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Ärzte fordern Mitbestimmung bei Disease-Management-Programmen

BERLIN (ks). Aus Sicht der Ärzte ist die geplante Neuordnung des Risikostrukturausgleichs (RSA) und die damit verbundene Einführung von Disease-Management-Programmen (DMP) zum Scheitern verurteilt. Ihr Kritikpunkt: nur die Krankenkassen bestimmen die Ausgestaltung der Programme Ų die Selbstverwaltungen der Leistungserbringer bleiben ausgegrenzt.

Dem Grunde nach sei die Einführung der DMP nicht zu beanstanden. Eine bessere Versorgung chronisch Kranker sei ohne Frage von Nöten. Da sind sich Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Manfred Richter-Reichhelm, 1. Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, und Jörg Robbers, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft einig. So sei es auch richtig, dass jene Krankenkassen belohnt würden, die strukturierte Behandlungsprogramme für Chroniker anböten. Die Ausgestaltung dieser Programme, wie sie der gegenwärtige Gesetzentwurf zur Reform des Risikostrukturausgleichs vorsieht, lehnen sie jedoch ab.

Ärzte haben nur Recht zur Stellungnahme

Mit der Neuordnung des RSA will Bundesgesundheitsministerin Schmidt erreichen, dass die Krankenkassen im Wettbewerb um die Versicherten keine Risikoselektion betreiben. Kassen, die spezielle Programme für ihre chronisch kranken Mitglieder anbieten, erhalten mehr Geld aus dem Finanzausgleich. Im Gesetzentwurf ist eine Beteiligung der Ärzte und der Deutschen Krankenhausgesellschaft im Rahmen der DMP jedoch nur vorgesehen, soweit es um die Bestimmung der einzubeziehenden Krankheiten geht. Die Ausgestaltung der Programme ist Sache der Krankenkassen. Hier steht der ärztlichen Selbstverwaltung lediglich ein Recht zur Stellungnahme zu.

Einschränkung der Therapiefreiheit

Hoppe bezeichnet daher den gegenwärtigen Gesetzentwurf zum RSA als einen "Systembruch ohnegleichen". Die Definition der Behandlungsstandards durch die Krankenkassen schränke die Therapiefreiheit der Ärzte zu Lasten der Patienten ein. Richter-Reichhelm bemängelte zudem den Plan, dass Einzelverträge zwischen Kassen und Ärzten abgeschlossen werden sollen: Wie soll der Arzt einem Diabetiker, der extra die Krankenkasse gewechselt hat, um in den Genuss der DMP zu kommen, erklären, dass gerade er keinen Vertrag mit der betreffenden Kasse abgeschlossen hat?

Kostendämpfung wichtiger als Patientenversorgung?

Die Qualität der Behandlungen kann aus Sicht der Ärzte nur verbessert werden, wenn auch die Leistungserbringer die Standards der DMP mitbestimmen können. Gegenwärtig habe man den Eindruck, dass es der Regierung bei der Einführung der DMP primär um die schnelle Beschaffung von Finanzmitteln gehe. Hoppe appellierte an den Gesetzgeber, den Gesetzentwurf zur Reform des RSA nachzubessern – anderenfalls prophezeie er, "dass die Sache ein Flop wird".

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