Arzneimittel und Therapie

Behandlung der COPD: Neue Studie vergleicht Tiotropium und Salmeterol

Im Rahmen einer klinischen Langzeitstudie, die am 24. September bei der Jahreskonferenz der European Respiratory Society (ERS, Europäischen Gesellschaft für Atemwegserkrankungen) in Berlin vorgestellt wurde, erwies sich Tiotropium (Spiriva, bei uns noch nicht auf dem Markt) nach einer Information von Boehringer Ingelheim und Pfizer bei der Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) als erfolgreich und teilweise wirkungsvoller als der langwirksame Beta-Agonist Salmeterol.

In einer sechsmonatigen Studie mit 623 COPD-Patienten wurde nach Aussage von Boehringer Ingelheim nachgewiesen, dass Patienten, die einmal täglich das Anticholinergikum Tiotropium inhalierten, bei der Lungenfunktionsprüfung weitaus bessere Werte erzielten als Patienten, denen das Plazebo oder das bei der COPD-Therapie gängige Präparat Salmeterol verabreicht wude. Darüber hinaus klagten Tiotropium-Patienten im Gegensatz zu Patienten, die Plazebo erhalten hatten, weitaus weniger über Kurzatmigkeit. Ihre Lebensqualität war trotz ihrer Krankheit erheblich höher.

Lungenfunktion besserte sich

Nach den Ergebnissen der Studie konnte im Gegensatz zu der Plazebo-Versuchsgruppe bei Patienten, die entweder Tiotropium oder Salmeterol erhielten, eine statistisch gesehen deutliche Steigerung des FEV1-Wertes, d. h. des Volumens bei einmaligem Ausstoßen von Atemluft vor und nach Gabe der Präparate, gemessen werden. Die im Rahmen der Studie aufgrund des FEV1-Wertes festgestellte Lungenfunktion war bei Tiotropium deutlich besser als bei Salmeterol. Es gab keine Anzheichen für einen Wirkungsverlust von Tiotropium im Laufe der Studie.

Besserung der Kurzatmigkeit

Die auch als Dyspnö bekannte Kurzatmigkeit schränkt die Patienten mit chronisch-obstruktiver Bronchitis im Hinblick auf ihre Atmung von allen Symptomen am meisten ein. Patienten berichteten bei einer Tiotropium-Gabe von einer statistisch gesehen deutlich geringeren Kurzatmigkeit im Vergleich zu Patienten, die nur Plazebo erhielten. Bei Patienten, die mit Salmeterol behandelt wurden, konnte im Vergleich zur Plazebo-Gruppe keine deutliche Besserung der Kurzatmigkeit festgestellt werden.

Bei Abschluss der Studie berichteten Tiotropium-Patienten im Gegensatz zur Plazebo-Gruppe von einer statistisch gesehen erheblichen Steigerung ihrer Lebensqualität trotz ihrer Krankheit, wie aus dem "St. George's Respiratory Questionnaire", einem COPD-spezifischen Fragebogen, hervorgeht. Trotz gleicher Messungen unterschieden sich die Werte bei Patienten, denen Salmeterol verabreicht worden war, nicht deutlich von den Werten der Plazebo-Patientengruppe.

Der Anteil der Patienten, die über Nebenwirkungen klagten, war in allen drei Behandlungsgruppen gleich. Die Anzahl der Patienten, die die Behandlung aufgrund der Nebenwirkungen abbrach, war jedoch in der Tiotropium-Patientengruppe kleiner als in der Gruppe der mit Salmeterol oder Plazebo behandelten Patienten.

Hauptursache Rauchen

Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung COPD ist eine langsam fortschreitende Atemwegserkrankung, die die Lungenfunktion stark beeinträchtigt und in der Folge zu Behinderungen und zum Tod führt. Rauchen ist die Hauptursache für COPD, aber auch Umweltverschmutzung und genetische Prädisposition sind als Risikofaktoren bekannt. COPD ist zwar viel unbekannter als Asthma, tritt jedoch weitaus häufiger auf. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation leiden etwa 600 Millionen Menschen an einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung, auch wenn bei den meisten die Krankheit nicht diagnostiziert wurde.

Kastentext: Tiotropium

Tiotropium wurde von Boehringer Ingelheim erforscht und entwickelt und ist ein neuartiges Präparat, das seine Wirkung aufgrund eines verlängerten M3-Rezeptor-Antagonismus entfaltet. Nach der Zulassung soll Tiotropium das erste Präparat für eine einmalige täglich Inhalation im Rahmen der COPD-Therapie auf dem Markt sein. Die Zulassung von Tiotropium (Spiriva) wurde in Europa und verschiedenen anderen Ländern beantragt und könnte dort Mitte 2002 erfolgen. In naher Zukunft soll auch bei der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) ein Antrag auf Zulassung von Spiriva gestellt werden.

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