Prisma

Drogen: Einmal süchtig, immer süchtig

Wer einmal von Drogen abhängig war, ist sein Leben lang anfällig für einen Rückfall. Schuld daran sind chemische Veränderungen im Gehirn. Diese sind bislang nur unzureichend erforscht und werden dementsprechend bei der medikamentösen Behandlung von Suchtkrankheiten auch zu wenig berücksichtigt, so die Aussage von amerikanischen Wissenschaftlern.

An Ratten untersuchten K. Berridge und C. Wyvell von der Universität Michigan die Auswirkungen von suchterzeugenden Substanzen auf die Struktur des Gehirns. Die Tiere lernten zunächst, sich durch das Drücken eines Hebels mit Zuckerstückchen zu "belohnen". Die Belohnung wurde mit einem Geräusch verknüpft, das als pavlovscher Trigger diente. Ein Teil der Ratten wurde zusätzlich mit Amphetaminen sensibilisiert, sozusagen nach Zucker süchtig gemacht. Zehn Tage nach der Lern- und Sensibilisierungsphase wurden die Tiere erneut dem Geräusch ausgesetzt. Dabei zeigte sich, dass diejenigen Tiere, die mit Amphetaminen sensibilisiert worden waren, doppelt so häufig die Zuckertaste drückten wie die Kontrolltiere. Der Effekt beruht laut den Wissenschaftlern auf einer drogenbedingten Veränderung der Neurotransmitterzusammensetzung im Gehirn. Wie sie schreiben, erhöht der Drogenkonsum langfristig den Dopaminlevel, der unter anderem für die Auslösung einer Belohnungsantwort im Gehirn verantwortlich ist. Der Kontakt mit einem Trigger, wie er im Versuch beschrieben wurde, kann daher bei einem sensibilisierten Tier immer aufs Neue das Suchtverhalten auslösen. Entsprechend erklärt sich auch die Rückfallgefahr bei Drogensüchtigen. Ziel für künftige Behandlungsstrategien muss daher die Vermeidung der Sensibilisierung sein, so Berridge. Hierfür müssen jedoch zunächst die Mechanismen, die für die Sensibilisierung verantwortlich sind, besser untersucht werden. So ist der Grad der Sensibilisierung beispielsweise individuell verschieden. Ob und wie stark ein Drogenabhängiger für einen Rückfall anfällig ist, kann derzeit noch nicht vorausgesagt werden.

Quelle: Journal of Neuroscience 2001, Vol. 21, Nr. 19, S. 7831-7840

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