Berichte

Pharmazeutisch-botanische Exkursion: Schwäbische Alb bei Beuron

Die Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz veranstaltete vom 11. bis 16. Juni 2001 eine botanische Exkursion auf die Schwäbische Alb. Sie führte in den Naturpark Obere Donau und wurde von Dr. Erika Gotthold aus Ludwigshafen geleitet.

Der Naturpark Obere Donau liegt im Südwesten der Schwäbischen Alb, dem größten Karstgebirge Mitteleuropas. Er umfasst u. a. den Großen Heuberg und das Durchbruchstal der Donau durch das weiße Juragestein zwischen Tuttlingen und Sigmaringen mit den Orten Fridingen und Beuron. Die Pflanzenwelt der Schwäbischen Alb ist sehr vielfältig; auch zahlreiche Alpenpflanzen sind hier anzutreffen.

Rund um die Kolbinger Höhle

Vom Bahnhof in Fridingen/Donau wanderten wir durch Buchenwald zum Aussichtsturm Gansnestturm und weiter zur Kolbinger Höhle. Typische Kräuter des Buchenwaldes sind u. a. Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus), Waldbingelkraut (Mercurialis perennis), Leberblümchen (Hepatica nobilis), Wald-Schlüsselblume (Primula elatior), Immenblatt (Melittis melissophyllum) und Weißes Waldvögelein (Cephalanthera damasonium). Wir sahen auch die seltene Haselwurz (Asarum europaeum), Waldmeister (Galium odoratum), Waldlabkraut (Galium sylvaticum), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) und Zweiblättrige Waldhyazinthe (Platanthera bifolia).

An baumfreien Bereichen der Felsköpfe kommt die Steppenheide vor, eine wärmeliebende und Trockenheit ertragende Pflanzengesellschaft, die sehr trittempfindlich ist. Zu ihren typischen Vertretern gehören u. a. Flügelginster (Chamaespartium sagittale), Sichelhasenohr (Bupleurum falcatum), Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), Ästige Graslilie (Anthericum ramosum), Blutroter Storchschnabel (Geranium sanguineum), Schwalbenwurz (Vincetoxicum officinale) und Natternkopf (Echium vulgare).

Eine Übergangsformation ist der Steppenheidewald. In ihm fanden wir u. a. Mehlbeere (Sorbus aria), Aufrechten Ziest (Stachys recta), Stein-Baldrian (Valeriana tripteris) und wieder die Schwalbenwurz. Die Kolbinger Höhle, eine Tropfsteinhöhle mit mächtigen Stalaktiten, Stalagmiten und Stalagnaten, besichtigten wir mit örtlicher Führung. Sie hat eine Gesamtlänge von 330 Metern, von denen 90 Meter dem Publikum offen stehen. Ihr tiefster Punkt liegt etwa 48 Meter unter der Oberfläche. In den Wintermonaten ist die Höhle nicht zugänglich, um die Winterruhe der Fledermäuse nicht zu stören.

Auf dem weiteren Weg kamen wir zu einem Kalkmagerrasen mit Aufrechter Trespe (Bromus erectus) und vielen Blumen wie Zottiger Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus), Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis), Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa), Wiesenmargerite (Chrysanthemum leucanthemum) und Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum maculatum). Wichtig sind auf solchen Magerrasen die Schmetterlingsblütler, die aufgrund ihrer stickstoffbindenden Knöllchenbakterien die nährstoffarmen Böden verbessern. Dazu zählen Wundklee (Anthyllis vulneraria), Hufeisenklee, Hornklee (Lotus corniculatus), Bergklee (Trifolium montanum) und Futteresparsette (Onobrychis viciifolia).

Zurück ins Donautal nahmen wir den Weg hinab durchs Hintelestal, ein tief eingeschnittenes Tal mit üppiger Vegetation unter dem grünen Dach der hoch aufragenden Buchen. Wir fanden hier u. a. Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum), Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegifolium), Wolfs-Eisenhut (Aconitum vulparia), Quirblättrige Weißwurz (Polygonatum verticillatum), Türkenbundlilie (Lilium martagon), Mandelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides), Große Sterndolde (Astrantia major) und Sanikel (Sanicula europaea). Zu den Inhaltsstoffen und der Anwendung in der Volksheilkunde von Astrantia und Sanicula erschien ein Beitrag in der DAZ 35/2001, Seite 54 ff.

