Arzneimittel und Therapie

Asthma bei Kindern: Doch kein erhöhtes Erkrankungsrisiko durch Milben- und Katz

Fördert ein früher Kontakt mit Innenraum-Allergenen die Entstehung von Bronchialasthma im Kindesalter? Eine prospektive Studie im Rahmen der Deutschen Multizentrischen Allergie-Studie konnte diesen Zusammenhang nicht bestätigen.

Seit etwa 30 Jahren steigt die Häufigkeitsrate (Prävalenz) von Bronchialasthma bei Kindern und Jugendlichen. Als mögliche Ursachen kommen in Frage:

  • Fehlen schwerer oder wiederholter Infektionen
  • Adipositas und mangelnde Bewegung
  • Verringerte Familiengröße
  • Veränderte Ernährungsgewohnheiten
  • Anstieg der Innenraum-Allergenbelastung

Innenraum-Allergenbelastung

Der Zusammenhang zwischen der Innenraum-Allergenbelastung und der Entwicklung von Bronchialasthma bei Kindern war Thema einer prospektiven Kohortenstudie. Im Jahr 1990 wurden 7609 Neugeborene in Berlin, Düsseldorf, Freiburg, Mainz und München im Rahmen der Deutschen Multizentrischen Allergie-Studie erfasst. 1314 dieser Neugeborenen nahmen an der prospektiven Studie teil, 499 (38%) mit einem hohen Atopierisiko (IgE-Konzentration im Nabelschnurblut >0,9 kU/l oder mindestens zwei atopische Familienmitglieder ersten Grades) und 815 (62%) ohne erhöhtes Atopierisiko.

Die Kinder wurden in den ersten beiden Lebensjahren mehrmals und danach bis zum Alter von sieben Jahren jährlich untersucht. Als die Kinder sechs Monate, 18 Monate und drei Jahre alt waren, schickten die Eltern Teppichstaub-Proben ein. Jährlich wurden den Kindern Blutproben entnommen und auf die Gesamt-IgE-Serumkonzentration und die Serumkonzentrationen spezifischer IgE-Antikörper gegen Nahrungsallergene (Hühnerei, Kuhmilch, Soja, Weizen) und inhalative Allergene (Hausstaubmilben, Katzen-Hautschuppen, gemischte Gräser und Birkenpollen) untersucht.

Fast 1000 Kinder ausgewertet

Mit sieben Jahren unterzogen sich die Kinder einer Lungenfunktionsprüfung und einer Histamin-Provokation zur Messung der bronchialen Reagibilität. Die Eltern wurden gefragt, ob sie bei ihrem Kind in den letzten zwölf Monaten ein Giemen (eine Keuchatmung) bemerkt hätten oder ob je von einem Arzt die Diagnose Bronchialasthma gestellt worden sei.

An dieser Abschlussuntersuchung nahmen 939 Kinder teil. Vollständige Daten aus den Elternbefragungen, der Messung der Innenraum-Allergenbelastung und den Blutproben lagen für 648 Kinder vor.

Die Teppichstaub-Proben enthielten bei allen drei Messungen geringe Konzentrationen an Milben- und Katzenallergenen. Nur die Konzentration der Milbenallergene stieg von der Messung bei sechs Monate alten Kindern bis zur Messung bei drei Jahre alten Kindern signifikant. Die spezifische Sensibilisierung, die in den Blutproben gemessen wurde, war bei Kindern ab drei Jahren eng mit der Höhe der Allergenbelastung verknüpft.

Giemen bei sensibilisierten Kindern

Bei 94 siebenjährigen Kindern (10,0%) hatten die Eltern im vergangenen Jahr ein Giemen bemerkt. Bei 57 Kindern (6,1%) hatte bereits ein Arzt die Diagnose Bronchialasthma gestellt. Das Vorhandensein von Giemen korrelierte mit der Sensibilisierung gegen Milben- und Katzenallergene bei Kindern ab drei Jahren. So zeigte von den sensibilisierten Kindern ein höherer Anteil ein Giemen als von den nicht sensibilisierten. Sensibilisierte Kinder reagierten im Provokationstest stärker auf Histamin, zeigten also häufiger eine bronchiale Hyperreagibilität.

Dennoch bestand kein klarer Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der frühen Allergenbelastung und den Asthma-Indikatoren (Giemen im letzten Jahr, Asthma-Diagnose, bronchiale Hyperreagibilität).

Zusammenhänge werden deutlich

Die Studie zeigt also:

  • einen Zusammenhang zwischen der Belastung mit Innenraum-Allergenen und der spezifischen Sensibilisierung
  • einen Zusammenhang zwischen spezifischer Sensibilisierung und Bronchialasthma bei Kindern
  • keinen Zusammenhang zwischen der Belastung mit Innenraum-Allergenen und der Häufigkeit von Bronchialasthma bei Kindern

Die Studie bestätigt die Hypothese, dass Innenraum-Allergene Bronchialasthma bei Kindern verursachen, nicht. Dennoch kann man nicht ausschließen, dass höhere Allergenbelastungen, als in dieser Studie vorkamen, zur Asthma-Entstehung beitragen. Die Suche nach den tatsächlichen Asthma-Ursachen geht weiter.

Auch wenn die Senkung der Innenraum-Allergenbelastung zur Primärprävention des Bronchialasthmas möglicherweise nicht wirksam ist, hat sie weiterhin Bedeutung im Rahmen der Sekundärprävention. Bei bereits eingetretener Sensibilisierung und vorhandenem Bronchialasthma verstärkt nämlich eine anhaltende Allergenbelastung die Symptomatik.

Literatur: Lau, S., etal.: Early exposure to house-dust mite and cat allergens and development of childhood asthma: a cohort study. Lancet 356, 1392-1397 (2000). Grad, R.: Risk of asthma in children with exposure to mite and cat allergens. Lancet 356, 1369-1370 (2000).

Seit etwa 30 Jahren steigt die Prävalenz von Bronchialasthma bei Kindern und Jugendlichen. Bisher war unklar, ob ein früher Kontakt mit Innenraum-Allergenen die Entstehung von Bronchialasthma im Kindesalter fördert. Eine prospektive Studie im Rahmen der Deutschen Multizentrischen Allergie-Studie konnte diesen Zusammenhang nicht bestätigen.

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