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Bundesgesundheitsministerium: Methylphenidat verantwortungsbewusst einsetzen

BERLIN (bmg/diz). Auf Einladung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, fand in der vergangenen Woche in Berlin ein Expertengespräch zum Einsatz von Methylphenidat bei Kindern mit dem "Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätssyndrom" (ADHS) statt. Anlass des Gesprächs war unter anderem der sprunghaft gestiegene Verbrauch von Methylphenidat und mögliche Ursachen.

Im Anschluss an das Expertengespräch gab die Drogenbeauftragte ein Statement dazu ab, in dem sie die Erfolge bei der Behandlung von ADHS in den letzten Jahren in Deutschland begrüßte. Diese Fortschritte hätten für viele Kinder und ihre Angehörigen zum Teil gravierende positive Auswirkungen auf das tägliche Leben mit sich gebracht. Sie wies aber auch darauf hin, dass es auch problematische Entwicklungen gebe.

Diese sind z. B.:

  • Der Verbrauch von Methylphenidat steigt sprunghaft an. Von 1993 bis 2000 ist er laut Bundesopiumstelle auf das 13,6-fache gestiegen und hat sich im Jahr 2000 mit 463 kg gegenüber 1999 fast verdoppelt. Im ersten Halbjahr 2001 sind in Apotheken bereits Arzneimittel mit insgesamt 328 kg Methylphenidat ausgeliefert worden. Wir müssen also in diesem Jahr wiederum in etwa mit einer Verdopplung gegenüber dem Vorjahr rechnen.
  • Ein großer Teil der Methylphenidat-Verordnungen wird nicht von Kinderärzten oder Kinderpsychiatern vorgenommen, sondern auch vor allem von Hausärzten, aber auch von Laborärzten, HNO-Ärzten, Frauenärzten, Radiologen und sogar von Zahnärzten.
  • Es werden wissenschaftlich nicht evaluierte Therapieschemata (Hochdosis-Therapie) angewandt.
  • Laut einer Fernsehsendung, die vor einiger Zeit in der ARD gelaufen ist, hat eine Ärztin erklärt, dass sie für die Diagnose von ADHS lediglich ca. 3 Minuten benötige.
  • Schulleiter berichten davon, dass das Mittel auf Schulhöfen verkauft wird und eine gewisse Hilflosigkeit da sei, was die pädagogische Einschätzung der Risiken angeht.

Missbräuchliche Anwendungen?

Diese Entwicklungen seien ernst zu nehmen, und man müsse prüfen, ob die Gefahr einer missbräuchlichen Anwendung von Methylphenidat bestehe und dagegen erforderlichenfalls geeignete Maßnahmen eingeleitet werden müssten.

Die Therapie von Kindern mit ADHS sei komplexer Natur, so Frau Caspers-Merk, die mit dem Einsatz von Methylphenidat einhergehenden Probleme und Herausforderungen müssten daher auch interdisziplinär angegangen werden.

Beim Einsatz von Methylphenidat für ADHS gehe es darum, zu erkennen, ob ein Kind tatsächlich an ADHS erkrankt ist. Wenn dies der Fall sei, dann müsse ihm mit dem bestmöglichen Mittel geholfen werden, das auch Methylphenidat einschließen könne, so die Drogenbeauftragte. Es geht um eine fachliche und sachliche Debatte, die frei sein sollte von Polemik, unnötigen Ängsten und Überspitzungen.

Als Ergebnis des Expertengesprächs lässt sich festhalten, dass

  • mehr Daten über die Verbreitung und Ursachen von ADHS erforderlich sind;
  • die Arzneimitteltherapie Einstieg und möglicher Bestandteil für die Therapie von ADHS ist;
  • die verfügbaren Verordnungsdaten gezielter auszuwerten sind (hierzu wurde eine AG gebildet);
  • die Diagnose und Therapie einer spezifischen ärztlichen Qualifikation erfordert, um Fehlbehandlung zu vermeiden.

Auf Einladung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, fand in der vergangenen Woche in Berlin ein Expertengespräch zum Einsatz von Methylphenidat bei Kindern mit dem "Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom" (ADHS) statt. Anlass des Gesprächs war unter anderem der sprunghaft gestiegene Verbrauch von Methylphenidat und mögliche Ursachen.

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