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Eröffnung des BAK-Herbstkongresses: Sparmaßnahmen gefährden die Existenz de

PALMA/MALLORCA (ral). Hochsommerliche Temperaturen herrschten bei der Eröffnungsfeier des Herbstkongresses der Bundesapothekerkammer, der dieses Jahr zum ersten Mal nicht mehr auf der Nordseeinsel Sylt, sondern auf der Baleareninsel Mallorca stattfindet. Auch das mediterrane Flair des Kongressgebäudes versprach "sonnige" Fortbildungstage. Die derzeitige politische Lage, die der Präsident der Bundesapothekerkammer, Johannes M. Metzger, in seiner Begrüßungsrede beschrieb, ließ die meisten der rund 500 Teilnehmer jedoch erst einmal schaudern.

Eigentlich habe er über die am 1. Oktober in Kraft getretene neue Approbationsordnung sprechen wollen, leitete Metzger seine Rede ein. Dies sei durch die aktuellen politischen Geschehnisse jedoch unmöglich geworden und müsse an anderer Stelle zur Sprache kommen.

Vorerst ließen die geplanten Sparmaßnahmen, die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zur Sanierung des Gesundheitswesens jüngst bekannt gegeben hat, kein anderes Thema zu. "Die Situation hat existenzgefährdende Ausmaße angenommen", betonte Metzger den Ernst der Lage, der unter anderem dazu geführt hat, dass der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände – ABDA seine Teilnahme am BAK-Kongress absagen musste, um stattdessen mit der Bundesgesundheitsministerin über das Sparpaket zu verhandeln.

Rasch wirksame Maßnahmen ...

Am 24. September sprach Ulla Schmidt mit Vertretern der Gewerkschaften, der Krankenkassenverbände und der Arbeitgeberverbände. Hintergrund für das Gespräch war die Klage der Krankenkassen über die gestiegenen Arzneimittelausgaben, die – so ihre Drohung – eine Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge unvermeidlich machen würden, sollten keine anderen Sparmöglichkeiten gefunden werden.

Das Ergebnis des Gesprächs ging der ABDA am 27. September schriftlich zu. Es handelt sich dabei um ein Sparpaket, das folgende Maßnahmen beinhaltet (s. a. Apotheker Zeitung Nr. 40 vom 1. Oktober, geschätztes Einsparvolumen jeweils in Klammern):

  • Preismoratorium, sprich generelle Absenkung der Preise für verschreibungspflichtige Arzneimittel um fünf Prozent (mehr als eine Milliarde Mark),
  • Erhöhung der Krankenkassenrabatte (800 Mio. DM),
  • Aut idem im Sinne einer Abgabe eines der drei preisgünstigsten Präparate (500 Mio. bis 1 Mrd. DM),
  • Ausschluss von Me-too-Präparaten von der Erstattung (600 Mio. DM),
  • Absenkung der Festbeträge (700 Mio. DM) und
  • Verpflichtung zu einer Importquote von zunächst fünf Prozent, ab 2003 dann sieben Prozent (70 Mio. DM).

Insgesamt sollen durch dieses Sparpaket mehr als vier Milliarden Mark eingespart werden.

... zu Lasten der Apotheken

Die Apotheken sind von diesen Sparmaßnahmen in besonderem Maße betroffen, erklärte Metzger. Vor allem die geplante Erhöhung der Krankenkassenrabatte von derzeit fünf Prozent auf bis zu neun Prozent (geplant sind Kassenrabatte zwischen vier und neun Prozent, wobei sich die Höhe des Rabatts der einzelnen Apotheke an ihrem Umsatz orientiert) sei ein Sonderopfer, das alleine zu Lasten der Apotheken gehe.

Metzger rechnete vor, dass diese Maßnahme zwar die kleinen Apotheken mit rund 7000 DM jährlich entlasten würde, die großen dagegen mit zusätzlichen Abgaben von rund 120 000 DM belaste. "Nimmt man alle Apotheken zusammen, ergibt sich eine durchschnittliche Rohertragseinbuße von 37 000 DM jährlich", so Metzger. Dass dies nicht ohne Folgen bleibe, sei klar. Und auch wie diese Folgen aussehen würden, könne man sich vorstellen. Arbeitsplätze würden abgebaut und die Beratungsqualität zwangsläufig sinken. Dies könne man nicht hinnehmen, zumal der Spareffekt in keinem Verhältnis zu den Auswirkungen stehe. "Ein Sonderopfer, das den Krankenkassen nur zwei Prozent Einsparungen bringt, den Apotheken aber 20 Prozent von ihrem Umsatz nimmt, ist nicht tragbar", fasste Metzger zusammen.