Artenreicher Buchenwald

Im Naturschutzgebiet Ramberg-Rehletal im äußersten Südwesten der Schwäbischen Alb wächst auf dem kalkreichen, trockenwarmen Boden ein lichter, artenreicher Buchenwald. Neben der Buche sind der Bergahorn (Acer pseudoplatanus), die Mehlbeere (Sorbus aria) und die Stieleiche (Quercus robur) häufig anzutreffende Baumarten. Typisch für den Unterwuchs sind einige Seggen wie Carex flacca (Blaugrüne Segge), C. alba (Weiße Segge) und C. montana (Berg-Segge). Wir sahen wieder Leberblümchen, Haselwurz und Sanikel sowie Seidelbast (Daphne mezereum), Waldengelwurz (Angelica sylvestris), Alpen-Heckenkirsche (Lonicera alpigena), Rote Heckenkirsche (L. xylosteum), Hügel-Baldrian (Valeriana wallrothii), einen kalkliebenden Verwandten des Arzneibaldrians, und Christophskraut (Actaea spicata), ein beerentragendes Hahnenfußgewächs.

Von den vielen Orchideen seien stellvertretend genannt: Großes Zweiblatt (Listera ovata), Zweiblättrige Waldhyazinthe, Grüne Waldhyazinthe (Plat-anthera chlorantha), Vogelnestwurz (Neottia nidus-avis), Weißes Waldvögelein, Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine), Fliegenragwurz (Ophrys insectifera) und in großer Menge Frauenschuh (Cypripedium calceolus).

Irndorfer Hardt und Felsengarten

Das Naturschutzgebiet Irndorfer Hardt liegt auf 850 m Höhe in einer Karstwanne, wo sich häufig Kaltluftseen bilden, sodass auch im Hochsommer Nachtfröste auftreten können. Früher wurde das Gebiet teils als Waldweide, teils als einmähdige Wiese genutzt. Heute wird die parkartige Landschaft durch Pflegemaßnahmen erhalten, sonst würden die Gehölze überhand nehmen. Kleine Waldstücke und Wiesen, die immer wieder von kleinen Baum- und Gehölzgruppen durchsetzt sind, wechseln einander ab. Weil der Oberboden teilweise entkalkt ist, gedeihen dort auch kalkfliehende Pflanzen.

An Gräsern fanden wir z. B. Aufrechte Trespe (Bromus erectus), Weiche Trespe (Bromus hordeaceus), Wiesenkammgras (Cynosurus cristatus), Wolliges Honiggras (Holcus lanata), Blaugrüne Segge, Weiches Flattergras (Milium effusum) und Flaumhafer (Helicotrichon pubescens). Auch Gebirgspflanzen kommen vor: Berghähnlein (Anemone narcissiflora), Arnika (Arnica montana), Bergflockenblume (Centaurea montana), Gelber Enzian (Gentiana lutea) und Bergklee.

Der Irndorfer Felsengarten entstand in den Jahren 1997 und 1998 mit Unterstützung des botanischen Gartens der Universität Tübingen. Besucher können dort die Pflanzenwelt der Felsen kennen lernen, ohne die gefährdeten natürlichen Standorte betreten zu müssen. Wir sahen u. a. Pfingstnelke (Dianthus gratianopolitanus), Blutroten Storchschnabel, Schwalbenwurz, Aufrechten Ziest, Flügelginster und Österreichischen Ehrenpreis (Veronica austriaca).

Vom Felsengarten führt ein Weg zum Finstertal, an dem u. a. Vogelnestwurz, Weißes Waldvögelein, Seidelbast, Süße Wolfsmilch (Euphorbia dulcis), Sanikel, Breiter Wurmfarn (Dryopteris dilatata), Dunkle Akelei (Aquilegia atrata) und Stinkende Nieswurz wachsen.

Schluchtwald

Das tief eingeschnittene Finstertal ist geprägt durch einen artenreichen, unberührten Schluchtwald. Wir fanden u. a. Silberblatt (Lunaria rediviva), Großes Springkraut (Impatiens noli-tangere), Goldkälberkropf (Chaerophyllum aureum), Quirblättrige Weißwurz, Salomonsiegel (Polygonatum odoratum), Hirschwurz (Peucedanum cervaria) und an den Felsen die Felsenschaumkresse (Cardaminopsis arenosa ssp. borbasii), Dreischnitt-Baldrian, Zerbrechlichen Blasenfarn (Cystopteris fragilis) und die seltene Hirschzunge (Phyllitis scolopendrium).

Eine Pflanzenliste dieser Exkursion kann bei der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz, Am Gautor 15, 55131 Mainz, Tel. (0 61 31) 27 01 20, Fax (0 61 31) 2 70 12 22 angefordert werden.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.