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Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis 2001: Vier Wissenschaftlergruppen für in

BERLIN (ck). Am Institut für Pharmazie der Freien Universität Berlin wurde am 23. November 2001 der diesjährige Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis an vier Forschergruppen der Universitäten Erlangen-Nürnberg, Braunschweig, Saarbrücken und Zürich verliehen. Als Ort der feierlichen Preisverleihung bot das Botanische Museum in Berlin einen festlichen Rahmen.

Als Dienstleister im Gesundheitswesen und Partner der Apotheken sieht sich Phoenix der Unterstützung der pharmazeutischen Forschung verpflichtet. Bereits zum sechsten Mal wurden innovativ-qualitativ hervorragende wissenschaftliche Arbeiten in den einzelnen Fachgebieten prämiert.

Leider sieht die Lage der Pharmazie in Berlin nicht so erfreulich aus. So musste Prof. Dr. Schunack vom Institut für Pharmazie seine Festrede mit einer negativen Ankündigung beginnen: der Schließung des Instituts für Pharmazie der Humboldt-Universität zu Berlin zum 30. September 2002. Damit ist das Institut für Pharmazie der Freien Universität die einzige Ausbildungsstätte für Pharmazeuten in Berlin. Wenn ein Institut abgeschafft wird, sollte man allerdings nicht dem Irrtum unterliegen, dass das andere bestehende entsprechend aufgestockt wird. Denn auch hier werden die Studentenzahlen von 120 pro Semester auf 85 gekürzt.

Prof. Dr. Schunack äußerte sein Unverständnis über diese Entscheidung, denn der Bedarf an qualifizierten Apothekern ist groß. Anfang dieses Jahres kamen auf einen Bewerber 12 offene Stellen, Ende des Jahres kommen auf einen Kandidaten, der das Studium abschließt, 20 offene Stellen.

DPhG-Jahrestagung 2002 in Berlin

Als größtes und wichtigstes Ereignis für das kommende Jahr hob Schunack die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Pharmazeutischen Instituts in Berlin-Dahlem hervor, es wurde als erstes naturwissenschaftliches Gebäude in Dahlem überhaupt eingeweiht.

Das Institut für Pharmazie bildet damit den historischen Kern des berühmten naturwissenschaftlich/vorklinischen Campus in Berlin-Dahlem. Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) hat auf Grund dieses Jubiläums die DPhG-Jahrestagung nach Berlin vergeben, zu der Prof. Dr. Schunack sehr herzlich einlud. Er bedankte sich bei den Berliner und Brandenburger Vereinen, Kammern und Organisationen, die nicht zuletzt durch große persönliche Spenden einen finanziellen Beitrag zur Organisation der DPhG-Tagung leisten. In diesem Zusammenhang überreichte der Vorstandsvorsitzende der Phoenix Pharmahandel AG, Dr. Bernd Scheifele, einen Scheck über 4000,- DM an Professor Schunack.

Die enorme Bürde, die durch die Umstrukturierung auf dem Personal des Instituts für Pharmazie lastet, unterstrich Prof. Dr. Seppelt in seiner Funktion als Dekan des Fachbereichs Biologie, Chemie und Pharmazie. Es werde bei laufendem Studienbetrieb das Unterste zuoberst gekehrt und trotzdem nebenbei noch Forschung betrieben.

Einen "positiven" Aspekt gibt es nach Seppelt an der Schließung des Pharmazeutischen Instituts der Humboldt-Universität doch. Die Übernahme von Mitarbeitern sei eine zwangsweise Bereicherung, eine willkommene Übernahme. Normalerweise sind Berufungsverfahren an deutschen Universitäten enorm aufwendig, sie können bis zu drei Jahre dauern. Keiner wisse so recht, warum das so sei, in anderen Länder dauerten solche Verfahren gerade einmal sechs Wochen. Vielleicht könne man sich in der Zukunft an diesen Verfahren orientieren.

Motivierung durch private Wissenschaftsförderung

Dr. Bernd Scheifele hob die wichtige Funktion der privaten Wissenschaftsförderung auch auf dem Gebiet der Pharmazie hervor. Es müsse Anreize geben, weiterhin wissenschaftlich zu arbeiten, auch wenn es an staatlicher Förderung mangele. Er hoffe, dass auch in anderen europäischen Ländern ähnliche Projekte und nationale Preise installiert würden, wodurch insbesondere Doktoranden und junge Wissenschaftler motiviert würden. Wichtig hierfür ist auch die Öffentlichkeit. Pharmazie und Apotheken stehen nun einmal im Blickpunkt des öffentlichen Interesses, die Öffentlichkeit ist für den Berufsstand von ausschlaggebender Bedeutung.

Trotz aller Schwierigkeiten sieht Dr. Scheifele sowohl für die Apotheker als auch für den Phoenix-Wissenschaftspreis gute Zukunftsperspektiven. Die Arbeiten der Preisträger zeigen, dass in Deutschland, Österreich und der Schweiz Spitzenforschung möglich ist.

