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Exkursion ins Schlaubetal

Am 23. Juni nahmen 34 Apothekerinnen und Apotheker an einer von der Apothekerkammer Berlin organisierten Exkursion ins Schlaubetal teil. Der Ende 1995 gegründete Naturpark Schlaubetal ist ca. 227 Quadratkilometer groß. Die letzte Eiszeit hat dem Gebiet seine Gestalt gegeben. So findet man neben weiten, offenen Heideflächen und vielgestaltigen Mooren viele eiszeitlich geprägte Seen und Seenketten und unverbaute Bäche.

Das Naturschutzgebiet Schlaubetal, das sich über eine Schmelzwasserrinne erstreckt, ist mit über 30 Meter tiefen Schluchten, vielen Seen und einem außerordentlich hohen Artenbestand an Flora und Fauna das Kernstück des Naturparks Schlaubetal. Glücklicherweise scheiterte der Versuch, in dieser Gegend Landwirtschaft zu betreiben, an dem hügeligen Gelände, sodass die Vegetation von den Errungenschaften der modernen Zivilisation (Dünger) verschont blieb.

Dass es sich bei diesem Gebiet um ein "Feuchtbiotop" handelt, wurde den Teilnehmern bereits beim Ausstieg aus dem Bus klar – es regnete in Strömen –, und das sollte sich während der fünfstündigen Wanderung auch nicht wesentlich ändern. Unter der kundigen und unterhaltsamen Führung von Dr. Dietrich Schmidt aus Potsdam gab es allerdings so viel zu entdecken, dass das Wetter nebensächlich wurde. Unser Weg führte direkt an der Schlaube entlang, deren Bett von vielen Erlen gesäumt ist, einer typischen Baumart in Feuchtgebieten.

Traubeneichen, Robinien (ursprünglich beheimatet in Amerika und als Parkpflanze nach Europa importiert), Hain- und Rotbuchen bilden den weiteren Baumbestand. Die Hainbuche, die nicht zu den Buchengewächsen, sondern zu den Birkengewächsen gehört, erkennt man leicht an der Rinde, die aussieht, als ob jemand von oben Farbe über den Stamm geschüttet hätte, die dann verlaufen ist. Als weitere Pflanzenvertreter der Feuchtgebiete entdeckten wir u. a. das Bittere Schaumkraut (Cardamine amara), das "pitschnasse" Böden mag, das Kunigundenkraut, auch Wasserdost genannt, dessen lateinischer Name (Eupatorium cannabinum) auf die Ähnlichkeit der Blätter mit denen der Cannabispflanze zurückzuführen ist, den gelb blühenden Sumpfpippau (Crepis paludosa), das seltene Helmkraut (Scutellaria galericulata) und den Sumpflappenfarn, der von allen Farnen am weitesten ins Wasser geht.

Auch zu den pharmazeutisch genutzten Pflanzen gab es Informationen: z. B. dass die Schachtelhalmgewächse vor 80 Millionen Jahren baumhoch wuchsen, dass der Beifuß seinen Namen erhielt, als es noch keine atmungsaktiven Materialien gab und man das Kraut zur Durchblutungsförderung und Desodorierung in die Strümpfe legte, und dass bestimmte Wolfsmilcharten als Bewohner der Bahndämme mit dem Bau der Bahnlinien aus Osteuropa nach Mitteleuropa kamen.

Was geschieht, wenn man Nadelhölzer im Laubwald anpflanzt, konnten wir auch deutlich erkennen: Von der vorher üppigen Vegetation war nichts mehr zu sehen, da die langsam verrottenden Nadeln den Boden übersäuern und das Wachstum für andere Pflanzen bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Blaubeeren) unmöglich machen.

Auch ohne kundige Führung lohnt sich ein Ausflug ins Schlaubetal. Es liegt kurz vor der polnischen Grenze in der Nähe von Eisenhüttenstadt. Und meistens ist es nur von unten ein Feuchtbiotop!

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