Arzneimittel und Therapie

Sehschärfe: Schützen Statine vor altersabhängiger Makuladegeneration?

Statine haben möglicherweise auch eine erfreuliche Nebenwirkung: Eine englische Untersuchung ergab unter der Therapie mit Statinen ein verringertes Risiko für eine Makuladegeneration.

Störungen des Lipidstoffwechsels und eine Atherosklerose sind mit einem erhöhten Risiko für eine Sehstörung verknüpft - die altersabhängige Makuladegeneration.

Verändertes Lipidprofil

Statine verändern das Lipidprofil und schützen so vor koronarer Herzkrankheit und Schlaganfällen. Britische Wissenschaftler untersuchten, ob Menschen, die Statine einnehmen, ein anderes Risiko für eine altersabhängige Makuladegeneration haben als Menschen, die keine Statine einnehmen.

Sie schrieben 660 Männer und Frauen zwischen 66 und 75 Jahren an. 412 Personen (62%) waren bereit, an der Untersuchung teilzunehmen. Alle wurden zu ihrem Gebrauch von Arzneimitteln - zurzeit und in den vergangenen fünf Jahren - und zu kardiovaskulären Erkrankungen befragt. 392 Personen (95% der Befragten) unterzogen sich außerdem in einer Klinik einer Stereoskopie des Augenhintergrundes an beiden Augen. Ein Untersucher, der die Arzneimittel-Anamnese nicht kannte, beurteilte die stereoskopischen Aufnahmen anhand des "Wisconsin age-related maculopathy grading system". Zwölf Personen wurden wegen nicht altersabhängiger Makuladegeneration von der Auswertung ausgeschlossen und eine, weil sie an einer Statin-Studie teilnahm. Die Ergebnisse von 379 Personen wurden analysiert.

Statin senkt Risiko

27 Personen (7%) nahmen ein Statin ein. Bei 77 Personen (20%) ergaben sich Hinweise auf eine altersabhängige Makuladegeneration. Eine altersabhängige Makuladegeneration war bei Personen, die kein Statin einnahmen, häufiger als bei Statin-Einnehmern: Sie trat bei 76 von 352 Nichteinnehmern (22%), aber nur bei einem von 27 Statin-Einnehmern (4%) auf. Das relative Risiko einer Makuladegeneration betrug demnach unter Statin-Einnahme 0,14. Das Vertrauensintervall reichte von 0,02 bis 0,83.

Wurden Alter, Geschlecht, Rauchen, Bypassoperation oder Koronarangioplastie (beide Hinweise auf eine koronare Herzerkrankung) als mögliche Einflussfaktoren berücksichtigt, betrug das relative Risiko einer Makuladegeneration unter Statin-Einnahme 0,09. Das Vertrauensintervall reichte von 0,01 bis 0,73.

In dieser Untersuchung hatten Männer und Frauen zwischen 66 und 75 Jahren, die ein Statin einnahmen, also im Vergleich zu Nichteinnehmern nur ein Elftel des Risikos für eine altersabhängige Makuladegeneration. Das ist allerdings nur eine grobe Schätzung, wie das große Vertrauensintervall zeigt.

Schutz vor oxidativen Schäden?

Wie können die Lipidsenker vor der Makuladegeneration schützen? Als Wirkungsmechanismen werden vorgeschlagen:

  • Statine verhindern Ablagerungen in der Bruch-Membran, die bei erhöhter Cholesterol-Plasmakonzentration vorkommen.
  • Durch antioxidative Wirkung könnten Statine die äußere Netzhaut vor oxidativen Schäden schützen.
  • Simvastatin hält möglicherweise eine ausreichende Gefäßversorgung der Makula aufrecht, indem es die Apoptose von Endothelzellen hemmt und ischämische Gefäße schützt.

Kastentext: Makuladegeneration

Die Makula - der "gelbe Fleck" - ist ein nur wenige Quadratmillimeter großes Oval in der Netzhautmitte, wo die Sinneszellen besonders dicht stehen. Die Makula ist für die zentrale Sehschärfe des Auges verantwortlich. Nur mit ihrer Hilfe kann man Farben unterscheiden, feine Einzelheiten erkennen und lesen. Die übrige Netzhaut kann nur Hell-Dunkel-Kontraste und Umrisse wahrnehmen.

Lässt die Leistung der Makula im Alter nach (= altersabhängige Makuladegeneration), so sieht man in der Mitte des Gesichtsfeldes verschwommen, verzerrt oder einen dunklen Fleck. Das periphere Gesichtsfeld bleibt erhalten.

Literatur Hall, N. F., et al.: Risk of macular degeneration in users of statins: cross sectional study. Br. Med. J. 323, 375 - 376 (2001). Die altersabhängige Makuladegeneration. Patienteninformation der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. www.dog.org/patient/macula99.html

Störungen des Lipidstoffwechsels sind auch mit einem erhöhten Risiko für eine Sehstörung verknüpft. Statine verändern das Lipidprofil und haben möglicherweise auch eine erfreuliche Nebenwirkung: Eine englische Untersuchung ergab unter einer Therapie mit Statinen ein verringertes Risiko für eine altersabhängige Makuladegeneration.

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