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Ernst-Heinrich Wehle aus der aktiven Berufspolitik verabschiedet

Nach zwölfjähriger Amtszeit als Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein war Ernst-Heinrich Wehle zu den diesjährigen Kammerwahlen nicht wieder angetreten. Für seine Verdienste um die Apothekerschaft wurde er zum Ehrenpräsidenten der Apothekerkammer Schleswig-Holstein ernannt und am 26. September auf einem Festakt in Kiel aus der aktiven Berufspolitik verabschiedet.

Vertreter der Apothekerschaft aus Land und Bund sowie Hochschullehrer der Universität Kiel würdigten anlässlich der Verabschiedung die lange und erfolgreiche politische Arbeit Wehles. Auch die Gesundheitsministerin des Landes Schleswig-Holstein, Heide Moser (SPD), nahm an der Veranstaltung teil.

Bedeutung der Ordnungspolitik

Volker Articus, Wehles Nachfolger im Amt des Kammerpräsidenten, erinnerte in einer sehr persönlichen Laudatio an verschiedene Stationen der Präsidentschaft des Geehrten. Wehle, der aus einer alten Apothekerfamilie stammt, habe schon früh erkannt und verinnerlicht, dass der Berufsstand nur eine Chance habe, wenn die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen stimmen. In einer Zeit, die durch die 68er-Generation beeinflusst wurde, habe dies zu Anfeindungen führen müssen.

Doch habe sich spätestens 1998 angesichts der Reformideen der damaligen Bundesgesundheitsministerin Fischer gezeigt, wie wichtig die Ordnungspolitik für den Apothekerberuf ist. Dies sei auch als Verbraucherschutz zu verstehen. Denn wie sollte der einzelne Patient Urteile durchsetzen, wenn nicht einmal die ABDA dies im Fall DocMorris schaffe?

Weiterhin sei der Name Wehles mit seinem Engagement für die Fort- und Weiterbildung verknüpft, für die er sich intensiv eingesetzt hat. Die von ihm initiierte Fortbildungsakademie der Kammer werde sehr gut angenommen, sodass die Fortbildung im nördlichsten Bundesland "Spitze" sei.

Beziehung zwischen Kammer und Verband

Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, bescheinigte dem Geehrten, dass er in idealer Weise die drei norddeutschen Tugenden Klarheit, Sachlichkeit und Deutlichkeit verkörpere. Auch bohrende Fragen in der Kammerversammlung habe er stets ausführlich beantwortet. Dabei habe Wehle stets die Beziehungen zwischen Landes- und Bundespolitik gesehen und dargestellt.

Es habe in der langen Amtszeit auch Irritationen zwischen Kammer und Verband gegeben, doch zeige sich mittlerweile, dass die Positionen dabei "nur um Filterpapierdicke entfernt" waren. So sehe der Verband das Qualitätsmanagement und die Fortbildung inzwischen als ideale Voraussetzungen für die vom Verband propagierte pharmazeutische Leistungsgemeinschaft. Somit habe sich Wehle um die Apotheker verdient gemacht.

Die Grüße der Bundesapothekerkammer überbrachte Richard Klämbt, Präsident der Apothekerkammer Bremen. Er bedankte sich insbesondere für die lange Zusammenarbeit im Vorstand des ZL und betonte die große Bedeutung der Qualitätssicherung für den Verbraucherschutz.

Verdienste um Hochschule und Fortbildung

Prof. Dr. Bernd W. Müller, Kiel, würdigte den Einfluss Wehles bei der Umsetzung der geänderten Approbationsordnung und wies auf die gute Zusammenarbeit zwischen Pharmazeutischem Institut und Kammer hin. Prof. Dr. Albrecht Ziegler, Kiel, betonte das Engagement Wehles für die Pharmakologie. Es gelte, den Wandel in der Berufstätigkeit von der Arzneimittelherstellung zur Beratung auch in der Ausbildung zu vollziehen. Die Pharmakologie dürfe nicht als Fach gesehen werden, das von außen kommt, sondern müsse integraler Bestandteil der Pharmazie sein – "nicht nur im Kopf, sondern im Herzen". Für eine Ausbildung in diesem Sinne habe Wehle auch an der Universität still gewirkt.

Außerdem habe dies die Fortbildungsarbeit der Kammer geprägt, die für Wehle die höchste Priorität habe. So habe Ziegler als langjähriger Fortbildungsbeauftragter der Kammer bei Wehle jederzeit Rückhalt bekommen, auch wenn er selbst verzagt gewesen sei. Ziegler dankte aber auch für das ganz persönliche Vertrauen des Weggefährten Wehle.

Der Geehrte selbst erklärte, dass er nicht in den Ruhestand gehe, sondern weiter seine Apotheke führe. Mit Blick auf die Politik betonte Wehle die Bedeutung der Fortbildung rund um das Arzneimittel. Doch müssten gute Apotheker auch erfolgreiche Apotheker sein. Man müsse es sich leisten können, ein guter Apotheker zu sein. Rückblickend auf seine Amtszeit bedankte sich Wehle bei Geschäftsführer, Justitiar und den anderen hauptamtlich Beschäftigten in der Kammer, bei seinen Vizepräsidenten und bei den Approbierten in seiner Apotheke.

Die Zukunft des Apothekers

Im Festvortrag "Die Zukunft des Apothekers" betonte Prof. Dr. Gerd Folkers, Zürich, die Notwendigkeit der Spezialisierung für die wissenschaftliche Entwicklung, beeindruckte aber gerade durch die Darstellung interdisziplinärer Zusammenhänge. Die moderne Naturwissenschaft und Technik und ihre sozioökonomischen Folgen könnten nicht als Extrapolation aus der alten Industriegesellschaft verstanden werden. Dies zeige beispielsweise der fundamentale Paradigmenwechsel bei der Arzneimittelentwicklung, die heute vom Target, der molekularen Zielstruktur, ausgeht.

Die moderne Gesellschaft erwarte das Älterwerden bei minimaler Toleranz für altersbedingte Gebrechen. Dies erfordere ein intensives "Consulting" des Alterungsablaufes, was ein hervorragendes Profilierungsfeld für die Apotheker biete. Dies umzusetzen, erfordere Kompetenz, Qualität und letztlich Authentizität in der Darstellung. Die Patienten müssten in ihrem jeweiligen Kontext angesprochen werden; die Arzneimittelversorgung dürfe dagegen nicht auf ihre logistischen Aspekte begrenzt werden. Für die Zukunft sei eine intelligente Liberalisierung gefordert. Die Heilberufe sollten zusammenarbeiten, wobei die Pharmazie als eigenständige Kompetenz auftreten solle.

Zitat

"Wir können die Zukunft gar nicht vorhersagen, allenfalls erfinden." Dennis Gabor (Erfinder der Holographie), zitiert von Prof. Dr. Gerd Folkers

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