Arzneimittel und Therapie

Rekombinantes Wachstumshormon: Therapieoption bei HIV-assoziierter Lipodystrop

Das HIV-assoziierte Lipodystrophiesyndrom ist durch eine Reihe metabolischer und morphologischer Veränderungen gekennzeichnet, die für die Patienten zumeist sehr belastend sind. Der Grund: Eine Lipodystrophie ist auch für Außenstehende leicht erkennbar.

Beim Lipodystrophiesyndrom kommt es zu metabolischen Veränderungen, wie einer gestörten Glucosetoleranz, Fettstoffwechselstörungen und morphologischen Veränderungen in Form von Fettansammlungen oder Fettverlust. Charakteristisch sind dabei Fettansammlungen im Abdomen (androide Fettverteilung), welche wiederum mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen einhergehen. Eine neue Therapieoption besteht in der Gabe von rekombinantem Wachstumshormon (rhGH, Serostim), wie auf einem Symposium des Unternehmens Serono in Cannes gezeigt wurde. Bei niedrigen peripheren Wachstumshormon (GH)-Konzentrationen sind Körpergewicht und Körperfettmasse erhöht.

Erniedrigte Konzentrationen von Wachstumshormon

In einer Studie wurde dieser Zusammenhang näher untersucht. An dieser Untersuchung waren insgesamt 61 Patienten beteiligt: 21 HIV-positive Patienten mit Lipodystrophie und 20 HIV-Patienten ohne Lipodystrophie. 20 gesunde Patienten dienten als Kontrollkollektiv. Die 21 HIV-positiven Patienten wiesen signifikante Störungen der Fettverteilung auf: vor allem im Gesicht, am Hals, im abdominellen Bereich oder an den Extremitäten. Im Rahmen der Studie führte man verschiedene Untersuchungen durch, um die spezifischen Unterschiede zwischen den beiden Kollektiven herauszuarbeiten.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigten Folgendes: Bei Patienten mit HIV-assoziierter Lipodystrophie finden sich erniedrigte GH-Konzentrationen. Allerdings hat weder die Erkrankung selber noch die antiretrovirale Therapie per se einen Effekt auf die Wachstumshormonachse. Vor allem bei viszeraler Adipositas sind die GH-Konzentrationen bei Patienen mit HIV-assoziierter Lipodystrophie erniedrigt.

Therapie mit rekombinantem Wachstumshormon

Eine Therapie mit rekombinantem Wachstumshormon (rhGH, Serostim) kann dazu beitragen, die übermäßigen viszeralen Fettansammlunen effektiv zu reduzieren. Dies belegen die Ergebnisse einer offenen Studie, an der 30 Patienten (26 Männer und vier Frauen, mittleres Alter: 43 Jahre) beteiligt waren. Die Studienteilnehmer wurden über 24 Wochen mit 6 mg Serostim täglich behandelt. Daran schloss sich eine 12-wöchige Wash-out-Phase an. Insgesamt 14 Patienten wurden daran anschließend über 12 Wochen mit 4 mg Serostim alle 2 Tage therapiert. Im Rahmen der Studie wurden neben der Körperzusammensetzung auch die folgenden Laborparameter bestimmt: oraler Glucosetoleranztest, Triglyceride und Gesamt-Cholesterin.

Die Studienergebnisse im Überblick

Die Ergebnisse der Studie sprechen für sich: Eine Therapie mit rhGH führt zu einer Steigerung der mageren Körpermasse (lean body mass) und gleichzeitig zu einer statistisch signifikanten Abnahme der viszeralen Fettdepots (Reduktion um 42% unter der Therapie mit 6 mg/Tag, Reduktion um 15% unter der Therapie mit 4 mg alle 2 Tage).

Mit rhGH steht demnach ein effektiv und gut verträglicher Therapieansatz zur Behandlung der HIV-assoziierten Lipodystrophie zur Verfügung. Während der Behandlung sollte auf eine enge Überwachung der Glucosetoleranz geachtet werden, da sich dieser Parameter unter einer rhGH-Therapie verändern kann.

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