Berichte

LAV Sachsen-Anhalt: Modellprojekte für den Weg in die Zukunft

Pharmazeutische Dienstleistungen für Diabetiker und die Verordnungsdatenauswertung für Ärzte sind die Themen der Modellprojekte des Landesapothekervereins Sachsen-Anhalt. Die Dokumentation der Dienstleistungen hilft, das Engagement der Apothekerschaft für die Gesundheit der Bevölkerung auch gegenüber Kritikern nachzuweisen. Ganz im Trend der jüngsten bundespolitischen Entwicklung liegt ein neu konzipiertes Projekt zur Erprobung der generischen Substitution (Aut-idem).

Diese und weitere Aktivitäten des Landesapothekervereins Sachsen-Anhalt waren Inhalte der Mitgliederveranstaltung, die am 28. September in Halberstadt im Rahmen des 6. Wirtschaftstages des Vereins stattfand. Außerdem ging es um eine Übersicht über die Standespolitik auf Bundesebene und um Satzungsänderungen des Vereins.

In seinem Bericht resümierte der Vereinsvorsitzende Knut Vocke die ABDA-Politik, insbesondere zu den Themenbereichen Versandhandel, Internet, Arzneimittelpreisverordnung, Arzneimittelpass und Aut-idem. Seine Ausführungen standen stark unter dem Einfluss der kurz zuvor bekannt gewordenen jüngsten Sparvorschläge aus dem Bundesgesundheitsministerium (siehe DAZ 40, S. 24 und 29). Der Deutsche Apothekertag in München habe Antworten auf die zentralen Fragen der Berufspolitik vermittelt. Doch dürfe beispielsweise über die Pharmazeutische Betreuung nicht nur geredet werden, vielmehr müsse die Apothekerschaft auch in der Praxis pharmazeutische und ökonomische Verantwortung übernehmen.

Bündnis für Gesundheit

Zur Arbeit des Vereins in Sachsen-Anhalt gehört die Beteiligung am Bündnis für Gesundheit auf Landesebene. Es sei keineswegs selbstverständlich gewesen, dass sich die unterschiedlichen Heilberufe auch für dieses Jahr auf gemeinsame Aussagen einigen konnten. Als Themen habe man sich auf die Unterfinanzierung des Gesundheitswesens und die Mortalitätsunterschiede und sonstige Unterschiede im Gesundheitswesen zwischen den östlichen und den westlichen Bundesländern verständigt. Hierzu wurden Gespräche mit den Landtagsabgeordneten aller Fraktionen geführt.

Die vorrangigen Aktivitäten des Vereins waren das Diabetes-Modellprojekt, das Konzept der Datenlieferung an die Ärzteschaft und die Vorbereitung des Internetauftrittes. Das Internetangebot soll die Arbeitsmöglichkeiten in der Geschäftsstelle verbessern und das Informationsangebot an die Apotheken erweitern.

Diabetes-Modellprojekt

Mit dem Diabetes-Modellprojekt sollen die Vorteile der Pharmazeutischen Betreuung und anderer pharmazeutischer Dienstleistungen aufgezeigt werden. Mit diesem Projekt wurden in Sachsen-Anhalt erstmals pharmazeutische Leistungen in standardisierter und nachvollziehbarer Form erbracht und gemessen. Bei 581 Apotheken (davon 158 in der Modellregion) im Land haben Interessenten aus 298 Apotheken an Informationsveranstaltungen teilgenommen. Aus 102 Apotheken gingen Belege zur Auswertung ein, davon aus 94 Apotheken, die im Rahmen dieses Projektes eine spezielle Zertifizierung für die Betreuung von Diabetespatienten durchlaufen haben. Somit haben immerhin 94 Apotheken das Projekt innerhalb eines Jahres nach seinem Start vollständig umgesetzt. Vocke bezeichnete dies als erfreuliche Entwicklung, doch könne es insgesamt noch nicht befriedigen.

Auf den ersten Plätzen unter den dokumentierten Leistungen liegen die Blutdruck- und die Blutzuckermessungen mit 2718 bzw. 2636 Belegen im ersten Halbjahr 2001. Angesichts der zuvor geführten Diskussion um die Akzeptanz der Blutzuckermessung bei der Ärzteschaft sei dies bemerkenswert. Weitere häufig dokumentierte Abläufe sind Hilfsmitteleinweisungen, Ernährungsberatungen, Erstellung von Medikationsprofilen, Bestimmungen des Body-Mass-Indexes, Interventionen bei arzneimittelbezogenen Problemen und Zuweisungen zum Arzt. Beim bisherigen Stand des Projektes dienen diese Belege nur der Dokumentation der Apothekenaktivitäten, eine Honorierung erfolgt derzeit nicht.

