Berichte

Chinesische Medizin: Arbeitsgemeinschaft deutscher TCM-Apotheken wächst

Auf ihrem 5. Treffen am 29. und 30. September 2001 in Fulda konnte die Arbeitsgemeinschaft Deutscher TCM-Apotheken, die im September 1999 gegründet wurde, erneut über Zuwachs berichten. Auch dieses Treffen war der praktischen Umsetzung der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) in der Apotheke gewidmet.

Die TCM-Apo Ag, ein Zusammenschluss von Apotheken aus der gesamten Bundesrepublik, hat sich die qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln der TCM unter Gewährleistung eines optimalen Sicherheitsstandards zur Aufgabe gemacht. Dazu gehören:

  • Qualitätssicherung durch Prüfung der TCM-Ausgangsstoffe auf Belastungen mit Schwermetallen, Pestiziden oder Aflatoxinen mit entsprechend anerkannten Zertifikaten seitens der Lieferanten,
  • Sicherstellung der korrekten Identität,
  • Überprüfung der Arzneimischungen auf vorgeschriebene Dosierung in den Apotheken.

Anbauversuch von chinesischen Heilpflanzen

Dr. Stefan Englert, Ravensburg, eine unter Experten anerkannte "TCM-Autorität", ging anhand von Fallbeispielen detailliert auf die therapeutische Anwendung von TCM-Drogen, die Erstellung einer Rezeptur, Wirkungen der Drogen, Interaktionen mit westlichen Arzneimitteln sowie die Bedeutung der verschiedenen Kochvorschriften ein.

Mit Professor Rudolf Bauer, Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität Düsseldorf, konnte die Arbeitsgemeinschaft eine weitere Kapazität auf dem Gebiet der TCM in Deutschland als Gast begrüßen. Er erläuterte Wirkprinzipien von TCM-Drogen sowie den Stellenwert der TCM in der Wissenschaft unter dem Motto: "Was ist sinnvoll, was nicht?"

Bauer berichtete auch ausführlich über den seit 1999 laufenden Anbauversuch von 16 ausgewählten chinesischen Heilpflanzen, mit dem sich die Bayerische Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau in Freising-Weihenstephan beschäftigt (s. DAZ 37, S. 67). Intensiv wurden im Anschluss an das Referat unter anderem die Substitutionsproblematik in der Rezeptur sowie die Schwierigkeiten der Zertifikatstellung diskutiert.

Warnung vor dubiosen Anbietern

Die TCM-Apo Ag warnt vor mehr oder weniger unseriösen Anbietern von TCM-Drogen und -Arzneimitteln, die in der Regel nicht über das notwendige pharmazeutische Fachwissen zur Sicherung der Qualität der verwendeten Drogen verfügen. Sie kritisiert, dass zwar inzwischen nahezu alle Lieferanten Zertifikate anbieten, dass jedoch zuweilen bestimmte Prüfparameter und Prüfmethoden gar nicht aufgelistet sind, obwohl sie notwendig sind, um den rechtlichen Anforderungen zu genügen.

In den Medien diskutierte Zwischenfälle bei der Anwendung von TCM-Arzneien sind laut TCM-Apo Ag allesamt auf mangelnde Qualitätssicherung zurückzuführen. Keine dieser Mischungen stammte aus einer deutschen Apotheke. Die TCM-Apo Ag betont, dass sie den pharmazeutischen Sachverstand zur objektiven Beurteilung von TCM-Drogen für unabdingbar hält und sich selbst zur Sicherung des Verbraucherschutzes sowie zur konsequenten Spezialisierung Qualitätsmaßstäbe sowie einen Leitfaden zur Eigenrevision gegeben hat.

Eigener Internet-Auftritt

Die TCM-Apo Ag hat sich nicht nur den kollegialen Informationsaustausch, sondern auch Öffentlichkeitsarbeit unter anderem mit Hilfe des eigenen Internet-Auftrittes (www.TCM-Apo.de) auf die Fahnen geschrieben. Ansprechpartner für alle interessierten Apotheker ist Stephan Wowra, Aesculap-Apotheke, Poststraße 24, 69115 Heidelberg, Tel. (0 62 21) 2 76 34, Fax (0 62 21) 13 37 46, E-Mail: s.wowra@aponet.de

Kastentext: Innovation aus Bayern

Chinesische Heilpflanzen in Bayern anbauen? Dieses auf den ersten Blick reichlich exotische Vorhaben wird an der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau in Freising-Weihenstephan in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen von 1999 bis 2003 interdisziplinär untersucht. Bei 12 von 16 Pflanzenarten, die für dieses Projekt ausgewählt wurden, deuten sich aussichtsreiche Perspektiven an. Landwirte, Arzneimittelhersteller und Patienten könnten von diesen Forschungen profitieren.

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