DAZ aktuell

Auseinandersetzung um aut idem: 900 Mio. Mark-Zahlung, damit aut idem nicht ko

BERLIN (lak). Als nicht mehr nachvollziehbar bezeichnete Prof. Rainer Braun, Hauptgeschäftsführer der ABDA, die jüngsten Angebote des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) und des Generikaverbandes, eine Summe von 900 Millionen DM für zwei Jahre zu zahlen, um die Arzneimittelauswahl durch Apothekerinnen und Apotheker zu verhindern.

"Wenn die Industrie nunmehr die inzwischen von den Kassen bezweifelte Einsparsumme bar als Alternative anbietet, muss man unterstellen, dass sich dahinter andere Motive verbergen", meinte Braun, der es als geradezu unverschämt bezeichnete, eine Regelung, die die unzweifelhaft vorhandene pharmazeutische Sachkompetenz der Apotheker mehr als bislang nutze, als "organisierte Verantwortungslosigkeit" zu bezeichnen.

Es sei auch nicht nachvollziehbar, dass die Industrie durch die Aut-idem-Regelung Arbeitsplätze gefährdet sieht, obwohl sie deren Einsparpotenzial nach eigenen Worten als zweifelhaft bezeichnet. Umso mehr müsse es wundern, dass sie offenkundig dazu in der Lage ist, immerhin 900 Millionen DM zu zahlen, ohne Arbeitsplätze zu gefährden.

Angesichts der aktuellen Entwicklung in den USA, wo verschiedene pharmazeutische Unternehmen teilweise drastische Rabatte auf ihre Preise anböten, müsse man sich langsam fragen, nach welchen Kriterien eigentlich der deutsche Herstellerabgabepreis zusammengesetzt werde, der die Grundlage für die Arzneimittelpreise in Deutschland ist.

Braun warnte erneut davor, strukturell angelegte Gesetzesänderungen gegen Einmalzahlungen wieder zu verwerfen. "Politik darf nicht käuflich sein!" meinte Braun, der die Bundesregierung dazu aufrief, bei ihren Plänen für die Einführung der Aut-idem-Regelung zu bleiben. "Dies ist eine bessere Nutzung der Apotheker zum Vorteil aller Beteiligten, zumal der Arzt jederzeit die Möglichkeit hat, die Auswahl unter therapeutischen Gesichtspunkten zu untersagen.

In der Ärzteschaft kristallisiert sich unterdessen heraus, dass die Standpunkte des Hartmannbundes gegen die geplante Aut-idem-Regelung, die in einer polemischen Anzeige in überregionalen Tageszeitungen gipfelten, nicht von allen Ärzten geteilt wird. Die Ärztekammer Berlin etwa begrüßt die Vorschläge von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Mit der von Schmidt angedachten Regelung würde der Arzt endlich seine Funktion als Zielscheibe von Marketingmaßnahmen der Pharmaindustrie verlieren, sein Zeitbudget würde entlastet, seine Verantwortung von der Höhe der Kosten auf den Inhalt seiner Verschreibung verlagert und seine Unabhängigkeit gestärkt.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.