Arzneimittel und Therapie

Hormonersatztherapie: Estradiol zum Einatmen

Frauen in der Menopause, die sich für eine Hormonersatztherapie entscheiden, hatten bislang schon die Wahl zwischen verschiedenen Arzneiformen. Zu Tabletten, Pflastern und Gelen gesellt sich nun ein Nasenspray. Mit der neuen Applikationsform verknüpft ist aber auch ein innovatives Therapiekonzept: die gepulste Östrogentherapie.

Jeden Morgen ein Sprühstoß Estradiol in jedes Nasenloch - und die Östrogenversorgung der postmenopausalen Frau ist für den ganzen Tag gesichert. Dahinter steckt das Prinzip der gepulsten Östrogentherapie, deren Pharmakokinetik sich grundlegend von derjenigen bei Tabletten und Pflastern unterscheidet. Nach Einsprühen von Estradiol in die Nase wird das Hormon rasch über die Nasenschleimhaut aufgenommen. Bereits nach zehn bis 30 Minuten sind Estradiol-Spitzenplasma-Konzentrationen erreicht. Nach zwei Stunden fällt die Plasmakonzentration auf 10 Prozent des Maximalspiegels ab, und schon nach zwölf Stunden sind postmenopausale Spiegel erreicht. Dass dieses Prinzip dennoch funktioniert, hat folgenden Grund: Für die Hormonwirkung sind nicht die Plasmaspiegel, sondern die Dauer der Bindung von Estradiol an den Östrogenrezeptor entscheidend.

Hat Estradiol sein Zielorgan erreicht, bildet es mit dem nukleär gelegenen Östrogenrezeptor einen Komplex, der sechs bis zwölf Stunden aktiv bleibt. Ein vergleichsweise kurzes Anfluten einmal täglich reicht daher aus, um die hormonell verursachten Beschwerden in der Postmenopause über 24 Stunden wirksam zu bekämpfen. Eine ausreichende Resorption soll auch bei Schnupfen gewährleistet sein. Dann heißt es: Nase schnäuzen - Estradiol einsprühen - zehn Minuten bis zum nächsten Schnäuzen mindestens warten - so die Empfehlung.

Nasenspray: genauso wirksam wie Tabletten

Die Wirksamkeit des Nasensprays wurde in mehreren randomisierten doppelblinden Studien mit Tabletten und Pflastern verglichen. Dabei erwies sich die Standarddosis 300 µg Estradiol intranasal (Aerodiol) als ebenso effektiv in der Bekämpfung der typischen klimakterischen Beschwerden wie ein 50 µg-Estradiolpflaster oder eine 2 µg-Estradioltablette. Mastodynien waren unter gepulster Östrogentherapie seltener.

Auch bei den positiven Effekten auf Herz-Kreislauf-System und Knochenbau scheint die intranasale Therapie gleichzuziehen: Nach einjähriger Therapie waren die Marker für den Knochenabbau reduziert. In einer doppelblinden randomisierten Studie an knapp 700 Patientinnen über sechs Monate beeinflusste Estradiol intranasal die Lipidspiegel positiv.

Zusätzlich orale Gestagene

Entscheidender Nachteil der Behandlung: Die im Rahmen einer Hormonersatztherapie (HRT) in der Regel erforderlichen Gestagene müssen zusätzlich oral eingenommen werden, sodass diese Frauen an Nasenspray und an Tabletten denken müssen. Doch das scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, denn ein Kombispray ist bereits in der Entwicklung.

Was für welche Frau?

Bleibt die Frage offen, welches Therapieprinzip sich für welche Frau eignet. Fakt ist, dass die intranasale Applikation die Palette der potenziellen Möglichkeiten erweitert, aus denen Frau auswählen kann. Wer nach 25 bis 30 Jahren endgültig "pillenmüde" ist und sich in der Sauna oder im Schwimmbad lieber ohne Pflaster präsentiert, ist für ein Nasenspray sicher dankbar. Individualität hat gerade im sensiblen Bereich der hormonellen Behandlung einen hohen Stellenwert. Aus medizinischer Sicht kann die Umgehung der Leberpassage bei bestimmten Patientinnen ausschlaggebend für den Griff zum Nasenspray sein.

Kastentext: Traditionelles Rollenverhalten fördert Wechseljahrbeschwerden

Welche Frau schaut dem Klimakterium schon gelassen entgegen? Es bedeutet nicht nur das endgültige "Aus" für einen eventuell doch noch schlummernden Kinderwunsch, sondern es scheint auch mit zahlreichen körperlichen und seelischen Beschwerden einherzugehen, allen voran Hitzewallungen, depressiven Verstimmungen und Energieverlust. Doch das gilt längst nicht für alle Frauen. Mindestens ein Drittel hat während den Wechseljahren kaum Beschwerden, bei einem weiteren Drittel sind sie eher mäßig ausgeprägt, und nur ein Drittel leidet stark. Wer sich in der letzteren Gruppe wiederfindet, hat offensichtlich ganz entscheidend mit dem eigenen Rollenverständnis als Frau zu tun, so das Ergebnis verschiedener repräsentativer Studien. So berichten 50-jährige Frauen, die über ein ausgeprägtes traditionell weibliches Rollenverhalten verfügen, über mehr Beschwerden und eine stärkere Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Außerdem zeigte sich, dass auch Frauen, die nicht erwerbstätig sind, stärker unter klimakterischen Beschwerden leiden.

Quelle: Pressekonferenz der Servier Deutschland GmbH "Aerodiol", 18. Oktober 2001, veranstaltet von ServierPharma, München.

Frauen in der Menopause, die sich für eine Hormonersatztherapie entscheiden, steht jetzt eine neue Applikationsform zur Verfügung: ein Nasenspray. Das dahinter stehende Therapiekonzept der gepulsten Östrogentherapie unterscheidet sich in der Pharmakokinetik grundlegend von derjenigen bei Tabletten und Pflastern.

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