Feuilleton

Kräuterbücher: Höhepunkte der Klostermedizin

Mitarbeiter der Würzburger Forschergruppe Klostermedizin, die interdisziplinär zusammengesetzt ist und sich der Aufgabe verpflichtet hat, altes, verschüttetes Wissen der Phytotherapie wieder zugänglich zu machen und damit auch einer kritischen Bewertung zuzuführen, haben soeben ein Standardwerk des Mittelalters neu herausgegeben, den "Macer floridus".

Der "Macer floridus" war eine der am weitesten verbreiteten kräuterkundlichen Handschriften des Mittelalters. Sein Verfasser hieß Odo und war vermutlich Franzose, doch ist das nicht ganz sicher, weil er lateinisch schrieb. Er lebte im 11. Jahrhundert, und dass er ein Mönch war, ist für die damalige Zeit fast eine Selbstverständlichkeit, denn sonst hätte er nicht die nötige Bildung gehabt, um dieses Werk zu schreiben.

Der Autor beschreibt 77 Arzneipflanzen, denen damals eine therapeutische Wirkung nachgesagt wurde, und gibt Anweisungen zu ihrer Zubereitung. Die Charakterisierung der einzelnen Pflanzen erfolgt nach der antiken Humoralpathologie.

Das vorliegende Buch besteht aus dem Reprint einer gedruckten Ausgabe von 1832 und einer neuen, gut lesbaren Übersetzung ins Deutsche. Illustriert ist das Werk mit farbigen Pflanzendarstellungen eines Mönches, der 400 Jahre nach Odo in dem oberbayerischen Kloster Ebersberg lebte: Vitus Auslasser. Wer sich informieren will, wie unsere Vorfahren im Mittelalter über Heilkräuter dachten, wird kaum ein besseres Werk finden können. cae

Kastentext: Literaturtipp

Höhepunkte der Klostermedizin. Der "Macer floridus" und das Herbarium des Vitus Auslasser. Herausgegeben mit einer Einleitung und deutschen Übersetzung von Johannes Gottfried Mayer und Konrad Goehl. 380 S., 24 farb. Abb. Reprint-Verlag Leipzig, 2001. 68,- DM. ISBN 3-8262-1120-0

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