zwischen Ministerien und Hilfsorganisationen mit den Firmen hergestellt.

Ins Leben hat das Projekt der German Pharma Health Fund, eine Initiative von 21 forschenden Pharmaunternehmen sowie des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA); am 24. Januar wurde es vor Journalisten in Bonn vorgestellt.

Ziel sei die Koordination zwischen den Anfragen nach Spenden und dem Angebot der Firmen, so Dr. Carola Fink-Anthe, Vorstandsmitglied im GPHF. Wichtig ist ihren Worten zufolge die schnelle, unbürokratische Hilfe. Dabei müssten die gespendeten Medikamente auch tatsächlich den Bedürfnissen des jeweiligen Landes entsprechen. Für die einzelnen Unternehmen sei es zu zeitaufwändig, selbst zu erfragen, welche Präparate im Katastrophenfall konkret benötigt würden. Aus diesem Grund hat der GPHF im vergangenen Jahr gemeinsam mit Hilfsorganisationen Bedarfslisten konzipiert, mit denen anschließend die Hersteller gezielt angesprochen werden. Für den sachgerechten Einsatz der gespendeten Arzneimittel sorgen die Hilfsorganisationen, wurde aus den Ausführungen der Vertreter des deutschen Instituts für Ärztliche Mission (DIFÄM), des Deutschen Roten Kreuzes und des Deutschen Medikamenten-Hilfswerks - action medeor - deutlich.

Abfrage mit standardisierten Formularen

Aufgrund von Erfahrungen im Kosovo und der Türkei 1999 und im vergangenen Jahr hat der GPHF standardisierte Formulare entwickelt. Kern der ersten Arbeitsgruppe waren Mitarbeiter der Unternehmen Bayer, Grünenthal, Aventis und Boehringer Ingelheim. Jeweils gesonderte Vordrucke gibt es für die Nachfrage nach einer Arzneispende, für das Angebot einer Spende sowie für die Selbstauskunft einer anfragenden Hilfsorganisation.

In der GPHF-Geschäftsstelle in Frankfurt/Main liegt die Koordination in den Händen von Apotheker Dr. Richard Jähnke. Der promovierte Galeniker war maßgeblich an der Entwicklung des Projekts beteiligt.

Bei den Anfragen werden zum Beispiel die Indikation der Arzneistoffe, deren INN-Name, Stärke, Darreichungsform und Lieferpriorität ebenso abgefragt wie die Tatsache, ob diese Substanz Bestandteil der nationalen Arzneimittelliste oder der Liste unentbehrlicher Medikamente der Weltgesundheitsorganisation ist. Die Firmen, die ein nachgefragtes Arzneimittel für ein Katastrophengebiet zur Verfügung stellen wollen, müssen Details angeben wie etwa Chargennummer oder den Herstellungsleiter und den Betriebsstandort für die Chargenfreigabe, mögliche Hinweise zur Kühlung sowie die Zulassungsnummer und die Übereinstimmung mit den jeweiligen GMP-Richtlinien.

Keine Regelversorgung

Fink-Anthe, die ehrenamtlich für den GPFH arbeitet und ansonsten bei dem Unternehmen Boehringer Ingelheim tätig ist, hob hervor, dass sich die Koordination von Spenden auf Notsituationen beschränke. Dies sei strikt zu trennen von der Regelversorgung der Bevölkerung des jeweiligen Landes. Ihren Worten zufolge hatte sich eine Koordination von Spenden bereits während des Kosovo-Konflikts - hier wurden Präparate im Wert von 15 Millionen Mark gespendet - und 1999 während der Erdbebenkatastrophe in der Türkei bewährt.

