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Lutz Bäucker: Wer hat Angst vorm deutschen Apotheker?

Apo-Card, Aut-idem, Mitverantwortung – wir Apotheker sind derzeit gefragt wie selten zuvor. Nicht, dass wir hofiert würden, muss ja auch nicht sein, aber immerhin – die deutsche Apothekerin, der deutsche Apotheker ist gerade auf gutem Wege, "in" zu werden. Und das ist gut so.

Allerdings: es gibt natürlich auch Leute, denen das gar nicht passt. Weil sie ihren Kram lieber alleine machen möchten. Ohne uns. Und dann gibt's Menschen, die offenbar richtig Angst vor uns haben. Wir haben mal recherchiert: wer hat "Angst" vor uns?

Erstens: Andreas Hofmann, Autor bei der "Süddeutschen Zeitung". Der hat jüngst einen Kommentar zu den Sparplänen unserer Gesundheitsministerin geschrieben. Und darin formuliert: "Schlecht ist der Machtzuwachs der Apotheker. (In Sachen aut idem. d. Red.) Der Apotheker soll das günstigste Medikament aussuchen – damit hat der Arzt noch weniger Überblick." Nun, Herr Hofmann scheint unsere Arbeit nur aus der Perspektive des flüchtigen Laufkunden zu kennen ...

Zweitens: so mancher Arzt in Deutschland. "Die können das doch nicht, die haben keine Ahnung von Pharmakologie, die sollen ihre Finger davon lassen!" raunt es in den Praxen. (Haben alle Ärzte immer das nötige Wissen für die ordnungsgemäße Verschreibung von Medikamenten parat?) Die Furcht vor dem unliebsamen Konkurrenten ums Wohl der Menschheit – vor mehr als 700 Jahren schon virulent! – sie bricht sich eben immer wieder Bahn – obwohl sie völlig überflüssig ist: wir bleiben bei unseren Leisten, da gibt's mehr als genug zu tun!

Drittens: der eine und andere Vertreter der Pharmaindustrie: wir könnten in Zukunft ja unsere z. T. selbstverschuldete Unmündigkeit in punkto Präparateauswahl über Bord werfen und so entscheiden, wie es echten Verbraucher-Anwälten eigentlich angemessen wäre – nämlich unabhängig!

Viertens: die Krankenkassen. Wenn in nicht allzu ferner Zukunft tatsächlich die Apotheker das mitzuverantworten haben, was geschluckt und bezahlt wird, dann könnte mehr Transparenz die Folge sein – und die ist nicht jedem recht.

Fünftens: "Bayern 3", die Pop-Welle des Bayerischen Rundfunks. Dort treibt eine Kunstfigur namens "Karl Auer" regelmäßig ihre Späßchen mit telefonisch veräppelten Mitmenschen. Meistens lassen sich diese Opfer ohne Probleme aufs Eis führen – nur am vergangenen Dienstag hat es zum ersten Mal nicht geklappt: da wollte Anrufer "Karl Auer aus Rotthalmünster" eine resolute Apothekerin zu "einem Monat Pharmaverbot" verdonnern, weil sie "das Tempo-Limit in ihrer Apotheke" – , d. h. mehr als eine Packung Taschentücher als Zugabe! – deutlich überschritten habe. Die Kollegin ließ sich nicht ins Bockshorn jagen. Und "Bayern 3" hatte ausnahmsweise die Lacher nicht auf seiner Seite ...

Sechstens: auch der deutsche Apotheker fürchtet sich vorm Apotheker. Jawohl. Einmal in Gestalt des missliebigen Mitwerbers um Rezepte und Reibach (es iss' nu mal so, liebe KollegInnen, was sollen wir drumherum reden!) und zum anderen vor sich selbst: bin ich als selbstsicher auftretender Fachmann, der viel bisher Gültiges hinterfragen müsste, noch ich selbst? Neue Herausforderungen machen mir Angst, die Furcht vor der Zukunft frisst sich in meine Seele. Lassen wir das nicht zu! Sehen wir die Chancen und greifen wir zu – ohne Angst vorm deutschen Apotheker.

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