Auch Prof. Dr. Jörg Kreuter als Leiter der wissenschaftlichen Jury ging auf die prekäre Lage auf dem Gebiet der Ausbildung und Forschung in der Pharmazie ein. Zwar erweckt die Berufsvertretung der Apotheker in der Öffentlichkeit den Eindruck, dass es den Apothekern blendend geht, und sie belegt das durch den Erwerb einer Super-Luxus-Immobilie und die Verlegung aller Fortbildungsveranstaltungen ins Ausland an attraktive Ferienorte, doch wenn Internet-Apotheken und Apothekenketten sich die umsatzstarken Verordnungsperlen herauspicken und die Preisspannen stark beschnitten werden, bleiben zuerst die kleinen, aber vielfach kundennahen Apotheken auf der Strecke. Der Leidtragende ist neben den Apothekern natürlich vor allem der Patient, so Kreuter.

Hochschulen sind ausgelaugt

Die Sicherung des Berufsstandes ist untrennbar mit der Ausbildung von qualifiziertem pharmazeutischen Nachwuchs und mit einer Unterstützung der wissenschaftlichen Forschung verbunden. Ausschlaggebend zum Erreichen einer hohen Fachkompetenz der Apotheker ist ein Hochschulstudium. Aber die Hochschulen sind mit ihren Ressourcen am Ende. Etatkürzungen von 40% wie z. B. in Frankfurt in den letzten Jahren sowie massive Streichungen von Mitarbeiterstellen haben die Hochschulen ausgelaugt. "Diese Fehlentwicklung im Bereich Forschung und Lehre ist hausgemacht und von den Politikern und Wirtschaftsführern zu verantworten, die die Hochschulpolitik der neunziger Jahre bestimmten beziehungsweise mitbestimmen. Es ist lobenswert, dass Frau Bulmahn sich über die Hochschulpolitik in den USA informiert hat. Dennoch bringt die Einführung von Juniorprofessuren ohne die Möglichkeit, bei erfolgreichem Arbeiten Tenure zu erhalten, das heißt, an der gleichen Hochschule zu einer permanenten Professur befördert zu werden, keinerlei Vorteil im Vergleich zur Habilitation."

Ausschlaggebend dafür, dass die Studien- und Forschungsbedingungen in Deutschland nicht optimal sind, ist vor allem die Unterfinanzierung der deutschen Hochschulen. So ist es kein Wunder, wenn die besten jungen Leute von den attraktiven finanziellen Möglichkeiten in der Industrie weggelockt werden.

Unterstützung der deutschen pharmazeutischen Forschung

In der deutschen Forschungspolitik gibt es aber auch Silberstreifen am Horizont, so Professor Kreuter. Die Gelder, die für die Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen eingenommen wurden, sollen für die Forschungsförderung eingesetzt werden und einige der von der Bundesregierung aufgenommenen Forschungsprogramme, wie die Nanotechnologie, sind äußerst zukunftsweisend. Leider bleiben die Forschungsmittel für die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) knapp, und leider bleibt die Förderung durch die Industrie - sei es durch ungebundene Stipendien oder über Kooperationsprojekte - mit einigen sehr löblichen Ausnahmen weiterhin sehr dürftig.

Im Anschluss an die Festreden stellten die Preisträger ihre Arbeiten in Kurzpräsentationen vor. Die Jury unter der Leitung von Prof. Dr. J. Kreuter, Institut für Pharmazeutische Technologie der Universität Frankfurt, bestand aus Prof. Dr. H.P.T. Ammon, Pharmazeutisches Institut der Universität Tübingen, Prof. Dr. A. Nahrstedt, Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie der Universität Münster, und Prof. Dr. Dr. W. Schunack, Institut für Pharmazie der Freien Universität Berlin. Sie hatte die eingereichten Arbeiten bewertet, die sich - wie auch in den Jahren zuvor - durch ein sehr hohes wissenschaftliches Niveau auszeichneten.

Die Preisträger und ihre Arbeiten

Folgende Forschungsgruppen wurden mit dem Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis ausgezeichnet:

Pharmakologie Burkhard Hinz, Kay Brune, Andreas Pahl, Universität Erlangen-Nürnberg: Cyclooxygenase-2 Expression in Lipopolysaccharide-Stimulated Human Monocytes Is Modulated by Cyclic AMP, Prostaglandin E2, and Nonsteroidal Anti-inflammatory Drugs. Biochemical and Biophysical Research Communications 278, 790 - 796 (2000)

Pharmazeutische Biologie Barbara Silakowski, Brigitte Kunze, Gabriele Nordsiek, Helmut Blöcker, Gerhard Höfle, Rolf Müller, Universität Braunschweig: The Myxochelin Iron Transport Regulon of the Myxobacterium Stigmatella aurantiaca SG a15. European Journal of Biochemistry 267, 6476 - 6485 (2000)

Pharmazeutische Chemie Andrea Prota, Joachim Vogt, Beatrice Pilger, Remo Perozzo, Christine Wurth, Victor E. Marquez, Pamela Russ, Georg E. Schulz, Gerd Folkers, Leonardo Scapozza, ETH Zürich: Kinetics and Crystal Structure of the Wild-Type and the Engineered Y101F Mutant of Herpes Simplex Virus Type 1 Thymidine Kinase Interacting with (North)-methanocarba-thymidine. Biochemistry 39, 9597 - 9603 (2000)

Pharmazeutische Technologie Carsten Kneuer, Mohammad Sameti, Udo Bakowsky, Thomas Schiestel, Hermann Schirra, Helmut Schmidt, Claus-Michael Lehr, Universität Saarbrücken: A Nonviral DNA Delivery System Based on Surface Modified Silica-Nanoparticles Can Efficiently Transfect Cells In Vitro. Bioconjugate Chemistry 11, 926 - 932 (2000)

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