Rabatterhöhung wird Struktureffekte nach sich ziehen

Neben den finanziellen Auswirkungen birgt die umsatzgestaffelte Rabatterhöhung laut Metzger außerdem noch weitere Gefahren. Die Richtgrößen der Ärzte würden dadurch nicht mehr planbar. "Wie soll ein Arzt seine Richtgröße abschätzen, wenn er nicht weiß, ob sein Patient in eine Apotheke mit vier Prozent Rabatt geht oder in eine mit neun Prozent", erläuterte Metzger das Problem und nannte auch gleich die Lösung dafür: "Er wird seine Rezepte gezielt an Apotheken mit hohen Rabatten leiten. Und da diese den Verlust des höheren Rabatts nur durch mehr Umsatz wettmachen können, werden sie dafür sorgen, dass er dies tut." Denke man noch einen Schritt weiter in Richtung "Integrierte Versorgung", wäre dann sogar denkbar, dass der Arzt das Rezept direkt an die Apotheke weitergebe. Damit, so Metzger, entstünden Struktureffekte, die die Apothekenlandschaft von Grund auf verändern würden.

Aut idem gegen die Interessen der Apotheken funktioniert nicht

Zum Plan, den Apotheken aut idem zuzugestehen, ihnen allerdings nur die Wahl zwischen den drei günstigsten Präparaten zu lassen, meinte Metzger: "Die Forderung der Apotheker nach aut idem wurde zur Verpflichtung der Abgabe der billigsten Arzneimittel umgemünzt. Dies hat nichts damit zu tun, dass die Kompetenz des Apothekers für mehr Arzneimittelqualität genutzt werden soll". Abgesehen davon sei es nicht haltbar, dass die Apotheker – wenn sie schon mit aut idem Einsparungen im Gesundheitswesen erzielen würden – davon dann nicht selbst profitieren sollten. "Man erwartet, dass die Apotheken mit aut idem riesige Rabatte einfahren und schöpft diese durch Erhöhung der Krankenkassenrabatte bereits im Voraus ab", erläuterte der BAK-Präsident. Der Apotheker würde damit aut idem gegen die eigenen Interessen durchführen. Metzger dazu: "Das kann nicht funktionieren".

Me-too-Präparate: Diskussion wird nur noch ökonomisch geführt

Ebenfalls nicht funktionieren kann nach Ansicht von Metzger der Ausschluss der Me-too-Präparate von der Erstattung. Es sei nicht richtig, dass es sich hierbei nur um Präparate handeln würde, die für die Patienten keine Vorteile hätten und bei denen es "egal" wäre, welches zum Einsatz käme. Metzger warnte, dass die Diskussion um Me-too-Präparate zu einer reinen Ökonomie-Diskussion verkommen würde, bei der die pharmakologischen Aspekte kein Gewicht mehr hätten. Dies dürfe nicht sein. Die ABDA, so Metzger, werde sich daher auch in diesem Punkt einbringen müssen.

Gegenvorschlag: Drehung der AMPreisV und Einführung des Arzneimittelpasses

Insgesamt müsse und werde die ABDA mit allen Mitteln darum kämpfen, dass das Sparpaket in dieser Weise nicht geschnürt werde. "Die Apotheken sind mit 1,5 Mio. DM Einbußen davon betroffen. Dies ist ein existenzbedrohendes Szenario", warnte Metzger. Die Verhandlungen mit der Bundesgesundheitsministerin haben bereits begonnen. Als Gegenvorschlag zum Sparpaket unterbreitete die ABDA ihr eine Drehung der Arzneimittelpreisverordnung (weitere Absenkung des Aufschlags im hochpreisigen, dafür Erhöhung des Aufschlags im niedrigpreisigen Arzneimittelsegment) sowie die Einführung des Arzneimittelpasses, gekoppelt an das elektronische Rezept.

"Die Ministerin hat erklärt, dass sie die Einwände und diese Vorschläge ernsthaft prüfen will und dass sie auch keine existenzielle Bedrohung eines Großteils der Apotheken beabsichtigt", beschrieb Metzger das vorläufige Ergebnis dieser Verhandlungen. Allerdings müsse sie diese Prüfung sehr schnell durchführen, da der Entwurf für das Sparpaket bereits am 17. Oktober an die Sachverständigenausschüsse weitergeleitet werden soll, um am 1. Januar 2002 zur Umsetzung gelangen zu können. Metzger dazu "Wir hoffen, dass sich die Ministerin den Einwänden der Apotheker in dieser kurzen Zeit annehmen kann. Sollte sie dies nicht tun, werden wir uns massiv wehren müssen."

Hochsommerliche Temperaturen herrschten bei der Eröffnungsfeier des Herbstkongresses der Bundesapothekerkammer, der dieses Jahr zum ersten Mal nicht mehr auf der Nordseeinsel Sylt, sondern auf der Baleareninsel Mallorca stattfindet. Auch das mediterrane Flair des Kongressgebäudes versprach "sonnige" Fortbildungstage. Die derzeitige politische Lage, die der Präsident der Bundesapothekerkammer, Johannes M. Metzger, in seiner Begrüßungsrede beschrieb, ließ die meisten der rund 500 Teilnehmer jedoch erst einmal schaudern.

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