Datenlieferung an Ärzte

Als weiteres erfolgreiches Projekt stellte Vocke die Datenlieferung an etwa 1500 Ärzte vor, die zeitnah über ihr Verordnungsverhalten informiert werden. Dies sei besonders hilfreich angesichts der am 31. Juli 2001 abgeschlossenen Zielvereinbarung zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung und Krankenkassen im Land. Damit solle die Importquote von 12% auf 17% erhöht und der durchschnittliche Verordnungswert der Generika von 37,19 DM auf 35,00 DM gesenkt werden.

Neues Aut-idem-Modellprojekt

Ein neues Modellprojekt soll künftig die Auswahl preisgünstiger Generika in Apotheken erproben. Das Projekt wurde bereits konzipiert, bevor die jüngsten Pläne zur Umsetzung der Aut-idem-Regel auf Bundesebene bekannt wurden, und soll zunächst Erfahrungen in einem überschaubaren Raum liefern. Die Modellregion umfasst sechs Kleinstädte mit insgesamt 26 Apotheken, die Teilnahme ist freiwillig. Die teilnehmenden Apotheken sollen sich verpflichten, bei Verordnungen über etwa zwanzig besonders häufig verwendete Wirkstoffe zu substituieren, sofern Ärzte oder Patienten nicht ausdrücklich widersprechen. So solle die bisher noch nicht realisierte Abgabe im unteren Preisdrittel umgesetzt werden und der Umsatz auf jeweils möglichst drei bis fünf Generika konzentriert werden.

Die Zusage der Kassenärztlichen Vereinigung sei gerade an diesem Tag eingegangen. So appellierte Vocke nun an die Kollegenschaft, ihrerseits an dem Projekt teilzunehmen und dies nicht an den Apothekern scheitern zu lassen. Letztlich gehe es darum, eine praktikable Vorgehensweise für die Substitution zu finden. Die Ärzte zu überzeugen, sei nun allerdings Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung.

Satzungsänderungen

Anschließend berichtete Vereinsgeschäftsführer Matthias Clasen über die Finanzen des Vereins und die Aktivitäten der Geschäftsstelle. Er hob die positive Entwicklung der Mitgliederzahl hervor. Etwa 91% der Apothekeninhaber des Landes seien im Verein organisiert, seit 1997 habe die Mitgliederzahl um 55 zugenommen, bei 52 Apothekenneugründungen im Land.

Wichtigster Aspekt der Regularien waren einige Satzungsänderungen, die einstimmig beschlossen wurden. So wird der Verein in "Landesapothekerverband" umbenannt und die Möglichkeit einer Ehrenmitgliedschaft geschaffen. Wie schon in einigen anderen Ländern erhalten auch in Sachsen-Anhalt Vereinsmitglieder die Möglichkeit, aus der Arbeitgeberorganisation ADA auszutreten. Ein solcher Austritt beseitige jedoch nicht die Tarifbindung in bestehenden Arbeitsverträgen, hierzu sei zusätzlich eine Änderungskündigung erforderlich.

Die Vorstandsmitglieder sollen künftig durch die Mitgliederversammlung aus dem Kreis des erweiterten Vorstandes gewählt werden können. Bisher konnte die Mitgliederversammlung nur über Wahlvorschläge des erweiterten Vorstandes abstimmen. Außerdem wird die Trennung zwischen Vorstand und geschäftsführendem Vorstand abgeschafft, um Doppelarbeit zu vermeiden. Stattdessen soll die Mitgliederversammlung nur einen Vorstand wählen, dessen Mitgliederzahl in jeder Wahlperiode angepasst werden kann. Daneben soll es möglich sein, für befristete Aufgaben zusätzliche Beigeordnete in den Vorstand zu entsenden.

Die Einstufung der Beitragshöhe, die bisher freiwillig vorgenommen wurde, soll künftig durch eine Umsatzmitteilung kontrolliert werden, wie dies schon bei der Kammer praktiziert wird. tmb

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