Kooperation begrüßt

Die Vertreter der beteiligten Hilfsorganisationen begrüßten einhellig das Projekt. Nach Worten von Hans-Heinrich Schäfer vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) sind in der deutschen Bevölkerung gesammelte Arzneispenden nicht zu verwenden. Jedes Land habe andere Bedürfnisse, auf die gezielt eingegangen werden müsse. Ansonsten drohten hohe Kosten für die Vernichtung nicht einsetzbarer Arzneimittel. Schäfer berichtete zum Beispiel von einer nicht abgestimmten Lieferung von 250 Paletten mit Arzneimitteln nach Bosnien mit zum Teil abgelaufenem Haltbarkeitsdatum. Das DRK nehme nur noch Spenden mit zertifizierter Ware an. Auch Albert Petersen vom Deutschen Institut für Ärztliche Mission (DIFÄM) wies auf unnütze Spenden in der Vergangenheit hin: so seien Anti-Malariapräparate in den Kosovo gelangt, wo es definitiv keine Anopheles-Mücken zur Malariaübertragung gebe.

Gemeinsam mit Schäfer und Petersen hob Bernd Pastors vom Deutschen Medikamentenhilfswerk action medeor die Wichtigkeit dieser Arzneimittelnothilfe sowie die von allen Beteiligten unterzeichneten "Leitlinien für Arzneimittelspenden" hervor. Bei letzteren sind zehn Punkte vorgeschrieben wie zum Beispiel einheitliche Qualitätsstandards oder eine Haltbarkeit der Präparate von einem Jahr nach Ankunft im Empfängerland.

Kastentext: Im Internet

Informationen zum GPHF-Projekt "Arzneimittelnothilfe" finden Sie unter www.gphf.org Hier sind beispielsweise die speziellen Formulare für Spender und Hilfsorganisationen zu erhalten. Hinweise finden sich auch zum "GPHF-Minilab", einem mobilen Kompaktlabor zur Identifikation gefälschter Arzneimittel. So kann man zum Beispiel Informationen zu weltweit aufgedeckten Fälschungen nachlesen.

Kastentext: "Gute Arzneimittelspendenpraxis in Deutschland"

Gemeinsame Erklärung des German Pharma Health Fund (GPHF), des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (DIFÄM) und des Deutschen Medikamentenhilfswerks action medeor Die Unterzeichner dieser Gemeinsamen Erklärung verpflichten sich, 1. ... Arzneimittelspenden für humanitäre Zwecke in Deutschland ausschließlich nach den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1999 veröffentlichten "Revised Guidelines for Drug Donations" anzufordern, anzubieten und zur Verfügung zu stellen. 2. ... die Prinzipien für angemessene Arzneimittelspenden - maximaler Nutzen für den Empfänger, Respektierung der Wünsche und der Kompetenz des Empfängers, einheitliche Qualitätsstandards sowie effektive Kommunikation zwischen Spender und Empfänger - zu befolgen. 3. ... einen gemeinsamen und kontinuierlichen Beitrag zur Verbesserung der Praxis der Arzneimittelspenden in Deutschland zu leisten. 4. ... in ihren eigenen Kreisen und darüber hinaus zur weiteren Bekanntmachung der "Richtlinien für Arzneimittelspenden" der WHO in Deutschland aktiv beizutragen. 5. ... weitere Organisationen, Einrichtungen und Unternehmen, die mit Arzneimittelspenden befasst sind, für die Befolgung der "Guten ArzneimittelspendenPraxis" (Good Drug Donation Practice - GDDP) auf Grundlage der WHO-Guidelines und zur Unterzeichung dieses Konsenspapiers zu gewinnen. Im Jahr 2000 erarbeitet, erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt am 24. Januar 2001 in Bonn

Kastentext: German Pharma Health Fund

Der German Pharma Health Fund ist eine Initiative von 21 forschenden Pharma-Unternehmen sowie des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA). Der GPHF organisiert seine Projekte mittels Spenden der Firmen. Sitz des gemeinnützigen Vereins, der von einem ehrenamtlichen Vorstand geführt wird, ist Frankfurt/Main.

Für zielgerichtete Arzneimittelspenden aus Deutschland in Notgebiete haben forschende Arzneimittelunternehmen eine neue Initiative entwickelt. Vor allem zur Akutversorgung der notleidenden Bevölkerung in Katastrophenfällen werden jetzt im Rahmen der "Arzneimittelnothilfe" Spendenanfragen gebündelt und Kontakte zwischen Ministerien und Hilfsorganisationen mit den Firmen hergestellt. Ins Leben gerufen hat das Projekt der German Pharma Health Fund.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.