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AV Mecklenburg-Vorpommern: Steigende Umsätze - aber was macht der Gewinn?

ROSTOCK (tmb). Die Umsätze der Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern sind im ersten Halbjahr 2001 deutlich gestiegen. Doch liegen die Probleme im Detail: Durch die zunehmende Streuung unter den Apotheken sagen die Zahlen immer weniger über die einzelnen Apotheken aus. Außerdem zehrt der Degressionseffekt der Arzneimittelpreisverordnung einen wachsenden Teil der Umsätze auf.

Die wirtschaftliche Situation der Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern beschrieb Steuerberater Thomas Speck, Treuhand Hannover, Niederlassung Rostock, am 19. September 2001 im Rahmen des Wirtschaftsseminars des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern in Rostock. Die Apotheken dürften im Jahr 2001 die starken Umsatzeinbußen aus den Jahren 1997 und 1998 wieder ausgleichen. Die GKV-Umsätze könnten das Niveau von 1996 erreichen, die Gesamtumsätze könnten es sogar überschreiten.

Kurzfristig erscheint dieses Aufholen als beträchtlicher Umsatzanstieg. So stiegen die Umsätze in 2000 um 7,0%, im ersten Halbjahr 2001 sogar um 10,6%. Im weiteren Verlauf des Jahres wird dieser Trend aber voraussichtlich nicht anhalten, insbesondere wegen der beabsichtigten Einsparungen im Bereich der GKV (siehe Bericht in AZ 39 und Bericht auf Seite 25).

Breite Streuung unter den Apotheken

Die Auswertungen beruhen auf etwa einem Drittel der Apotheken des Bundeslandes und gelten daher als weitgehend repräsentativ. Doch nimmt die Streuung der Werte zwischen kleinen und großen Apotheken nach Einschätzung von Speck ständig zu. So liegen mittlerweile 64% der ausgewerteten Apotheken unter dem Durchschnittswert, d. h. wenige große Apotheken ziehen die Werte nach oben. Einige Apotheken in Rostock wiesen dagegen sogar Umsatzrückgänge auf.

Für eine "typische" Apotheke in Mecklenburg-Vorpommern ergeben sich derzeit bei einem Umsatz von 2 119 000 DM ein Rohgewinn von 30,3%, Kosten von 21,7% und damit ein Betriebsergebnis von 8,6%, entsprechend 182 300 DM. Die Personalkosten betragen (bei sehr breiter Streuung) 9,9% vom Umsatz, die Raumkosten 2,5%.

Teurer verordnet

Obwohl die Umsatzzuwächse überwiegend im Bereich der GKV-Umsätze liegen, blieb die Zahl der Rezepte weitgehend unverändert. So wies das NARZ im ersten Halbjahr 2001 pro Monat und Apotheke 2565 Rezepte aus (zum Vergleich: 2510 in 2000; 2547 in 1999; 2588 in 1998). Demnach wurde nicht mehr, sondern teurer verordnet bzw. die Preise der Arzneimittel sind gestiegen. So rücken immer mehr Arzneimittel in Taxstufen mit niedrigen Spannen auf.

Für die Apotheken wirkt sich damit der Degressionseffekt der Arzneimittelpreisverordnung praktisch auf die gesamten Umsatzzuwächse aus, diese können nur eingeschränkt in Gewinne transformiert werden. Betrug der Wareneinsatz vor drei Jahren noch 68%, liegt er inzwischen bei 69,7%, bald dürften 70% erreicht werden. Im Jahr 2000 hat eine typische Apotheke in Mecklenburg-Vorpommern allein durch diesen Degressionseffekt der Preisspannenverordnung 4200 DM an Rohgewinn eingebüßt. Die Umsätze früherer Jahre sind demnach nur bedingt vergleichbar.

Vielmehr müsse die Kostenstruktur der Apotheken neu definiert werden. Da die meisten Kosten Fixkosten darstellen, würden die künftig möglicherweise sinkenden Rohgewinne oder schlechtere Umsatzentwicklungen voll auf die Gewinne durchschlagen. Die auf den ersten Blick günstig erscheinenden Zahlen sollten daher mit großer Vorsicht interpretiert werden.

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